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617 Grad Celsius

Titel: 617 Grad Celsius
Autoren: Horst Eckert
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könnte.«
    »Jetzt, mitten in der Nacht?«
    »Es ist dringend.«
    »Entweder ist sie nach Holzbüttgen gefahren oder sie ist bei ihrem Vater im Krankenhaus.«
    »Kennen Sie einen Sven?«
    »Natürlich. Sven Arnold arbeitet seit einiger Zeit wieder als Fahrer für Herrn Winkler. Was ist mit ihm?«
    »Wissen Sie, wo er wohnt?«
    »Irgendwo in Bahnhofsnähe.«
    Bruno war noch immer beim Einwohnermeldeamt eingeloggt. Er gab den Namen in die Suchmaske.
    Kein Eintrag.
    »Sind Sie sicher, dass sein Name Sven Arnold lautet?«
    »Ja, natürlich.«
    Der Kollege aus Niederbayern zog das Telefonbuch heran, blätterte und schüttelte den Kopf. Auch dort war der Name nicht eingetragen.
    Bruno fragte in den Hörer: »Haben Sie seine Adresse vielleicht im Landtagsbüro?«
    »Nein, Herr Winkler macht die Gehaltsabrechnung mit Sven selbst.«
    »Sie sagten, er liegt im Krankenhaus?«
    »Schlaganfall.«
    »Wo ist das?«
    »Das Evangelische Krankenhaus in der Kirchfeldstraße. Wenn Sie Anna sehen, richten Sie ihr bitte aus, sie soll mich anrufen. Ich tu kein Auge zu, solange ich nicht weiß, wie es ihrem Vater geht.«
    Bruno legte auf. »Komm, Schmiedi. Krankenbesuch.«
    Die Klinik lag nur etwa einen Kilometer östlich des Präsidiums. Der Fettsack am Empfang murmelte etwas von Intensivstation, als sie ihre Dienstausweise vorzeigten und ihn nach dem Abgeordneten fragten. Im dritten Stock gelangten sie in einen Warteraum mit Spinden an der Wand und einem Schild, das ihnen vorschrieb, Schutzkleidung anzulegen.
    Eine Schwester trat gerade aus der gegenüberliegenden Tür. »Was wollen Sie hier?«
    Bruno wies sich erneut aus. »Ich suche meine Kollegin Anna Winkler.«
    »Die Tochter des Patienten, der heute Abend eingeliefert worden ist? Die war hier, bis vor ungefähr zwei oder drei Stunden.« Sie kramte in ihrer Kitteltasche und förderte ein Kärtchen mit dem Polizeiwappen des Bundeslandes hervor. Annas Name stand darauf.
    Schmiedinger fragte: »Kennen Sie einen Sven Arnold?«
    »Meinen Sie ihren Freund?« Die kleine Blonde zog ein weiteres Kärtchen aus der Tasche.
    Bruno entriss es ihr.
    Silverhammer. Eine Telefonnummer und eine Adresse.
    Der bayerische Kollege fragte: »Wie sah der Mann aus?«
    »Um die dreißig, schlank und groß, braune Haare, die in die Stirn und über die Ohren fallen. Zerbeulte Jeans und so ’ne Thermojacke wie von Tchibo.«
    »Tatsächlich«, sagte Schmiedinger staunend. »Er hat sich selbst beschrieben.«
    Bruno bedankte sich bei der Schwester und fragte: »Wie geht es eigentlich Herrn Winkler?«
    Die Frau im Kittel verschränkte die Arme. »Sind Sie mit ihm verwandt oder was?«
    Als sie im Dienstwagen saßen, las Bruno vor: »Vulkanstraße 17.« Der Kollege sah im Stadtplan nach. Bruno fragte: »Meinst du, wir sollten ein Spezialeinsatzkommando anfordern?«
    Schmiedinger zuckte mit den Schultern.
    Bruno griff zum Funkgerät.

66.
    Anna wurde wach und rappelte sich hoch. Ihr Hinterkopf pochte. Sie fasste an die Stelle und fühlte verklebtes Haar. Der Holzfußboden vor dem CD-Regal war besudelt, sie musste jede Menge Blut verloren haben. Nur eine Platzwunde, sagte sie sich. Dann knickten ihre Beine weg und die Erschütterung, als sie auf die Knie ging, ließ ihren Schädel dröhnen.
    Beim zweiten Versuch nahm sie sich Zeit.
    Der Mond vor dem Fenster hatte einen weißen Rand – offenbar trat er gerade aus dem Kernschatten. Lange konnte sie also nicht bewusstlos gewesen sein.
    Sie war allein im Zimmer. Ein Zug rumpelte vorbei, dann war es still. Vielleicht hielt sich Sven in der Küche auf.
    Ihr Handy lag auf den Dielen. Es schien noch zu funktionieren. Anna las die Wortnachricht.
    Hüte dich vor Sven. Weg von ihm, wenn du unbewaffnet bist. Melde dich bei Bruno oder mir, Olaf .
    Anna beschloss, sich zu bewaffnen. Aus Mangel an Alternativen packte sie die Gitarre am Hals und schwang sie zur Probe. Das Kabel verfing sich am Gitarrenständer, der polternd umkippte. Anna hielte inne. Keine Reaktion, nichts war zu hören.
    Sie suchte die kleine Wohnung ab und stellte fest, dass Sven geflohen war.
    Zurück im großen Zimmer fiel Annas Blick auf den Computermonitor. Statt der Homepage von Silverhammer war eine Seite mit Adressen und Telefonnummern angewählt. Düsseldorfer Anschlüsse.
    Ganz oben stand Becker, Th. – der Kollege hielt anscheinend weder Nummer noch Adresse geheim.
    Anna rief ihn unverzüglich an. Verschlafen meldete er sich.
    »Thilo, bist du allein?«, fragte sie.
    »Was fällt dir ein?«, brummte
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