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84, Charing Cross Road

84, Charing Cross Road

Titel: 84, Charing Cross Road
Autoren: Helene Hanff
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haben, die bei mir herumsitzen und gleichzeitig Obst essen.
     
    Adieu!
    hh

Helene Hanff  305  East 72 nd Street, New York 21 , N.Y.
    2 . Februar 1961
    Frank?
    Leben Sie noch?
    Ich schwor, erst zu schreiben, wenn ich Arbeit hätte. Habe eine Geschichte an
Harper’s Magazine
verkauft und deswegen drei Wochen geschuftet, und man hat mir 200  Dollar dafür bezahlt. Nun haben sie mich gebeten, meine Lebensgeschichte in Buchform niederzuschreiben. Sie zahlen dafür einen »Vorschuss« von 1500  Dollar, und sie stellen sich vor, dass ich nicht länger als ein halbes Jahr dafür brauche. Mir macht das nichts aus, aber der Hausbesitzer sorgt sich.
    Deshalb kann ich keine Bücher kaufen, aber letzten Oktober hat mich jemand mit Louis, dem Herzog von Saint-Simon, bekannt gemacht, in einer elendiglich gekürzten Ausgabe. Ich bin gleich in die Society Library gestürzt, wo man um die Regale herumstreifen und alles nach Hause schleppen darf, und ich habe das Richtige gefunden. Seitdem schwelge ich in Louis. Die Ausgabe, die ich lese, hat sechs Bände, und als ich letzte Nacht mit Band  VI halb durch war, erkannte ich, dass ich den Gedanken nicht er TRAGEN könnte, KEINEN Louis im Haus zu haben, sobald ich die Bände zurückbringen müsste. Die Übersetzung, die ich lese, ist von Francis Arkwright, und sie ist herrlich, aber ich bin mit jeder Ausgabe zufrieden, die Sie auftreiben und der Sie vertrauen. SCHICKEN SIE SIE MIR NICHT! Kaufen Sie sie und sagen Sie mir, was sie kostet, und behalten Sie sie bei sich. Ich werde Sie Ihnen Band für Band abkaufen. Hoffe, dass Nora und die Mädchen wohlauf sind. Und Sie auch. Und jeder, der mich kennt.
     
    Helene

MARKS & CO . – Buchhandlung
    84 , Charing Cross Road
    London, W.C. 2
    15 . Februar 1961
    Fräulein Helene Hanff
    305  East 72
nd
St.
    New York 21 , New York
    USA
     
    Liebe Helene!
    Es wird Sie freuen zu hören, dass wir ein Exemplar der »Memoiren des Herzogs von Saint-Simon«, in der Arkwright-Übersetzung, vorrätig haben, sechs Bände, hübsch gebunden und in sehr gutem Zustand. Wir schicken Sie heute an Sie ab, und sie sollten nächste oder übernächste Woche ankommen. Der Betrag dafür beläuft sich auf 18 , 75  Dollar, aber machen Sie sich wegen einer sofortigen Bezahlung keine Gedanken. Ihr Guthaben bei Marks & Co. wird stets ausreichend sein.
    Es war ein Vergnügen, wieder von Ihnen zu hören. Uns geht es allen gut, und wir hoffen immer noch, Sie einmal in England zu sehen.
     
    Alles Liebe von uns allen
    Frank

Helene Hanff  305  East 72 nd Street, New York 21 , N.Y.
    10 . März 1961
    Lieber Frank!
    Beigefügt finden Sie bitte, so Gott will, eine 10 -Dollar-Note. Hoffe, dass sie ankommt, denn viele davon schneien bei mir momentan nicht herein, aber Louis wollte, dass ich ihn auslöse, er hat die Nase so voll von den Schnorrern, die er vor Gericht kennen lernte, dass er 270  Jahre später nicht bei einem solchen einziehen wollte.
    Dachte letzte Nacht an Sie – meine Programmdirektorin von Harper war bei mir zum Abendessen. Wir sprachen über diese Geschichte-meines-Lebens und kamen dabei auf die Geschichte, wie ich Landors »Äsop und Rhodope« für die Hallmark-Ruhmeshalle dramatisierte. Habe ich Ihnen je davon erzählt? Sarah Churchill spielte die Hauptrolle als Landors blauäugige Rhodope. Die Sendung wurde an einem Samstagnachmittag ausgestrahlt. Zwei Stunden bevor es losging, schlug ich die Sonntags-Buchbeilage der
New York Times
auf, wo auf Seite 3 ein Buch von Polly Adler, das »Madam P. und ihre Mädchen« hieß, besprochen wurde. Es ging da um Bordelle, und unter der Überschrift war die Aufnahme einer Skulptur, die den Kopf eines griechischen Mädchens zeigte, mit folgender Bildlegende: »Rhodope, die berühmteste Prostituierte Griechenlands«. Landor hatte versäumt, das zu erwähnen. Jeder Gelehrte hätte gewusst, dass Landors Rhodope jene Rhodopis ist, die Sapphos Bruder bis aufs letzte Hemd auszog, aber ich bin keine Gelehrte. Einen Winter lang habe ich stoisch die griechischen Deklinationen gelernt, aber sie sind mir nicht treu geblieben.
    So kamen wir auf diese Anekdote, und Gene, meine Direktorin, fragte: »Wer ist Landor?« Ich holte zu enthusiastischen Erklärungen aus – und Gene schüttelte den Kopf und fiel mir ungeduldig ins Wort:
    »Du und Deine Alten Englischen Bücher!« Sie sehen, Frankie, wie die Dinge stehen: Sie sind der einzige Mensch auf Erden, der mich versteht.
     
    xxxx
    hh
     
     
    P. S.: Gene ist
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