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57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

Titel: 57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gar nicht ein, dieser Kleinigkeit eine Bedeutung oder gar ein besonderes Gewicht beizulegen. Sie meinte unbefangen:
    „In Paris war es? So ist diese Ähnlichkeit eine ganz zufällige. Es soll ja Menschen geben, welche man verwechseln könnte, und die trotzdem in keiner Beziehung zueinander stehen.“
    „Welches ist die Garnison des Herrn Grafen?“
    „Potsdam.“
    „Dort befindet er sich?“
    „Augenblicklich nicht. Er begleitet seine Mama auf einer Erholungsreise.“
    „So kann er es doch gewesen sein. Es ist doch leicht möglich, daß ihn diese Reise mit der Gräfin nach Paris geführt hat.“
    „Nein. Sie befinden sich gegenwärtig in Wien. Ich habe erst vorgestern von dort her die Befehle meiner Gebieterin erhalten.“
    Madelon aber ahnte nicht, daß die Gräfin sich ganz allein in Wien befand. Während der Sohn derselben in geheimer Mission nach Paris gegangen war, mußten selbst seine nächsten Bekannten annehmen, daß er sich bei seiner Mutter befinde.
    „Also vor kurzer Zeit waren Sie in Paris?“ fuhr Madelon fort. „Wie beneide ich Sie!“
    „Um diesen Aufenthalt in Paris beneiden Sie mich? Fühlen Sie sich hier in Berlin vielleicht unglücklich?“
    „O nein, nein!“ antwortete sie rasch. „Die Worte, welche ich sprach, gaben nur dem längst gehegten Wunsch Ausdruck, einmal die Hauptstadt meines Vaterlandes wiederzusehen. Ich befinde mich hier so wohl, wie es unter den gegebenen Verhältnissen nur immer möglich ist.“
    „So ist die Frau Gräfin eine freundliche Dame?“
    „Sie ist mir viel mehr Mutter als Herrin und hält mich ganz und gar wie ein Glied der gräflichen Familie. Aber auch außerhalb derselben habe ich Freundinnen gefunden, welche es mich fast vergessen lassen, daß ich eine Waise bin.“
    „Sie armes Kind, so haben Sie also keine Eltern mehr?“
    „Daß ich keine Mutter mehr habe, das weiß ich; möglich aber ist es, daß mein Vater noch lebt. Ich habe ihn nie gesehen.“
    „Das läßt ja auf ganz ungewöhnliche Verhältnisse schließen!“
    „Allerdings. Ich spreche nicht gern davon, denn es betrübt mich stets, an das Unglück meiner armen Mutter denken zu müssen. Aber Ihr Gesicht ist so offen und ehrlich, so zutrauenerweckend, daß ich schon einmal das Schweigen brechen darf.“
    Diese Worte berührten ihn angenehm; sie bewiesen ihm von neuem, daß die Sprecherin ihm ihr Vertrauen schenkte.
    „Es ist nämlich einmal ein Herr von altem Adel gewesen“, erzählte sie, „dessen Herz nichts anderes gekannt hat als die Vorrechte seines Standes. Sein Sohn aber ist das Gegenteil des Vaters gewesen. Er hat gewußt, daß alle Menschen als Individuen gleichen Wert besitzen. Er hat sich also durch die Vorurteile seines Standes nicht abhalten lassen, einer Bürgerlichen seine Liebe zu schenken.“
    „Ah, ich ahne, diese bürgerliche Dame ist Ihre Mutter.“
    „Ja, Sie haben richtig geraten. Vater hat sie geheiratet und ist infolgedessen verstoßen worden. Was nun gefolgt ist, weiß ich nicht. Kurz und gut, Mutter ist eines Tages mit mir und meiner Schwester bei unserem Pflegevater erschienen und hat um Aufnahme gebeten. Leider hat sie nicht lange mehr gelebt, dann ist sie gestorben.“
    „War der Pflegevater ein Verwandter von Ihnen?“
    „Nein. Sie hat sich als Fremde bei ihm eingemietet. Als sie starb, hinterließ sie uns so viel, daß wir später ein Institut besuchen und uns auf unseren jetzigen Beruf vorbereiten konnten. Ich fand dann Stellung bei der Gräfin von Hohenthal und meine Schwester in der Familie Sainte-Marie. Wir haben keine Veranlassung gehabt, uns zu verändern.“
    „Sie wissen aber, wer Ihr Vater war?“
    „Nein.“
    „Ihre Mutter muß doch seinen Namen getragen und sehr oft von ihm gesprochen haben!“
    „Nein. Sie hat unter ihrem Mädchennamen gelebt, unter dem Namen Köhler, den wir auch jetzt noch führen, und niemals ist ein Wink gefallen, aus dem sich hätte vermuten lassen, wer unser Vater ist.“
    „Aber sie hat Sie doch als ihre Kinder legitimieren müssen. Und das konnte nur durch Dokumente geschehen, in denen auch der Name ihres Mannes genannt war!“
    „Das scheint nicht der Fall gewesen zu sein. Warum sie sich von ihrem Gemahl getrennt hat, das kann ich mir denken, obgleich ich es nicht genau weiß; aber auf welche Weise es ihr gelungen ist, die Vergangenheit in vollständiges Dunkel zu hüllen, das kann ich nicht sagen.“
    „Woher aber wissen Sie, daß sowohl Ihr Vater als auch ihr Großvater den Kreisen des Adels

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