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47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)

47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)

Titel: 47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)
Autoren: Joan D. Vinge
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oder sogar jemals vergessen werden. Er warf der Dame Asano einen Blick zu und fragte sich, weshalb sie den Menschen ihres Landes gestattet hatte, dem
sepukku
der Männer beizuwohnen, die sie und all diese Menschen vermeintlich vor Fürst Kira gerettet hatten. Welche Lehre, glaubte sie, würden die Bürger Akos aus diesem Anblick ziehen?
    Als Shogun war er das lebendige Symbol für die Geisteshaltung, die diese vor ihm knienden Männer verkörperten – aber auch das Symbol der Gesetze, denen sie getrotzt hatten. Die Geschichte würde ihn gemeinsam mit ihnen beurteilen.
    Auf das Zeichen ihres Anführers nahmen die siebenundvierzig Männer ihre Dolche. Ihre Bewegungen waren eine Einheit, als wären sie im Geiste miteinander verbunden.
    »Wartet«, befahl der Shogun.
    Die Männer hielten mit erhobenen Waffen inne.
    »Oishi Chikara«, sagte der Shogun. »Tretet vor.«
    Chikara sah verblüfft auf. Seine Blicke wanderten vom Shogun zu seinem Vater und zu seiner gramgebeugten Mutter, die in der Menge stand. Sein Vater starrte den Shogun ebenfalls beunruhigt an.
    Chikara erhob sich unsicher, und der Shogun schaute Oishi an. »Ihr mögt mir getrotzt haben, doch ich werde unserem Land nicht Eure Blutlinie verweigern«, erklärte er. »Euer Sohn soll leben, um ihm so zu dienen, wie Ihr es getan habt – mit Ehre.«
    In der Menge schlug Riku die Hände, die sie gerade noch zum Gebet aneinander gepresst hatte, vors Gesicht, als müsste sie einen Schrei unterdrücken.
    Chikara stand regungslos da und schaute seinen Vater und kommandierenden Offizier an. Er wartete auf Befehle und bat stumm um Erlaubnis oder Ablehnung, zerrissen von einer Entscheidung, die er nicht allein treffen konnte.
    Oishi erwiderte den Blick. Auf seinem Gesicht spiegelten sich unzählige Gefühle. Er war der Anführer, der einem sechzehnjährigen Jungen das Recht zugesprochen hatte, den Schwur eines Mannes zu leisten – einen Blutschwur, an den er als Samurai bis zum Ende gebunden war … und er war der Vater, dessen Sohn kaum lange genug gelebt hatte, um auch nur ansatzweise zu lernen, was es hieß, ein Mann zu sein.
    Oishi warf einen Blick zu Riku, und plötzlich fiel ihm sein letztes Gebet an Fürst Asanos Grab ein. Ihm wurde klar, dass dies die Antwort seines Fürsten war und ihm so seine Ergebenheit in Dankbarkeit vergolten wurde.
    Er nickte Chikara zu und erteilte ihm die Erlaubnis, den Burghof zu verlassen. Mit einem letzten Blick auf die Tränen der Dankbarkeit in den Augen seiner Frau, wandte er sich wieder dem Shogun zu und verbeugte sich. Vor seinem inneren Auge wurde Rikus Gesicht von dem lächelnden Gesicht Fürst Asanos überlagert.

    Mika beobachtete von ihrem Platz auf der Tribüne aus, wie Chikara sich ein letztes Mal vor seinem Vater verbeugte und dann benommen auf die Menge zuging, wo seine Mutter ihn erwartete. Die Wachen ließen ihn vorbei, und sie erhob sich, um ihn zu umarmen. Mikas Herz schmerzte vor Glück und Trauer, und sie schaute wieder zu Kai.
    Kai kniete mit gleichmütigem Gesicht regungslos wie die Männer um ihn herum. Seine weiße Kleidung und ihre verschmolzen zu einem großen Ganzen, er wurde zu einem Teil von vielen, die jetzt seine Freunde und Kameraden waren.
Er ist dort, wo er hingehört
, erkannte sie.
Er hat sich immer danach gesehnt, seit es ihn nach Ako verschlagen hat
… Er war endlich anerkannt und nicht länger allein oder verachtet, sondern unter seinesgleichen.
    Auf einmal sah sie nichts mehr außer der Schönheit seines ruhigen Gesichts, dem Gesichts eines
tennin
. Er war der engelsgleiche Junge, von dem sie einst gedacht hatte, er wäre in ihr Leben getreten, weil er sich auf seinem Rückweg in den Himmel verirrt hatte. Sie hatte immer gewusst, dass er eines Tages seine Reise fortsetzen musste, wo immer sie hinführte.
    Er erwiderte kurz ihren Blick, und sie sah in seinen Augen das Bild, wie er sie damals gesehen hatte: das sanfte Gesicht eines jungen Mädchens, das schöner war als alles, was er sich je vorgestellt hatte und plötzlich an seiner Seite erschien, um über ihn zu wachen … die Erinnerung an die süße Kinderstimme, die ihm ein Schlaflied sang, obwohl ihre Kinderfrauen versuchten, sie fortzuzerren … wie sie wie ein lachender Frühlingsgeist durch die Schönheit der Felder und Wälder Akos im Frühling hinter ihm her rannte … ein verstohlener Kuss …
    Und nach all diesen Jahren waren die liebenden Augen noch immer voll derselben bewundernden Anerkennung. Kai schaute für einen kurzen
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