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46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

Titel: 46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra
Autoren: Karl May
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bewaffne ich sie mit den Gewehren der Franzosen. Wir haben dann eine ansehnliche Unterstützung an ihnen.“
    „Sie werden für die gute Sache ihr Leben lassen.“
    Nach Verlauf einer kurzen Zeit brachte Sternau zehn Indianer, welche mit allem versehen waren, was zum Fesseln eines Menschen erforderlich ist. Man stieg eine steinerne, massive Treppe hinab und gelangte an eine starke, eiserne Tür, vor welcher sich zwei große, dicke Riegel befanden.
    „Es befindet sich natürlich Licht in dem Gewölbe?“ flüsterte Sternau dem Schließer zu.
    „Ja, Señor.“
    „So verlöschen oder verschließen Sie Ihre Laterne. Der Schein derselben würde sonst auf meine Indianer fallen, und es ist besser, sie werden erst dann deutlich bemerkt, wenn es für die Soldaten bereits zu spät ist.“
    Der Schließer schob die Laterne in die Tasche und zog die Riegel zurück. Als er die Tür öffnete, sah man einen weiten Raum, der nur von einer von der Decke herabhängenden Lampe notdürftig erhellt wurde.
    In dieses Halbdunkel hinein huschten die zehn Indianer. Einer, zwei, drei, vier, fünf laute Schreie erfolgten fast zu gleicher Zeit; ein kurzes Rascheln und Rauschen folgte, dann war es still.
    „Ugh!“ rief einer der Indianer.
    Er wollte damit sagen, daß ihre Arbeit vollendet sei. Sternau trat ein und gebot dem Schließer, seine Laterne wieder hervorzuholen. Dies geschah, und nun war es möglich, die Insassen des Raumes besser zu erkennen.
    An den Wänden ringsum waren eiserne Haken eingeschlagen, an welche man die Gefangenen mittels Stricken befestigt hatte. Am Boden aber lagen die fünf Soldaten und die drei Geistlichen gefesselt.
    „Macht die Gefangenen los“, gebot Sternau, „aber so, daß die Stricke nicht verletzt werden, denn wir brauchen dieselben sogleich für andere Leute.“
    „Santa Madonna! Sollen wir schon zur Schlachtbank geführt werden?“ fragte einer der Mexikaner.
    „Nein! Sie sind frei!“ antwortete Sternau.
    „Frei?“ erklang es ungläubig von den Lippen einiger.
    „Ja, frei. Ich habe Ihnen zu sagen, daß Juarez gekommen ist, um Sie vom sicheren Tod zu erretten. Er ist zur rechten Zeit eingetroffen.“
    „Juarez!“ jubelte es aus dem Mund von mehr als dreißig Männern.
    Und hundert Ausrufe und Fragen drängten sich durcheinander.
    „Schweigen Sie jetzt, Señores!“ bat Sternau. „Noch ist die Stadt nicht ganz in unseren Händen, wir müssen vorsichtig sein. Werden Sie, wenn ich Sie sofort bewaffnen würde, bereit sein, für den Präsidenten zu kämpfen?“
    Ein allgemeines, freudiges Ja erscholl.
    „Nun gut! Schnell fort mit den Fesseln! Wer losgebunden ist, mag helfen, die anderen zu befreien. Oben liegen gefesselte Soldaten. Wir schaffen sie herab, um sie nebst ihren hier liegenden Kameraden an Ihrer Stelle zu fesseln. Ihre Waffen aber erhalten Sie. Beeilen wir uns!“
    Mit nach solcher Todesangst vor Freude und Entzücken zitternden Händen befreiten die Mexikaner einander; dann folgten sie Sternau nach oben, wo sie auf Juarez stießen, der Sternau gesucht und erst jetzt erfahren hatte, wo dieser sich befand.
    Als der Präsident bei den Offizieren eingetreten war, nahmen diese, von den Apachen im Zaum gehalten, noch genau dieselbe Stellung ein wie vorher. Er gab einen Wink, und sofort erhielten sie, den Kommandanten ausgenommen, ihre Knebel wieder in den Mund. Die Apachen hatten darin eine solche Übung, daß kein Zusammenbeißen der Zähne dagegen half.
    „Die Zeit ist vorüber, Señor“, sagte Juarez. „Wollen Sie sich ergeben?“
    „Ihre Bedingungen sind zu hart. Ich hoffe, daß Sie sich –“
    „Halt! Kein Wort weiter!“ fiel ihm Juarez in die Rede. „Ich habe Ihnen bereits gesagt, daß ich keine Minute zugebe und mich auf keine weiteren Verhandlungen einlasse. Jedes weitere Wort wird ebenso wie Ihr Schweigen von mir so genommen, daß Sie sich nicht ergeben wollen. Also reden Sie! Ja oder nein?“
    „Unser Tod würde sofort gerächt werden!“
    „Ich verachte diese Drohung. Sie verzichten also auf meine Langmut. Gut. Sie denken wohl, daß ich nicht den Mut habe, französische Offiziere mexikanisches Wasser kosten zu lassen, bis sie tot sind? Oh, wir Mexikaner haben französische Behandlung genossen, bis uns das Wasser am Halse stand. Wir verzichten aber darauf, es zu schlucken, und überlassen dies lieber Ihnen. Damit Sie aber sehen, daß es mein Ernst ist und daß ich nicht Komödie spiele, will ich nicht bis zur angegebenen Stunde warten, sondern Ihnen bereits jetzt
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