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84, Charing Cross Road

84, Charing Cross Road

Titel: 84, Charing Cross Road
Autoren: Helene Hanff
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wegen eines Blinddarmdurchbruchs sofort operiert. Unglücklicherweise kam eine Bauchfellentzündung hinzu, und er starb sieben Tage später.
    Seit über vierzig Jahren arbeitete er für unsere Firma, und natürlich ist dies für Herrn Cohen ein sehr großer Schock gewesen, zumal sich dies so rasch nach dem Tod von Herrn Marks ereignete.
    Legen Sie weiterhin Wert darauf, dass wir die Austen-Bände für Sie beschaffen?
     
    Mit freundlichen Grüßen
    p.p.
MARKS
&
CO
.
    Frau Joan Todd
    Sekretärin

( UNDATIERT. ABGESTEMPELT AM 29 . JANUAR 1969 . KEINE ANSCHRIFT AUF DEM BRIEFBOGEN )
    Liebe Helene!
    Danke für Ihren so freundlichen Brief, nichts daran verletzt mich im Geringsten. Ich wünschte nur, Sie wären Frank begegnet und hätten ihn persönlich kennen gelernt. Er war die ausgeglichenste Person mit einem wunderbaren Sinn für Humor und solch ein bescheidener Mensch, wie ich jetzt begreife, da ich von überall her Briefe bekommen habe, die ihm Hochachtung bezeugen. So viele Menschen aus dem Buchhandel sagen, dass er so gescheit war und sein Wissen freudig mit allen und jedem teilte. Wenn Sie es möchten, könnte ich Ihnen diese Briefe schicken.
    Manchmal, ich kann es Ihnen ja sagen, war ich ganz eifersüchtig auf Sie, da Frank Ihre Briefe so mochte, die, beziehungsweise einige davon, seinem Sinn für Humor so entsprachen. Ich habe Sie auch um Ihr Schreibtalent beneidet. Frank und ich waren sehr gegensätzlich, er so freundlich und sanft und ich dagegen, die ich mit meinem irischen Hintergrund immer für meine Rechte kämpfte. Er fehlt mir so, das Leben war so interessant mit ihm, er war immer am Erklären und versuchte mir etwas über Bücher beizubringen. Meine Töchter sind wunderbar, damit habe ich wirklich Glück. Ich vermute, dass viele in meiner Lage ganz allein sind. Bitte entschuldigen Sie mein Gekritzel.
     
    Alles Liebe
    Nora
     
     
    Ich hoffe, dass Sie uns eines Tages besuchen kommen, die Mädchen würden Sie liebend gern kennen lernen.

11 . April 1969
    Liebe Katherine!
    Ich unterbreche geschwind die Aufräumarbeiten in meiner Bibliothek, und während ich, umzingelt von Büchern, auf meinem Teppich sitze, kritzele ich dir ein »Bon Voyage« hin. Ich hoffe, Du und Brian kommt in London gut zurecht. Er sagte mir am Telefon: »Würdest Du mit uns kommen, wenn Du das Geld für die Überfahrt hättest?«, und ich weinte fast.
    Aber ich weiß ja nicht, vielleicht ist es gut so, wenn ich da nie hinkomme. So viele Jahre lang träumte ich davon. Ich ging regelmäßig in englische Filme, nur um mir die Straßen anzusehen. Ich erinnere mich, dass mir ein Typ, den ich kannte, vor Jahren sagte, dass Menschen, die nach England gingen, genau das fänden, wonach sie suchten. Ich sagte, ich würde dorthin gehen, um nach dem England der englischen Literatur zu suchen, er nickte und sagte: »Dann wird es da sein.«
    Vielleicht ist es so, vielleicht auch nicht. Wenn ich über meinen Teppich blicke, dann ist eines sicher: Hier ist es. Der Mann – gelobt sei er –, der mir alle meine Bücher verkauft hat, ist vor ein paar Monaten gestorben. Und Herr Marks, dem der Laden gehörte, ist tot. Aber die Buchhandlung Marks & Co. gibt es noch. Wenn Du zufällig an der 84 , Charing Cross Road vorbeikommst, küsst Du sie für mich? Ich verdanke ihr so viel.
     
    Helene

Epilog
    Oktober 1969

Winton Avenue
    London, N. 11
    Oktober 1969
    Liebe Helene!
    Hier spricht Briefpartner Nr.  3 aus der Doel-Familie! Ich möchte mich zuerst für mein langes Schweigen entschuldigen. Glauben Sie mir, wir haben oft an Sie gedacht, es aber anscheinend nie fertig gebracht, diese Gedanken niederzuschreiben. Und dann bekamen wir heute Ihren zweiten Brief und haben uns so geschämt, dass wir jetzt sofort schreiben.
    Wir freuen uns, von Ihren Buchplänen zu hören, und geben Ihnen gerne die Erlaubnis, die Briefe zu veröffentlichen.
    Wir sind jetzt in unserem schönen neuen Heim. Aber obwohl wir das Haus lieben und glücklich sind, dorthin umgezogen zu sein, denken wir oft daran, wie sehr sich mein Vater darüber gefreut hätte.
    Es ist müßig, den Dingen nachzutrauern. Obwohl mein Vater nie ein wohlhabender oder mächtiger Mann war, war er ein glücklicher und zufriedener Mann. Und wir sind glücklich, dass das so war.
    Wir alle führen ein geschäftiges Leben – und vielleicht ist das auch besser so. Mary arbeitet viel in der Universitätsbibliothek, und zum Ausgleich nimmt sie an Auto-Rallyes teil, die die ganze Nacht dauern. Ich studiere, um
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