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52 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 04 - Arizona

52 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 04 - Arizona

Titel: 52 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 04 - Arizona
Autoren: Karl May
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so läßt er es sogleich in allen Blättern bekanntmachen. Hier bei uns ist es anders. Ein gutes Versteck kann jedem von großem Nutzen sein. Wer ein solches findet, der sagt keinem Menschen etwas davon. Ich kenne mehrere Bayous, von denen kein anderer eine Ahnung hat, und benutze sie unter Umständen, was nicht möglich wäre, wenn andere auch davon wüßten. Jedenfalls hat sich, als man uns bemerkte, ein Bayou gerade in der Nähe gefunden, das der Steuermann oder einer der Bootsleute kannte. Ich zweifle leider sehr, daß wir es finden werden.“
    „Wollen sehen“, lachte Sam. „Ich bin nicht blind und habe nicht die Gewohnheit, an Leuten vorüberzugehen, mit denen ich reden möchte. Vorwärts jetzt!“
    Das Boot war, wie erwähnt, auf der Backbordseite ziemlich offen gelassen worden. Dort krochen Steinbach und Sam unter die Decken hinein, breiteten ihre Decken aus, um es bequemer zu haben, und legten sich lang darauf. Sie konnten ja nicht sitzen. So hoch hatte man die Maskierung der Bootes nicht machen können. Infolgedessen und weil sie nach vorn keinen Ausschau hatten, konnten sie das Steuer nicht bedienen.
    Der Häuptling aber stieg in das Wasser, kroch unter die Pflanzendecke und ergriff den hinteren Rand des Bootes. So konnte er, unter der Decke schwimmend, dem Fahrzeuge die gewünschte Richtung geben. Da, wo sich sein Kopf befand, wurde die künstliche Insel ein wenig erhöht und in dieser Erhöhung eine genügend große Öffnung angebracht, so daß er nach vorn einen guten Ausguck hatte. Daß er ermatten würde, war gar nicht zu befürchten; er besaß große Körperkraft und Ausdauer, war ein ausgezeichneter Schwimmer und konnte sich ja nötigenfalls von dem Boot treiben lassen.
    Jetzt gingen die anderen an Bord des Dampfers.
    „Aber Vorsicht!“ rief ihnen Steinbach aus seinem Versteck zu. „Ihr müßt auf Deck so stehen, als ob eure ganze Aufmerksamkeit gegen das andere Ufer gerichtet sei.“
    „Wir müssen euch aber doch beobachten.“
    „Dazu genügt einer. Er legt sich auf das Deck, um nicht gesehen zu werden, und folgt unserem Boot mit dem Fernrohr. Wenn wir mit dem weißen Leder das Zeichen geben, fahrt ihr noch eine kurze Strecke stromab und kommt dann an die Stelle herüber, an der wir angelegt haben. Nun vorwärts!“
    Der Dampfer wandte darauf und steuerte quer über den Fluß nach dem linken Ufer hinüber, zu dem er sich in möglichster Nähe hielt. Nun setzte sich auch das Boot in Bewegung.
    Es ist schwer, ein unbekanntes Bayou zu entdecken, dessen Eingang durch Pflanzen verhüllt ist. Es muß da auf die geringste Kleinigkeit achtgegeben werden, und dabei ermüdet sehr leicht auch das schärfste Auge.
    Leise sich ihre Bemerkungen zuflüsternd, verwandten Steinbach, Sam und der Häuptling der Apachen keinen Blick von ihrem Ufer, und es verging dabei eine lange Zeit, die ihnen doppelt lang wurde, weil alle ihre gespannte Aufmerksamkeit ohne Resultat blieb. Zweige und Blätter, die bis an und in das Wasser reichten, das war alles, was sie sahen. Wer hatte ein Auge von solcher Schärfe und Ausdauer, um aus diesem unendlichen Gewirr ein vielleicht verschwindend kleines Zeichen herauszufinden!
    So schwammen sie weiter und weiter, und es war, als ob die Zeit kleinere Flügel hatte. Keiner sprach ein Wort. Da, ganz unerwartet, raunte Steinbach dem lenkenden Apachen zu:
    „Näher an das Ufer und langsamer, viel langsamer!“
    Der Apache folgte der Weisung. Er hatte ziemlich waagerecht im Wasser gelegen, ließ aber den Körper nun sinken, so daß derselbe eine senkrechte Stellung einnahm und das Boot so in der Bewegung hinderte, daß es zu stehen schien und nur ganz und gar unmerklich vorwärtskam.
    „Was gibt es?“ flüsterte Sam.
    „Abgebrochene Zweige.“
    „Wo?“
    „Ungefähr zwei Fuß über dem Wasser ist ein ziemlich starker Ast abgebrochen.“
    „Ach ja, ich sehe es und – Donnerwetter! Seht den Fuß am Rand des Wassers!“
    „Ja.“
    „Wir haben sie!“
    „Hier steckt das Segelboot.“
    Der Fuß gehörte dem Steuermann des letzteren. Es war der Augenblick, in dem er mit Balzer unter den Bäumen stand und sich über die Jacht lustig machte. Die Lauscher hörten ganz deutlich Balzers Worte:
    „So ist es ein Glück, daß sie drüben fahren und nicht hier auf unserer Seite!“
    Die Antwort des Steuermannes war unverständlich. Deutlich wurden erst seine letzten Worte:
    „Prosit die Mahlzeit! Sie mögen suchen, aber finden werden sie nichts!“
    „Hat ihn aber schon!“ lachte
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