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56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

Titel: 56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht
Autoren: Karl May
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wunderbar. Es ist dir da irgendein Rad im Kopf ausgeschnappt, oder der Hieb hat dir einen Teil des Gedächtniskastens lädiert. So etwas läßt sich nicht wieder flicken oder zusammenkleistern. Aber oben bist du gewesen, wo die Kasse vergraben lag. Und die Leute mit dir?“
    „Jedenfalls.“
    „Und die Kasse habt ihr herausgenommen?“
    „Ich denke es.“
    „Wenn du das nur genau wüßtest.“
    „Ich denke, daß es so ist. Ich bin nach meiner Genesung oben gewesen und habe gefunden, daß die Kasse nicht mehr vorhanden war.“
    „Es kann sie ja auch ein anderer gefunden und gehoben haben.“
    „Hm, wahrscheinlich ist es nicht, wohl aber möglich.“
    „Möglich doch? Wieso?“
    „Ich traue diesem Kapitän Richemonte nicht.“
    „Ah, diesen Kerl? War er denn oben?“
    Königsau machte ein etwas verlegenes Gesicht, zuckte die Achsel und antwortete:
    „Höchst wahrscheinlich.“
    „Wieder höchst wahrscheinlich! Donnerwetter! Junge, ich bin mit dir ganz und gar nicht zufrieden! Was tue ich mit einer Wahrscheinlichkeit? Gewißheit will ich haben.“
    „Nun, freilich kann ich auch diese geben. Es ist nämlich fast für sicher anzunehmen, daß ich es gewesen bin, der die Kasse ausgegraben hat, denn ich habe einen Situationsplan gezeichnet und später bei mir gefunden, welcher jedenfalls den Ort anzeigen soll, an welchem ich das Geld wieder versteckt habe. Hier ist er.“
    Blücher nahm das Papier und betrachtete es genau.
    „Der Plan ist gut und deutlich. Hier Fichten, dort Birken und drüben einige Kiefern. Hier ein Kreuz – jedenfalls die Stelle, wo ihr die Kasse wieder eingegraben habt. Das muß doch zu finden sein.“
    „Ich habe vergebens tagelang gesucht, aber den Ort nicht gefunden.“
    „Die Fichten, Birken und Kiefern auch nicht, mein Junge?“
    „Nein, ich kann mich absolut nicht besinnen, in welcher Richtung wir uns damals von der Schlucht aus gehalten haben.“
    „Das ist eine verdammte, ganz und gar miserable Geschichte, bei welcher einem sogar die Pfeife ausgehen kann.“
    Er legte dieselbe fort, obgleich er sie eben erst neu gestopft und angebrannt hatte. Mit dem Plan in der Hand, ging er nachdenklich in dem Zimmer auf und ab. Dann warf er ihn auf den Tisch und sagte:
    „Na, du kannst jedenfalls nichts dafür. Der verfluchte Hieb hat dein Gehirn bankrott gemacht; daran ist nichts zu ändern. Aber wo sind die anderen, welche dabei waren? Sie müssen sich doch besinnen können!“
    „Ich habe nach ihnen geforscht. Es lebt keiner mehr.“
    „Hol's der Teufel! Sie sind in den späten Kämpfen gefallen?“
    „Nein, sondern wohl noch während jenes Tages. Das Haus, von welchem unsere Exkursion ausging, wurde von Franzosen überfallen, wobei ich meinen Hieb erhielt. Preußische Husaren kamen zu Hilfe und fanden später in der Richtung nach den Bergen zu gerade so viel erschossene Männer, als ich bei mir gehabt hatte.“
    „Fand man nichts bei ihnen, was einen Anhalt hätte geben können, wer sie gewesen sind?“
    „Nein. Sie waren vollständig ausgeplündert.“
    „Das ist fatal! Na, wir haben wenigstens einen Trost dabei, nämlich den, daß wir die Kasse auch dann nicht bekommen würden, falls du es ganz genau wüßtest, wo sie verborgen liegt.“
    „Nicht? Ich würde es in diesem Fall für nicht schwer halten, sie zu holen, Exzellenz.“
    „Diebstahl, mein Junge. Sie liegt auf französischem Grund und Boden. Aber meintest du nicht, daß dieser Kapitän Richemonte mit euch oben in den Bergen gewesen sei? Woraus schließest du das?“
    „Weil ich hier ein Dokument habe, nach welchem er da oben den Baron Reillac ermordet hat. Ich selbst bin Zeuge gewesen. Hier nun steht klar und deutlich, daß wir die Leiche Reillacs gefunden haben, und daß Richemonte bei ihr stand. Auch sind die Gegenstände verzeichnet, welche er bei sich trug, die aber Reillac gehörten.“
    „Ihr habt sie ihm doch abgenommen? Wo sind sie?“
    „Ich habe sie später in meinem Besitze gefunden und habe sie noch.“
    „Aber wie es scheint, ist euch Richemonte selbst entkommen.“
    „Entweder ist er uns entkommen, oder wir haben ihn freiwillig gehen lassen, Exzellenz.“
    „Das letztere wäre eine unendliche Dummheit von euch gewesen.“
    „Entschuldigung, Exzellenz. Ich möchte es doch nicht so bezeichnen.“
    „Nicht? Warum nicht, he?“
    „Es gilt, zu bedenken, daß wir uns in Feindesland befanden.“
    „Ach so! Hm! Ja! Ihr wart gleichsam Spione; wenigstens befandet ihr euch heimlich mitten unter einer
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