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57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

Titel: 57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris
Autoren: Karl May
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angehörten?“
    „Der Pflegevater hat es uns erzählt. Er hat es aus Verschiedenem geschlossen. Noch vor ihrem Tod hat die Mutter ihm vieles erzählt; aber wie es scheint, hat er ihr schwören müssen, zu schweigen. Nun wissen wir weiter nichts als das, was ich Ihnen bereits mitgeteilt habe.“
    „Das ist interessant, höchst interessant! Da gibt es also keinen einzigen Punkt, welcher Ihnen bei dem Forschen nach Ihrem Vater und Großvater als Anhaltspunkt dienen könnte?“
    „Nichts, als daß der Vater mit seinem Rufnamen Gaston geheißen hat. Höchstens könnten wir noch angeben, daß er einen Diener gehabt hat, welcher Flory gerufen wurde.“
    „Wenig, außerordentlich wenig! Haben Sie sich nie die Mühe gegeben, in dieses Dunkel einzudringen?“
    „Nein.“
    „Und Ihr Pflegevater hat Ihnen auch nie Mitteilung gemacht, irgendeine Andeutung gegeben oder Sie wenigstens auf irgendeinen späteren Zeitpunkt vertröstet?“
    „Nie.“
    „So muß man sich bei ihm erkundigen.“
    „Vielleicht ist dies bereits zu spät. Wie Sie ja schon wissen, erhielt ich einen Brief meiner Schwester. Sie schreibt mir, daß der Pflegevater todkrank darnieder liege, und daß die Ärzte keine Hoffnung geben.“
    „Er wird diese Hoffnungslosigkeit erkennen und dann vielleicht sein Schweigen brechen. Ein jeder vernünftige Mann bringt, wenn er den Tod nahe fühlt, seine irdischen Angelegenheiten in Ordnung, und zu diesen letzteren gehört betreffs Ihres Pflegevaters doch auch die Ihrige.“
    „Allerdings. Aber wenn er wirklich Stillschweigen schwören mußte, so ist es fraglich, ob er die Erlaubnis hat, vor seinem Tod das Schweigen zu brechen. Übrigens werde ich, wenn er sterben sollte, bald erfahren, ob er noch gesprochen hat. Ich habe der Schwester telegrafiert, mich seinen Tod sofort durch eine Depesche wissen zu lassen, da ich ihn zu Grabe geleiten will.“
    „Ihre Schwester wird seinen Tod also eher erfahren als sie?“
    „Ja; sie wohnt ihm näher.“
    „Ah! Sie wohnt in Ortry; so lebt er in Frankreich?“
    „Ja. Es wird eine weite Reise sein, die ich dann plötzlich zu machen habe; aber er ist uns ein treuer Versorger gewesen, geradeso, als ob er unser wirklicher Vater wäre. Da ist es Pflicht der Dankbarkeit und Pietät, daß wir an seinem Grab erscheinen. Auch Schwester Nanon wird auf alle Fälle kommen.“
    „Ist sein Wohnort in der Nähe von Ortry?“
    „Er ist in der Gegend von Etain.“
    Haller horchte auf. Er bemerkte rasch:
    „Dort bin ich bekannt. Darf ich nach dem Ort fragen?“
    „Der Pflegevater ist Verwalter auf Schloß Malineau.“
    „Malineau?“ fragte Haller, indem er überrascht aufsprang. „Sein Name ist Berteu?“
    „Ja, ja! Kennen Sie ihn denn?“
    „Gut, sehr gut sogar. Er steht im Dienst des Generals Graf von Latreau, dem das Schloß gehört.“
    „Ja, ja! Das ist richtig! Welch ein Zufall, daß Sie ihn kennen!“
    „So kennen Sie wohl auch Ella von Latreau, die Tochter des Generals?“
    „Natürlich; sie hat mit uns als Kind gespielt, wenn sie sich zur Sommerzeit mit ihrem Vater auf dem Schloß befand.“
    „Das ist allerdings eigentümlich! Ella von Latreau ist nämlich meine –“
    ‚Verlobte‘, wollte er sagen, aber er bemerkte sofort, welchen Fehler er damit begehen würde, und hielt inne. Sie blickte ihn fragend an, und er erklärte, fast ein wenig verlegen:
    „Sie ist meine Schülerin. Ich nahm vor einigen Jahren einen kurzen Aufenthalt in Paris, um die dortigen Kunstschätze zu studieren, und da hatte ich die Ehre, ihr einigen Unterricht im Aquarell zu geben.“
    „Das ist sehr interessant. Ich habe sie seit mehreren Jahren nicht gesehen; sie muß eine sehr schöne Dame geworden sein!“
    „Sie ist eine Schönheit ersten Ranges, ja, was noch mehr ist, eine ganz und gar eigenartige Schönheit.“
    „Verheiratet ist sie noch nicht?“
    „Nein.“
    „Soviel ich weiß, war sie, was man verlobt nennen könnte. Haben Sie vielleicht in Paris im Hause des Generals einen jungen Grafen Bernard de Lemarch kennengelernt?“
    Sein Gesicht nahm eine leichte Röte an; er selbst war ja der, nach dem sie fragte. Doch antwortete er unbefangen:
    „Lemarch? Nein. Ich bin ihm nicht vorgestellt worden.“
    Damit hatte er nun freilich keine Unwahrheit gesagt, denn er war ja niemals sich selbst vorgestellt worden. Madelon fuhr fort:
    „Dieser Offizier ist Ellas bestimmter Bräutigam. Die Väter sollen das bereits seit langer Zeit bestimmt haben.“
    „Haben Sie ihn gesehen?“ fragte er
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