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760 Minuten Angst

760 Minuten Angst

Titel: 760 Minuten Angst
Autoren: Michael Schmid
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bestimmt.
    Und doch schlichen sich weiterhin Zweifel in ihren Verstand, die sie unaufhörlich quälten, wenngleich sie Stella auch vorantrieben, das makabre Spiel weiterzuspielen.
    Nachdem sie sich entschieden hatte, dem Brief Glauben und volle Aufmerksamkeit zu schenken, war es für Stella ein Leichtes gewesen, das erste Rätsel des letzten Satzes zu lösen.
    Der Doppeladler wird dir den Weg weisen.
    Der Neupfarrplatz war ihr als gebürtige Regensburgerin wohlbekannt und so verstand sie die Anspielung des Doppeladlers sofort. Es würde sich gleich herausstellen, ob sie mit ihrer ersten Eingebung Recht behielt.
    Nachdem sie die Kurve zum Neupfarrplatz gemeistert hatte, war es nur noch ein Katzensprung bis zum Brunnen in der Mitte der Fußgängerpassage. Mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend stand sie vor dem geschichtlichen Denkmal.
    Ohne Stella eines Blickes zu würdigen, gingen die Passanten einfach an ihr vorbei, um sich ihrem eigenen Leben zu widmen. Als Stella dieses Treiben beobachtete, kam ihr auf einmal alles so normal und alltäglich vor, obwohl es das derzeit auf keinen Fall war.
    Allein dieses kleine Paradoxon reichte aus, um Stellas Verstand ins Wanken zu bringen. Sie konnte nicht begreifen, wie diese vielen Menschen einfach so tun konnten, als wäre heute ein idyllischer Tag, obwohl Stellas Welt gerade davorstand, völlig auseinanderzubrechen.
    Nein, nein, nein. Hör auf damit! Ich darf mich nicht selbst verrückt machen. Ich muss ruhig bleiben und einfach weitermachen. Das ist bestimmt alles gar nicht so schlimm, wie ich es mir gerade ausmale. Es ist sicher nur ein blöder Scherz von irgendeinem Idioten. Das wird schon wieder. Ich muss einfach nur mitspielen. Mehr nicht.
    Endlich hatte sich Stella erfolgreich beruhigt. Sie konzentrierte sich weiter auf ihre Aufgabe und suchte auf dem Brunnen nach dem Doppelader und dem dazugehörigen Hinweis.
    Das gefiederte Tier war schnell gefunden, da es sich auf der Säule in der Mitte des Brunnens befand, doch der ersehnte Hinweis ließ auf sich warten. Erst als Stella die Nerven bezüglich der Suche verlor und wie wild auf und ab lief, kam ihr die naheliegende Idee, im Inneren des Brunnens nachzusehen.
    Aber natürlich! Dieser »C« musste schließlich sichergehen, dass nur ich diesen Hinweis finde und keine neugierigen Passanten. Der Hinweis muss daher einfach im Inneren des Brunnens sein!
    Die misstrauischen und fragenden Blicke der Passanten ignorierend, kletterte Stella über das Gitter rund um den leeren Brunnen in das besagte Innere. Nur wenige Sekunden später erspähte sie den ersten Anhaltspunkt.
    Es handelte sich dabei um eine einfache, beigefarbene Schuhschachtel. Die Farbe glich der des Briefumschlags ungemein. Darauf lag eine ebenfalls beigefarbene Postkarte mit ihrem Namen darauf. STELLA.
    Eindeutig von »C«!
    Stella ging auf die Schachtel zu, nahm die Postkarte in die rechte Hand und drehte sie herum. Dann las sie die wenigen Sätze, welche handschriftlich darauf verfasst waren:

    Liebe Stella,

    dieses Päckchen ist ganz allein für dich. Zeige keiner anderen Person den Inhalt. Such dir ein ruhiges Plätzchen, ehe du es öffnest. Du hast nicht lange Zeit. Wenn das Signal ertönt, beginnt es.

    Viel Spaß, »C«

    Sie zögerte keinen Moment.
    Stella kannte zwar die Regeln des Spiels noch nicht, aber langsam hatte sie keine Zweifel mehr daran, dass dieser »C« tatsächlich verrückt war und dadurch ihre Omi in großer Gefahr schwebte.
    Die Schachtel ließ sie vorsichtig über das Brunnengitter zu Boden fallen. Daraufhin kletterte sie selbst über das Hindernis, um gleich darauf die Schachtel wieder in Besitz zu nehmen. Sie konnte Gott sei Dank noch kein Geräusch ausmachen.
    Okay. Er hat geschrieben, dass ich mir einen ruhigen Ort suchen soll. Doch wo finde ich eine solche Stelle inmitten der Regensburger Altstadt?
    Hastig sah sie sich nach allen Seiten um. Stella konnte kein passendes Versteck ausfindig machen. Es half alles nichts, sie musste es auf gut Glück versuchen. Vielleicht halfen ihr die schmalen Gassen dabei, eine passende Stelle zu finden.
    Ohne sich weiteren Gedanken hinzugeben, lief Stella aufs Geratewohl durch die erste, verwinkelte Gasse. Ihr kam ein Mann mittleren Alters entgegen, der sie ein wenig irritiert ansah. Sie lief einfach an ihm vorbei, bog daraufhin rechts ab und versuchte in dieser Gasse ihr Glück. Nichts!
    Sie rannte weiter, bog immer wieder ab, sobald sich ihr eine Gelegenheit bot und doch wurde sie jedes
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