Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

Titel: 46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
mit. Sie wird gebunden und in strenger Haft gehalten, bis ich weiter über sie entscheide.“
    Sternau nahm sein Lasso und schlang und band es so um Emilia, daß es den Anschein hatte, als ob sie sehr fest gefesselt sei.
    „Marsch hinaus!“ gebot er ihr in rauhem Kommandoton.
    Dabei stieß er sie zur Tür hinaus und winkte den Apachen, ihm zu folgen. Draußen aber nahm er ihr das Lasso sofort wieder ab und bat:
    „Verzeihen Sie, Señorita. Ich mußte etwas barsch verfahren.“
    „Ich hatte es nicht anders erwartet, Señor“, sagte sie. „Wie aber werden Sie nun über mich verfügen?“
    „Sie sind natürlich frei.“
    „So darf ich bei Ihnen bleiben?“
    „Ich bitte Sie, davon abzusehen. Man weiß nicht, ob sich die, welche wir jetzt überrumpeln wollen, zur Wehr setzen werden. Dort steht der Schließer. Lassen Sie sich von ihm nach seiner Wohnung geleiten, wo Sie bald erfahren werden, ob uns der Handstreich geglückt ist oder nicht.“
    Sie befolgte dieses Gebot, während Sternau sich nach dem Wachlokal begab.
    Dort hatte man keine Ahnung von dem, was eine Treppe höher geschehen war. Die Überrumpelung der Offiziere war eben mit einer solchen meisterhaften Schnelligkeit geschehen, daß keiner von ihnen hatte daran denken können, einen Hilferuf auszustoßen.
    Die Leute saßen auf ihren Bänken, Kasernenwitze reißend, und erschraken nicht wenig, als sich plötzlich die Tür öffnete, worauf vierzig Apachen hereinkamen und sich im Nu der an den Wänden hängenden Gewehre bemächtigt hatten. Bei der Gurgel gepackt oder vor den Kopf geschlagen, wurden die Soldaten mit ungeheurer Geschwindigkeit widerstandslos gemacht und dann gebunden.
    Hierauf ließ Sternau das Tor schließen, so daß alles, was in dem Stadthaus geschehen war und noch vor sich ging, unbemerkt bleiben konnte.
    Oben indessen hatte Juarez mit dem Kommandanten eine ernsthafte Verhandlung eingeleitet. Diesem letzteren war der Knebel abgenommen worden, so daß er sprechen und antworten konnte. Er durfte sich auf einen Stuhl setzen, während die anderen am Boden lagen. Juarez sagte zu ihm:
    „Ich habe einen Teil Ihres Gespräches mit der Señorita belauscht und glaube, daß Sie Kommandant von Chihuahua sind. Ist das richtig?“
    „Ja“, antwortete der Gefragte kurz.
    „Gut, so werde ich mir eine kleine Auseinandersetzung erlauben.“
    Da fiel jedoch der Kommandant schnell ein:
    „Erwarten Sie nicht, daß ich ein Wort sage, bevor mir die Fesseln abgenommen worden sind. Es ist nirgends als bei Barbaren Gebrauch, Offiziere zu binden.“
    „Sie haben sehr recht, Monsieur“, antwortete Juarez ruhig. „Die Franzosen haben meine Offiziere, unter denen sich sogar zwei Generäle befanden, gefesselt und ohne Recht erschossen, also ermordet; ich habe infolgedessen alle Veranlassung, diese große Nation als Barbaren zu betrachten und zu behandeln. Ein vernünftiger Mensch wird das einsehen und sich nicht im geringsten darüber beschweren.“
    „Der Vergleich ist falsch. Diese Erschossenen waren Aufrührer!“
    „Bin ich ein Aufrührer, wenn ich einen Menschen verjage, welcher sich in mein Haus, sei es mit Gewalt oder List, eindrängt, um mich um mein Eigentum zu bringen? Machen Sie sich nicht lächerlich! Es kann mir sehr gleichgültig sein, ob Sie mit mir sprechen wollen oder nicht. Ich hatte die Absicht, so schonend wie möglich zu verfahren, eben weil ich kein Franzose, kein Barbar, bin. Wollen Sie die Betätigung dieser Absicht vereiteln, so haben Sie die Folgen zu tragen.“
    „Ich fürchte diese Folgen nicht!“ knurrte der andere.
    „Das ist eine höchst unglückliche Verblendung, Monsieur. Sie scheinen sich ganz und gar über meine Hilfsmittel und Ihre gegenwärtige Lage im Unklaren zu befinden. Ich bin jedoch nicht so machtlos, wie Sie irrtümlich anzunehmen scheinen.“
    „Ich antworte hierauf nicht, meine Truppen werden es tun.“
    „Ihre Truppen? Pah! Ich halte in diesem Augenblick Chihuahua umzingelt, so daß kein Mensch ohne meinen Willen aus oder ein passieren kann. Die ganze Hauptwache und Sie alle befinden sich in meiner Gewalt. Die gegen mich ausgesandten Truppen sind geschlagen. Die Bürgerschaft von Chihuahua wird auf die Kunde von meiner Anwesenheit sich wie ein Mann erheben. Stehen Ihnen etwa Tausende zur Verfügung? Ihre paar Hundert Mann werden in fünf Minuten von mir erdrückt sein. Prahlerei würde ganz vernunftlos sein. Jetzt frage ich Sie, ob Sie mit mir reden wollen oder nicht!“
    „Ich kann Sie aber nicht als eine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher