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46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

Titel: 46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra
Autoren: Karl May
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schnell sind Sie fertig geworden, Señor?“ sagte er verwundert.
    „Fertig? O nein!“ antwortete der Gefragte. „Ich habe mich entfernt, damit die Señores ungestört miteinander verhandeln können.“
    „Sie haben ihnen also eine Wahl gestellt?“
    „Ja. Ich will Blutvergießen vermeiden. Ich will meinen Namen nicht in der Weise beflecken, in welcher es die Namen meiner Feinde sind.“
    „Darf ich fragen, welche Wahl Sie ihnen gelassen haben?“
    „Die Offiziere werden entweder ertränkt und die Truppen erschossen, oder man zieht nach der Entwaffnung der letzteren mit dem Versprechen, nicht wieder gegen mich zu kämpfen, nach Mexiko, um zum Hauptquartier zu stoßen.“
    „Das ist eine schwere Wahl: Auf der einen Seite ein ehrloser, schändlicher Tod und auf der anderen ein Rückzug ohne Kampf, ohne alle Waffen. Ich glaube, die Herren werden den Versuch machen, zu verhandeln.“
    „Ich habe ihnen gesagt, daß ich keinen solchen Versuch dulde. Ich gab ihnen zehn Minuten Zeit, sich zu entscheiden und füge keine Sekunde bei. Hätten Sie vielleicht anders gehandelt?“
    „Wohl schwerlich.“
    „So mag es dabei bleiben. Wo befindet sich Señorita Emilia?“
    „Im Zimmer des Schließers.“
    „Aber natürlich fesselfrei?“
    „Versteht sich!“
    „Ich habe gesagt, daß die Offiziere im Verweigerungsfall an demselben Ort ertränkt werden sollen, an welchem heute die Exekution stattfinden sollte. Auch die Zeit wird dieselbe sein. Die Gerechtigkeit erfordert diese Bestimmung. Wird dies angehen?“
    „Ja. Ich mache mich verbindlich, mit Hilfe von zwanzig Apachen die Offiziere nach dem Fluß zu transportieren, ohne daß es gemerkt wird.“
    „Señor, einen so brauchbaren Mann wie Sie wird man selten finden. Ich wollte, Sie blieben im Land. Ich bin überzeugt, daß Sie einer meiner hervorragendsten Offiziere sein würden. Wollen Sie es sich nicht überlegen?“
    „Ich danke Ihnen für dieses Vertrauen, Señor“, antwortete Sternau höflich, „aber ich bin Arzt; mein Beruf ist, Wunden zu heilen, nicht aber, sie zu schlagen. Außerdem bin ich durch Bande der Liebe an die Heimat gefesselt, von welcher ich, wie Sie wissen, so lange Jahre getrennt wurde.“
    Juarez drückte dem Deutschen warm die Hand.
    „Sie haben recht, Señor. Ich wünsche Ihnen Glück und vollste Entschädigung für das Furchtbare, was Sie gelitten haben. Sollte es in meiner Macht liegen, Ihnen nützlich zu sein, so wissen Sie, daß Sie zu jeder Stunde über mich verfügen können. Vergessen Sie das ja niemals.“
    „Ich werde daran denken, und zwar gleich jetzt, Señor.“
    „Ah! Sie haben einen Wunsch?“
    „Ja, und einen sehr dringenden.“
    „So sprechen Sie!“
    „Die zum Tode verurteilten Bürger befinden sich in einer schrecklichen Lage. Es ist unsere Pflicht, sie schleunigst von ihrer Todesangst zu befreien.“
    „Sie haben recht. Wo befinden sich diese Leute?“
    „Ich weiß es nicht, werde aber sofort den Schließer fragen.“
    „Tun Sie das, denn ich selbst habe keine Zeit dazu. Es sind neun und eine halbe Minute verflossen, ich muß also nach oben gehen.“
    Er entfernte sich, und Sternau suchte den Schließer auf. Dieser saß mit seiner Frau ängstlich in seinem Zimmer. Emilia befand sich bei ihnen.
    „Wie steht es, Señor Sternau?“ fragte diese letztere schnell, als er eintrat.
    „Gut, hoffe ich“, antwortete er. Und sich an den Schließer wendend, fuhr er fort: „Wo stecken die Gefangenen, welche nachher erschossen werden sollten? Im Gefängnis?“
    „Nein. Sie waren bis gestern abend dort; doch als es dunkel war, hat man sie hierher transportiert, weil sich hier die Hauptwache befindet und man sie infolgedessen besser bewachen kann.“
    „Also hier im Stadthaus? Das ist gut. In welchem Raum?“
    „In einem Gewölbe, wo sie an den Wänden festgebunden sind.“
    „Haben Sie Wächter bei sich?“
    „Ja. Es befinden sich fünf Soldaten und drei französische Militärgeistliche bei ihnen, die auch mit ihnen eingeschlossen sind.“
    „Französische Geistliche? Welch eine Grausamkeit. Der Sterbende will beichten und Vergebung seiner Sünden haben; hier aber können Beichtvater und Beichtkind sich wohl kaum oder gar nicht verstehen. Ich werde einige Indianer holen, und dann führen Sie mich hinab.“
    „Sie wollen sie befreien?“ fragte der Schließer.
    „Ja.“
    „Das lohne Ihnen Gott, Señor!“
    „Oh, es leitet mich hierbei nicht bloß Mitgefühl, sondern auch Klugheit. Wenn diese Männer befreit sind,
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