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55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät

55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät

Titel: 55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät
Autoren: Karl May
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überlegen mit den Schultern und antwortete: „Sie gilt für die größte Schönheit nicht bloß in Paris, sondern von ganz Frankreich.“
    Diese Worte brachten eine sichtbare Aufregung unter diesen Roués hervor.
    „Und erbt einmal eine ganz respektable Anzahl von Millionen“, fuhr der Graf fort.
    „Ihr Name?“ fragte der vorige Sprecher. „Schnell!“
    „Die Dame ist die Baronesse Marion de Sainte-Marie!“
    „De Sainte-Marie! Ah, die ist allerdings berühmt! Ich werde sogleich gehen, um mich ihr vorzustellen. Einer solchen Schönheit muß man huldigen.“
    Der Sprecher wollte wirklich eilen, wurde aber vom Obersten am Arm gepackt und zurückgehalten.
    „Halt!“ sagte dieser letztere. „Bleibe hier! Dieser Dame wird keiner von euch huldigen.“
    „Warum?“ lautete die Frage.
    „Weil ich allein das Recht zu dieser Huldigung habe; sie ist meine Braut.“
    Sie alle blickten ihn fast bestürzt an. Keiner von ihnen wußte, daß der Oberst verlobt sei. Und nun gar mit der berühmtesten Schönheit von Paris! Er wurde mit den verschiedensten Fragen bestürmt und beantwortete sie alle in Summa, indem er erklärte:
    „Die Sache ist kurz folgende: Mein Vater schreibt mir, daß er die Tochter eines Freundes mir zur Frau bestimmt habe. Ich habe die Dame zwar noch nicht gesehen, fand aber keinen Grund, mich dem Willen meines Vaters zu widersetzen. Die Dame ist die Baronesse de Sainte-Marie. Sie war ebenso verreist wie ich und kehrt ebenso wie ich auf den Ruf ihres Vaters in die Heimat zurück. Wir befinden uns auf demselben Schiffe, ohne uns gesehen zu haben, oder persönlich zu kennen. Es versteht sich ganz von selbst, daß ich mein Recht auf ihre Person behaupte. Ich gehe jetzt, ihre Bekanntschaft zu machen und verbitte mir jede Einmischung von eurer Seite auf das allerstrengste.“
    Sein Gesicht hatte den Ausdruck dabei gewechselt. Es schien ein vollständig anderes zu sein. Vorher hatte man es schön und regelmäßig nennen müssen, jetzt aber war es das gerade Gegenteil. Die Nase war spitz und kreideweiß geworden, die Lippen hatten sich in der Mitte geschlossen, während die beiden Mundwinkel zwei Öffnungen bildeten, aus denen er seine Worte hervorzischte. Die Stirn hatte sich so in Falten gelegt und zusammengezogen, daß das Toupet seines Kopfhaares fast die Brauen berührte. Von den aufgeblähten Nasenflügeln gingen zwei tiefe Furchen bogenförmig nach dem Kinn herab, und alles Blut seines erbleichten Gesichts schien sich nach dem muskulösen Stierhals zurückgezogen zu haben, dessen heimtückische Stärke zu dem keineswegs riesigen Bau des übrigen Körpers in gar keinem Verhältnis stand.
    Die größte Veränderung aber war mit seinen Augen vorgegangen. Sie hatten vorher eine ganz entschieden graue Farbe gehabt, waren aber unter dem Einfluß des Zorns erst dunkel, fast schwarz geworden und hatten dann in schneller Folge alle Färbungen bis zu einem boshaft leuchtenden Gelbgrün durchlaufen, welches um so infernalischer glühte, als die kleinen, feinen Äderchen des Augapfels sich rasch mit Blut gefüllt hatten und mit ihrer Röte fast das Weiße verdrängten.
    Als der Oberst sich jetzt umdrehte und die Treppe zur Kajüte hinabstieg, blickten ihm die anderen wortlos nach und nur der Graf sagte mit schüchternem Lachen:
    „Da steckt er wieder einmal die Teufelsflagge heraus!“
    Er hatte vollkommen recht. Der Ausdruck, welchen das Gesicht des Obersten gezeigt hatte, war ein geradezu diabolischer zu nennen. Ein solches Gesicht und kein anderes hatte der Teufel gemacht, als er den Grundstein zur Hölle legte. Ein solches Gesicht mußte er machen, sooft er die Seele eines Verdammten in den Pfuhl stieß, dessen Schwalch niemals verlöscht, und ein solches Gesicht muß er machen, wenn er sich an den Qualen ergötzt, welche die Gerichteten erleiden, denen jede Hoffnung genommen ist für alle Ewigkeit. Wer dieses Gesicht sah, der mußte wissen, daß dieser Graf Rallion ein Teufel sein konnte, ein hinterlistiger, grausamer, erbarmungsloser Teufel, der kein Verbrechen scheute und vor nichts zurückbebte, wenn es galt, ein Ziel zu erreichen, welches er sich gesteckt hatte. Dieses faszinierende, gelbgrüne, giftige Auge hatte den höllischen Blick, den die Italiener Malocchio nennen, und von welchem sie meinen, daß jeder, auf dem er haftet, unwiderruflich dem Unglück verfallen sei. – – –
    Am frühen Morgen desselben Tages saßen in Simmern, dem Hauptstädtchen des Hunsrück, zwei Herren, ein älterer
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