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47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)

47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)

Titel: 47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)
Autoren: Joan D. Vinge
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Moment nach unten und berührte das Gedicht, das er geschrieben hatte. Dann hob er den Kopf und tauschte einen letzten Blick mit ihr, der ihr sagte, dass er dieses letzte Gedicht nur für sie geschrieben hatte.

    Oishi wandte den Blick von Mika ab, die neben dem Shogun saß und bis zum letzten Moment Kai anschaute. Er ließ seinen Blick noch einmal über Kai und all die anderen wandern und nickte erneut. Wieder hoben sie ihre Dolche und warteten auf sein letztes Zeichen. Die Zuschauer, selbst die Wachen des Shoguns, neigten respektvoll ihre Köpfe.
    Kai, Oishi, Yasuno, Hara und all die anderen schauten hoch und atmeten noch ein letztes Mal die süße Luft tief ein, warfen einen letzten Blick zum Himmel und auf die Schönheit Akos … der Beweis dafür, dass es sich für einige Dinge lohnte zu sterben … die sie in ihrem letzten Moment trösteten.
    Oishi gab seinen letzten Befehl, und sie schlossen alle gemeinsam den Kreis.

    Ein rastloser Wind streifte durch die Kirschbäume im Burghof. Blütenblätter in Weiß und Rot wirbelten durch die Luft und legten sich dann sanft nieder, als der Wind weiterzog … Sie markierten das Ende und den Anfang, wie sie es in jedem Frühling taten. Sie würden es auch weiterhin tun – in dem endlosen Kreis der Erneuerung, in einer Zukunft, die nur die Götter kannten, für die ein geschlossener Kreis und eine endlose Spirale von ihrem Standpunkt aus nicht zu unterscheiden waren.

EPILOG
    Japan, 1702
    Mika stand wie vor einem Jahr wieder auf der Brücke, die sich über den Fluss spannte. In ihren Händen hielt sie ein Gedicht und in ihrem Herzen spürte sie einen unbeschreiblichen Verlust. Nur ein Jahr … und doch schien es wie ein ganzes Leben, seit sie aus Ako fort gewesen war, ohne zu wissen, was aus denen geworden war, die sie liebte oder was aus ihr werden würde. Sie hatte nur gewusst, dass der Geist ihres Vaters hierbleiben würde und durch das Unrecht an sein Grab gefesselt war. Der Gedanke, was aus ihnen und Ako werden würde, hatte ihr Kummer bereitet.
    Jetzt waren all ihre Fragen beantwortet … und trotzdem stand sie wieder hier auf der Brücke über dem unruhigen Fluss, als wäre keine Zeit vergangen, und war noch einsamer als je zuvor.
    Langsam entrollte sie das Papier mit Kais Gedicht und zwang ihre Hände, ruhig zu bleiben. Sie hatte Angst, dass ihr das Papier von einer Windbö so plötzlich entrissen werden könnte, wie ihr Kai genommen worden war – und Oishi und all die anderen tapferen Männer, die ihr Leben gegeben hatten, um ein Unrecht wiedergutzumachen, das andere nicht einmal sehen wollten.
    Sie schaute auf die Zeilen hinab und erfasste zuerst die Kalligraphie, die so deutlich und sorgfältig war wie die ihres Vaters, aber eine ungekünstelte Eleganz hatte, die besser zur Handschrift eines
tennin
passte. Sie zeichnete jede Kurve und Linie mit liebevollem Blick nach, bevor sie es übers Herz brachte, unter die Oberfläche zu schauen und die
kanji
und
kana
zu Worten werden zu lassen. Kais Abschiedsworte, die nur für sie gedacht waren:
    Jenseits von Leben und Tod gibt es einen Ort
,
    an dem die Himmel wolkenlos und die Flüsse klar sind
.
    Vergiss mich nicht und ich werde dich dort finden
.
    Das Gedicht war mit »Kai« unterschrieben, dem Namen, den sie ihm einst gegeben hatte, als er nach Ako gekommen war. Er war nicht der Tradition der Samurai gefolgt, einen neuen Namen zu wählen, den sein Geist nach dem Tode tragen würde.
    Sie starrte überrascht darauf. Man sagte, wenn man den Namen, den jemand zu Lebzeiten getragen hatte, auch nur flüsterte, würde die Ruhe seiner Seele gestört. Aber …
    »Kai …« Mit geschlossenen Augen hauchte sie seinen Namen. Dann öffnete sie sie blinzelnd wieder.
    Er hatte seinen Namen mit Absicht behalten
. Ihr Blick verschwamm und sie rieb sich die Augen, damit sie sein Gedicht wieder und wieder lesen konnte. Sie erinnerte sich an den Schwur, den er ihr geleistet hatte und umgekehrt.
    Sie atmete tief und zitternd durch und starrte hinauf zum Himmel, in das tiefe Blau, das das perfekte Abbild von Frieden war.
    Nach einer Weile wandte sie den Blick wieder ab und bewahrte sich den inneren Frieden, indem sie Kais Gedicht an ihr Herz drückte. Danach faltete sie das Papier sorgfältig zusammen und schob es in ihren
obi
, wo es ab jetzt für immer in der Nähe ihres Herzens sein würde. Kai war von dieser Welt gegangen, aber niemand, nicht einmal der Shogun, konnte den Teil seines Geists berühren, der bei ihr geblieben war und
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