5 Farben Blau
Backstein, weiß getüncht und mit vielen Kunstwerken versehen. Überall stehen Skulpturen aus Stein herum. An der rechten Seite führt eine Treppe in die obere Etage.
»Dort geht es zu den Schlafzimmern und den Bädern«, erklärt Cunningham mit einem Ton in der Stimme, als wenn der Zugang dorthin tabu wäre. Ein Teil der Deckenkonstruktion ist aus Glas und mit Wasser gefüllt, das von unten angestrahlt wird und bläulich schimmert. Mit offenem Mund stehe ich darunter und bin sprachlos.
»Das ist der Pool. Er ist über die obere Etage zu erreichen. Also wenn Sie einen Badeanzug eingesteckt haben ?«, fragt Cunningham mit einem kaum verhohlenen Grinsen. Als ich nichts erwidere, zieht er eine Augenbraue hoch und wendet sich um.
»Hier ist die Küche«, er zeigt auf den offenen Küchenbereich, der an das Wohnzimmer grenzt, »die Tür daneben führt zu dem Fitnessraum. Dieser Raum ist auch von Ihrer Wohnung aus zugänglich. So müssen Sie nicht durch den Flur oder durch meine Wohnung.«
»Was befindet sich hinter der linken Wand ?«, frage ich, da ich dort auch eine Tür entdecke.
» Das ist eines der Arbeitszimmer und eine Verbindung zu Matts Wohnung.«
Es würde Stunden dauern, sich alles genau anzusehen, doch er öffnet die Tür zum Fitnessraum und durchquert ihn schnell. Die Ausmaße dieses riesigen Raumes könnten einem Fitnesscenter Konkurrenz machen. Ich trete durch die nächste Tür, dann stehe ich endlich in meinem neuen Appartement.
~
Es ist vorwiegend in Weiß gehalten. Eine offene Küche mit einem Tresen, das Wohnzimmer mit weißer Ledercouch und mit Blick über New York.
»Ich lasse Sie jetzt allein, Miss Darling. Matt hol t Sie um zehn Uhr ab. Wenn Sie Fragen haben, er ist auf dem Handy zu erreichen, Kurzwahltaste 3. Sie ahnen sicher, wer unter der 1 gespeichert ist.«
Ich lache flüchtig. »Ich kann es mir denken .«
Er lächelt mich an und ein warmes Gefühl macht sich in mir breit. Er sollte wesentlich mehr lächeln, dann würde er nicht mehr so abweisend wirken. »Ihren Bruder erreichen Sie unter der 2. Das Handy und die Schlüsselkarte liegen auf dem Tisch, Ihre Sachen habe ich im Flur abgestellt.« Er nimmt mir seinen Kleidersack ab, dann ist er auch schon verschwunden und ich bin allein in meiner neuen Welt.
Das Bad. Ein Traum aus schwarzem Marmor. Sehr edel, sehr teuer. Ich habe Angst, jeden Moment aus diesem wunderschönen Traum aufzuwachen. Die Duschkabine ist aus klarem Glas und wird matt, sobald man die Tür schließt. Oh Mann, ich fange gleich an, zu hyperventilieren. Dies hier ist absolut nicht meine Welt. Das Bett im Schlafzimmer ist aufgeschlagen und ein eingepackter Trüffel liegt auf meinem Kopfkissen, wie in einem verdammten Hotel. Ich öffne die Schränke und Schubladen. Alles wirkt so neu und unbenutzt. Nun, viel habe ich nach New York nicht mitbringen können, außer Kleidung und meinem Laptop.
Ich schaue auf die Uhr und stelle fest, dass es schon nach Mitternacht ist. In Deutschland sind sie sechs Stunden weiter. Ob Alex noch schläft? , geht es mir durch den Kopf, und auch auf die Gefahr hin, ihn zu wecken, wähle ich die 2.
»Hi, Alex!«
»Wo bist du, Jaz?«, kommt anstelle einer Begrüßung. Er klingt hellwach.
»In dem Appart ement der Assistentin.«
»Du redest jetzt doch wohl nicht von dem Appart ement, das zu Rhy sʼ Wohnung gehört?« Seine Stimme klingt eiskalt.
»Doch, ich glaube schon .«
»Du glaubst? Das verstehst du unter: Halte dich von Rhys fern? Ich muss unbedingt mit ihm reden .«
»Alex ander, das wirst du schön lassen, verstanden? Misch dich hier nicht ein, okay? Ich bin erwachsen und weiß genau, worauf ich mich eingelassen habe. Ich will jetzt nicht mehr darüber reden, ist das klar?« Meine Stimme nimmt einen schneidenden Ton an, und er weiß, wenn ich seinen vollen Namen gebrauche, ist die Lage wirklich ernst, dann lasse ich mich auf keine weiteren Diskussionen ein.
»Okay, Jaz. Wie war dein Flug?«
»Danke, gut. Ich werde Cunningham morgen Abend zu einer Eröffnung begleiten .«
»Geht er den nicht mit Melissa ?«
Mein Bruder scheint nicht besonders gut informiert zu sein. »Die liebe Melissa ist seit heute Mittag Geschichte. Es wundert mich, dass das noch nicht zu dir durchgedrungen ist. Ich muss jetzt leider auflegen, Alex.«
»Pass auf dich auf, Jaz«, sagt er noch schnell und es hört sich wie eine Drohung an.
Ich dusche und gehe zu Bett, doch ich kann nicht sofort einschlafen, sondern stehe wieder auf und trete an das
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