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64 Grundregeln ESSEN

64 Grundregeln ESSEN

Titel: 64 Grundregeln ESSEN
Autoren: Michael Pollan
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Einkaufswagen durch die Supermarktgänge schieben. Sie stehen zusammen vor der Theke mit den Milchprodukten. Sie nimmt ein Tubenjoghurt in die Hand – und hat keine Ahnung, was dieses gefärbte, aromatisierte Gel im weichen Plastikzylinder sein könnte. Ist das etwas zu essen oder eine Zahnpasta? Wir finden heute im Supermarkt Hunderte nahrungsähnlicher Produkte, die unsere Vorfahren einfach nicht als etwas Essbares erkannt hätten. Ganz abgesehen von den diversen chemischen Zusatzstoffen und den Mais- und Soja-Derivaten, die sie enthalten, oder den Kunststoffen, in die sie im Allgemeinen verpackt sind und von denen einige wahrscheinlich gesundheitsschädlich sind, gibt es zahlreiche Gründe dafür, diese komplizierten Nahrungsmittelprodukte nicht zu essen. Lebensmittel werden heute auf eine Weise bearbeitet, die speziell darauf angelegt ist, dass wir mehr von ihnen kaufen und essen. Das wird dadurch erreicht, dass sie unsere evolutionär
angelegten »Knöpfe drücken« – sie setzen auf unsere angeborene Vorliebe für Süßes, Fettiges und Salziges. Diese Geschmacksrichtungen sind in der Natur schwer zu finden, für Lebensmittelwissenschaftler aber billig und einfach zu entwickeln. Ergebnis: Die Bearbeitung verleitet uns dazu, von diesen »Raritäten« mehr zu essen, als uns guttut. Die Uroma-Regel sorgt dagegen dafür, dass viele dieser Produkte nicht in Ihrem Einkaufswagen landen.
    Anmerkung: Wenn Ihre Uroma eine miserable Köchin oder Esserin war, empfehle ich Ihnen, sich vorübergehend eine andere auszuleihen – am besten eine aus Sizilien oder Frankreich.
    Die folgenden Regeln verfeinern diese Strategie und helfen Ihnen, sich in der trügerischen Landschaft der Zutatenlisten zurechtzufinden.

3

Meiden Sie Nahrungsprodukte, die Zutaten enthalten, die kein normaler Mensch im Küchenschrank hat.
    Ethoxylierte Diglyceride? Zellulose? Xanthan? Calciumpropionat? Ammoniumsulfat? Warum sollten Sie, wenn Sie selbst nicht mit solchen Substanzen kochen würden, anderen erlauben, mit ihnen für Sie zu kochen? Der Chemiebaukasten der Lebensmittelwissenschaftler ist darauf ausgelegt, die Haltbarkeit zu verlängern, alte Lebensmittel frischer und appetitlicher aussehen zu lassen, als sie tatsächlich sind, und Sie dazu zu bringen, mehr von ihnen zu essen. Ob einer dieser Zusatzstoffe Ihre Gesundheit nun erwiesenermaßen gefährdet oder nicht – viele von ihnen werden noch nicht lange von Menschen verzehrt, und deshalb machen Sie am besten einen weiten Bogen um sie.

4

Meiden Sie Nahrungsprodukte, die fructosereichen Maissirup enthalten.
    Nicht weil fructosereicher Maissirup (HFCS – auf deutschen Lebensmitteln als Glucose-Fructose-Sirup deklariert) schlechter für Sie ist als Zucker, sondern weil er wie viele andere wenig vertraute Zutaten in abgepackten Nahrungsmitteln zuverlässig anzeigt, dass es sich um ein stark bearbeitetes Nahrungsmittelprodukt handelt. Glucose-Fructose-Sirup wird außerdem in Hunderte von Lebensmitteln gegeben, die von Haus aus nicht gesüßt werden – in Brote, Würzmittel und zahlreiche Snack-produkte. Wenn Sie also Produkte meiden, die Glucose-Fructose-Sirup enthalten, reduzieren Sie automatisch Ihren Zuckerkonsum. Aber fallen Sie nicht auf den neuesten Schwindel der Nahrungsmittelindustrie herein: Produkte »ohne Glucose-Fructose-Sirup« oder »mit echtem Rohrzucker«. Diese Behauptungen erwecken den Eindruck, diese Nahrungsmittel seien irgendwie gesünder, aber das sind sie keineswegs. Zucker bleibt Zucker.

5

Meiden Sie Nahrungsmittel, bei denen irgendeine Form von Zucker (oder Süßstoff) als eine der drei wichtigsten Zutaten genannt wird.
    Etiketten führen die Zutaten in der Reihenfolge ihres Gewichts auf, und jedes Produkt, in dem mehr Zucker als alles andere ist, enthält zu viel Zucker. (Ausnahme: Siehe Regel 60, in der es um Lieblingsspeisen zu besonderen Gelegenheiten geht.) Kompliziert wird die Angelegenheit dadurch, dass dank der Lebensmittelwissenschaft in verarbeiteten Nahrungsprodukten rund 40 Arten von Zucker verwendet werden, darunter Gerstenmalz, Rübenzucker, Reissirup, Zuckerrohrsaft, Süßungsmittel auf Maisbasis, Dextrin, Dextrose, Oligofructose, Fruchtsaftkonzentrat, Glucose, Rohrzucker, Invertzucker, Polydextrose, Vollrohrzucker und so weiter. Ich wiederhole: Zucker ist Zucker. Auch Bio-Zucker ist Zucker. Und was ist mit den kalorienfreien Süßstoffen, etwa Aspartam? Studien (zu denen Menschen und Tiere herangezogen wurden) deuten darauf hin, dass der Wechsel zu
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