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52 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 04 - Arizona

52 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 04 - Arizona

Titel: 52 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 04 - Arizona
Autoren: Karl May
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keine Flunkerei! Ob ein Mann schwimmt, oder ob er zu Pferd durch den Fluß geht, das kenne ich.“
    „Ah, Ihr meint, der Mann sitzt dabei auf dem Pferd?“
    „Ja.“
    „Dann würden die Tiere freilich nicht einen so breiten Strom bewältigen können. Nein, seht hin. Ein jeder hat den Schwanz seines Pferdes gepackt und schwimmt hinter demselben her.“
    Der Lord nahm sein Fernglas zu Hilfe, überzeugte sich, daß Steinbach recht hatte und sagte:
    „Bei Gott, es ist wahr! Die Kerle halten den Schwanz des Pferdes fest. Aber wenn sie nun von dem Pferd geschlagen und verletzt werden?“
    „Habt keine Sorge! Das geschieht niemals. Der Apache weiß sich zu hüten.“
    „Was haben denn die Kerle auf den Köpfen?“
    „Ihre Waffen. Sie sind in ein Bündel geschnürt und auf dem Kopf befestigt, damit sie nicht naß werden.“
    Jetzt erreichte der erste Schwimmer das Ufer. Im nächsten Augenblick saß er auch bereits auf dem Pferd und kam im Galopp herbeigesaust. So einer nach dem anderen. Keinem einzigen war die Anstrengung des Schwimmens anzusehen, und auch die Pferde schienen durch das Wasser nicht ermattet, sondern erfrischt zu sein.
    Hinter den Apachen kamen die Maricopas, geführt von dem ‚Eisernen Mund‘, ihrem Häuptling.
    Diese stattliche Schar von vierhundert Kriegern nahm sich sehr gut aus. Die Augen des Lords leuchteten vor Freude; dennoch aber flüsterte er Sam zu:
    „Denen im Wald begegnen – allein!“
    „Weiter nichts!“
    „Als Feind meine ich.“
    „Ist auch weiter nichts.“
    „Wie? Meint Ihr, daß man entkommen könne?“
    „Nein. Sie schinden einen zu Tode und nehmen den Skalp.“
    „Und das nennt Ihr weiter nichts?“
    „Ja. Denn so etwas kommt hier täglich vor.“
    „Danke sehr!“
    „Hm! Ihr wollt Büffel und Bären jagen? So ein Tier ist gefährlicher als ein Indianer.“
    „Das will mir nicht einleuchten. Aber sagt, was wollen alle diese Krieger hier?“
    „Einen Rachezug nach dem Todestal.“
    „Rachezug! Todestal? Brrr! Das klingt ja wie eine Szene aus dem Freischütz, wo Bleikugeln gegossen werden und Teufel und Ungetüme durch die Luft fliegen. Ich glaube, der ewige Jäger und der wilde Jude sind auch dabei. Aber trotzdem gehe ich mit.“
    „Zum Freischütz?“
    „Nein, ins Todestal. Warum trägt das Tal diesen Namen?“
    „Gewiß weiß ich es nicht, aber ich glaube, daß der Tod auf irgendeiner Geschäftsreise dort verunglückt ist und den Hals gebrochen hat. Man hat ihn gleich an der Unglücksstelle begraben. Es ist ein Tal und heißt also das Todestal.“
    Der Lord sah dem Dicken einen Augenblick lang in die lustig blinzelnden Äuglein.
    Steinbach rief jetzt die Häupter der Roten zu einer Beratung zusammen.
    Die Leute erfuhren von ihm, daß Wilkins und seine Begleiter in Gefangenschaft geraten seien und sich auf dem Segelboot befänden. Die Apachen gerieten in einen unbeschreiblichen Zorn darüber. Die ‚Taube des Urwalds‘ war ihnen nicht nur lieb, sondern sie galt ihnen sogar für unantastbar, für heilig. Hätte sich jetzt das Boot auf dem Wasser sehen lassen, so hätten sie alle sich sofort in den Strom gestürzt, um die Schmach zu rächen.
    Das Resultat der nun folgenden Unterredung war, daß Steinbach seinen bereits begonnenen Plan ausführen solle, um das Boot aufzufinden. Die Indianer wollten unterdessen so nahe am Wasser, als der dichte Wuchs der Pflanzen ihnen erlaubte, stromabwärts reiten und möglichst mit dem Dampfer Fühlung behalten, um, falls das Boot entdeckt werde, sofort zur Bestrafung der Schuldigen bei der Hand zu sein. Sie ritten sofort ab.
    In kurzem war der Kahn so weit fertiggestellt, daß er ganz täuschend das Aussehen einer schwimmenden Pflanzeninsel hatte. Ein weißgegerbtes Stück Leder, das die Häuptlinge stets bei sich zu haben pflegen, um es im Kriegsfall als Friedens- oder Parlamentärflagge zu gebrauchen, sollte dem Dampfer als Zeichen dienen, daß man das Segelboot entdeckt habe und daß die Besatzung der Jacht herbeieilen möge.
    „Es ist nur zu verwundern, daß das Segelboot ein Bayou gefunden hat“, meinte der Lord. „Man sollte glauben, daß dieser Master Forner, der doch als Bootsmann zu dem Fahrzeug gehörte, das Bayou auch kennen müsse.“
    „Was das betrifft“, antwortete Forner, „so müßt Ihr beherzigen, daß wir uns nicht in Altengland oder Deutschland befinden. Das Geringste wird dort sofort veröffentlicht, und wenn einer ein Hühnerauge, das sich ein anderer hat operieren lassen, auf der Straße findet,
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