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84, Charing Cross Road

84, Charing Cross Road

Titel: 84, Charing Cross Road
Autoren: Helene Hanff
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Library«. Also habe ich mir gedacht:
    »Ich werde die drei klassischen Abschnitte aus Predigt Nr.  15 laut lesen«, man muss Donne laut lesen, es ist wie eine Fuge von Bach.
    Würden Sie gerne erfahren, was ich durchgemacht habe, als ich einen unschuldigen Anlauf nahm, drei zusammenhängende, ungekürzte Abschnitte aus Predigt Nr.  15 laut zu lesen?
    Man beginnt mit der Fassung der »Giant Modern Library«, sucht Predigt Nr.  15 heraus, und da sind sie dann: die Auszüge I, II und III  – nur wenn man ans Ende des ersten Auszugs gelangt, entdeckt man, dass sie Isebel herausgestrichen haben. So greift man zu Donnes »Predigten. Eine Auswahl« (Logan Pearsall Smith), wo man zwanzig Minuten damit verbringt, Predigt Nr.  15 , Auszug 1 zu finden, weil es bei Logan Pearsall Smith nicht Predigt Nr.  15 , Auszug 1 ist, sondern Abschnitt 126 : »Jeder ist sterblich«. Wenn man das gefunden hat, sieht man, dass auch er Isebel gestrichen hat, so dass man sich die Ausgabe »Sämtliche Dichtungen & Ausgewählte Prosa« (Nonesuch Press) holt, aber sie haben Isebel auch nicht drin, und so greift man zur »Oxford Sammlung Englischer Prosa«, wo man weitere zwanzig Minuten damit verbringt, es aufzuspüren, weil es in der »Oxford Sammlung Englischer Prosa« weder Predigt Nr.  15 , Auszug 1 noch 126 : »Jeder ist sterblich« ist, sondern Abschnitt 113 : »Der alles gleich machende Tod«. Da findet sich dann Isebel, und man liest es laut, doch wenn man ans Ende gelangt ist, stellt man fest, dass sowohl Auszug  II als auch Auszug  III fehlen, so dass man zu einem der anderen drei Bücher hinüberwechseln muss, vorausgesetzt, dass man klug genug war, sie an der richtigen Stelle aufgeschlagen liegen gelassen zu haben – was bei mir nicht der Fall war.
    Bringen Sie es mir deshalb schonend bei: Wie schwer ist es, John Donnes vollständige Predigten für mich zu finden, und wie viel wird das kosten?
    Ich gehe jetzt ins Bett. Ich werde schreckliche Albträume haben mit riesigen Monstern, die Akademikerroben tragen und lange, blutige Fleischermesser schwingen mit den Aufschriften »Auszug«, »Auswahl«, »Passus« und »Gekürzt«.
     
    Die Ihre,
    h.hfffffffffffffff.

MARKS & CO . – Buchhandlung
    84 , Charing Cross Road
    London, W.C. 2
    5 . März 1960
    Fräulein Helene Hanff
    305  East 72
nd
St.
    New York 21 , New York
    USA
     
    Liebe Helene!
    Ich habe mit der Antwort auf Ihre beiden letzten Briefe so lange gewartet, bis ich gute Nachrichten für Sie hatte. Es mir gelungen, ein Exemplar des Briefwechsels zwischen Bernard Shaw und Ellen Terry zu bekommen. Es handelt sich nicht um eine besonders schöne Ausgabe, doch es ist ein gutes, sauberes Exemplar, und ich dachte, dass ich es Ihnen am besten schicke, da es sich um ein sehr beliebtes Buch handelt und es einige Zeit dauern könnte, bis ein anderes Exemplar auftaucht. Der Preis beträgt etwa 2 , 65  Dollar; Sie haben ein Guthaben von 50  Cents bei uns.
    Ich befürchte, dass die Predigten Donnes nur vollständig zu bekommen sind, wenn man Donnes »Sämtliche Werke« kauft. Das sind mehr als 40  Bände und wäre, wenn es sich um Exemplare in gutem Zustand handelte, sehr teuer.
    Wir hoffen, dass Sie schöne Weihnachten und einen schönen Neujahrstag hatten, trotz der »Giant Modern Library«.
    Nora schließt sich mit besten Wünschen an.
     
    Herzlich
    Frank

Helene Hanff  305  East 72 nd Street, New York 21 , N.Y.
    8 . Mai 1960
    Herr de Tocqueville übermittelt Ihnen seine Empfehlung, und er bittet darum, seine wohlbehaltene Ankunft in Amerika zu verkünden. Er sitzt selbstgefällig herum, weil alles, was er sagte, richtig war, besonders das über die Anwälte, die das Land beherrschen. Ich gehöre einem Klub der Demokraten an, dort waren letzte Nacht vierzehn Männer, elf davon Rechtsanwälte. Als ich heimkam, las ich einige Zeitungsartikel über die präsidialen Hoffnungsträger – Stevenson, Humphrey, Kennedy, Stassen, Nixon –, alles Juristen, außer Humphrey.
    Anbei drei Dollar, es ist ein schönes Buch, und man kann es eigentlich nicht antiquarisch nennen, denn die Seiten waren nicht mal aufgeschnitten. Habe ich Ihnen erzählt, dass ich endlich das perfekte Papiermesser gefunden habe? Ein Obstmesser mit Perlmuttgriff. Meine Mutter hat mir ein Dutzend davon hinterlassen, eines davon steht zusammen mit den Stiften in einem Becher auf meinem Schreibtisch. Vielleicht verkehre ich ja mit den falschen Leuten, aber ich werde wahrscheinlich nie zwölf Gäste
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