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73 - Der Dukatenhof

73 - Der Dukatenhof

Titel: 73 - Der Dukatenhof
Autoren: Karl May
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der Wirt wirklich wahnsinnig sei.
    Ein jeder Dorfbewohner war jetzt in diesen letzten Tagen eifrig bemüht, seine Wohnung festlich einzurichten. Es hatte sich größerer Zuspruch angemeldet, als zu erwarten gewesen war. Man konnte überzeugt sein, daß selbst das kleinste Häuschen von fremden Interessenten besucht sein werde. Das hatte man besonders der geschickten Leitung des Herrn Lehrers zu verdanken, der eine ganz hervorragende Begabung entwickelte, in dieser Weise für das öffentliche Wohl zu wirken.
    Herr Frömmelt ließ sich von fast niemand sehen. Es hieß, er arbeite in seinen Büchern. Er hatte sich alles, was zur Buchführung gehörte, in das Gastzimmer bringen lassen, welches außer ihm niemand betreten durfte. Nur einmal stand es offen, nämlich als die Taglöhner alle die Gegenstände bringen mußten, welche sich in der Druckerstube und in der Stereotypie befunden hatten. Dann schloß er wieder zu. Er war dabei so aufgeregt gewesen und hatte so widersinnige Reden angeführt. Aber man wunderte sich nicht mehr darüber, denn er war ja verrückt!
    Natürlich mußte es einen Festplatz geben; das war die Wiese, welche vor dem Bergle lag. Dort wurden viele Tische und Bänke eingeschlagen, von Brettern und Pfählen, die man aus der Schneidemühle holte. Der einzige Ladenbesitzer, der sich nicht durch das ‚Etablissement‘ hatte werfen lassen, baute eine große Schank- und Speisebude hin. Weiter oben am Bach, auf der Waldwiese, wurde alles Nötige zu einem Schulfest eingerichtet, an welchem auch die Jugend der umliegenden Ortschaften teilnehmen sollte.
    Nun traten auch die Festjungfrauen in ihre Pflichten ein. Sie hatten die Kirche zu schmücken, denn auf dem Platz vor derselben sollte die Ausstellung eröffnet werden. Auch sollten sie an dem Festzug teilnehmen und dabei grad hinter der Musik hergehen. Sie hatten dazu ihre gewöhnlichen Werktagsgewänder anzulegen und ihre Klöppelkissen in den Händen zu tragen, mit einigen Blumen geschmückt. Ferner war es ihre Obliegenheit, die Ehrengäste des Festplatzes als Kellnerinnen zu bedienen. Der König hatte nämlich befohlen, daß am Nachmittage alle arbeitsunfähigen Armen des Kirchspiels zu einem Festmahl vereinigt werden sollten. Es waren hierfür zehn Taler pro Person bestimmt. Der Überschuß solle jedem bar herausgezahlt werden. Diese Armen waren die Ehrengäste.
    Als Bernstein dem Musterwirt heut' früh die falschen Taler vom Bergle brachte, legte dieser sie ruhig vor sich hin und sagte:
    „Dieses Geld kommt mit in meine Ausstellung. Sie sprachen davon, daß auch Sie eine eröffnen werden – gegen mich. In welcher Weise werden Sie das tun?“
    „Ich wollte jedem Ausstellenden zwei Exemplare meiner Bücher geben und Sie damit vollständig zu Grunde richten“, antwortete der Lehrer. „Auch sollten sie drüben auf dem Festplatz an jedermann zum Herstellungspreis verkauft werden. Es werden Tausende kommen. Wissen Sie, was das für Sie bedeutet? Den Ruin! Aber nachdem ich Zeuge Ihrer Beichte war, habe ich mich anders besonnen. Ich halte es nicht mehr –“
    „Warum anders besonnen?“ fiel da der Wirt schnell ein. „Der Neubertbauer hat Ihnen in bester Absicht den Schlüssel zu meiner Kammer gegeben. Diese Absicht wurde erreicht. Haben Sie das Recht, nun plötzlich gegen sie zu handeln? Ich verlange von Ihnen, daß Sie unbedingt tun, was Sie beschlossen hatten! Ich verbiete Ihnen, mich zu schonen, denn ich schone mich selbst auch nicht! Hierbei will ich gleich erwähnen, daß ich wegen meiner Tochter vorhin beim Pfarrer war. Sie wird einen Tag später begraben, denn auch ich will dabei sein, und eher kann ich nicht – auch – ich – will – dabei sein!“
    Der Lehrer fühlte sich von der besonders schwer betonten Wiederholung dieser Worte ganz eigenartig berührt. Frömmelt aber fuhr schnell fort:
    „Ich habe für meine Person auf den Schankbetrieb verzichtet. Aber bei dem großen Zuspruch, den Sie erwarten, wird der Gasthof gebraucht, denn es ist kein anderer da. Ich trete ihn für die Ausstellungszeit dem alten, braven Krämer ab, der durch mein Etablissement bankrott geworden ist. Er kann sich die Schlüssel holen. Nur das Gastzimmer bekommt er nicht, denn da stelle ich aus. Er mag sich den Saal dafür herrichten. Dazu braucht er Geld. Bitte, geben Sie ihm diese fünf Hunderttalerscheine. Ich leihe sie ihm. Haben Sie keine Sorge, sie sind echt. Mit der Falschheit ist's bei mir vorüber! Nun gehen Sie!“
    Er gab ihm die bereit liegenden
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