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45 - Waldröschen 04 - Verschollen

45 - Waldröschen 04 - Verschollen

Titel: 45 - Waldröschen 04 - Verschollen
Autoren: Karl May
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bemerkte auch, daß der Lichtschein langsam zusammensank. Er sagte:
    „Vielleicht war es irgendein Meteor, aber kein künstliches Feuer.“
    „Es war ein Feuer, von Menschenhänden angebrannt. Sehen Sie, jetzt ist es vollständig verlöscht, während es vor kaum zwei Minuten hoch aufloderte. Was würden Sie aus diesem Umstand schließen, Graf?“
    „Daß das Brennmaterial ein sehr leichtes ist.“
    „Richtig! Und dies paßt ganz auf das gesuchte Eiland. Ein Feuer, welches durch Holzstämme oder ein anderes kräftiges Material genährt wird, fällt nicht so schnell zusammen, und Señora Emma hat uns gesagt, daß Holz da eine Seltenheit ist.“
    „Sie wollen also behaupten, daß dort, wo wir das Licht gesehen haben, jetzt Menschen vorhanden sind?“
    „Ja.“
    „Werden sie unser Licht sehen?“
    „Nein. Das Licht war meiner Schätzung nach ungefähr drei Seemeilen von uns entfernt. Ihre Flamme flackerte hoch, unsere Laterne gibt nur ein kleines, ruhiges Licht.“
    „Und wenn sie es bemerken, werden sie es für einen Stern halten?“
    „Jedenfalls. Ich werde Ihnen aber ein Zeichen geben.“
    Er befahl, mehrere Raketen steigen zu lassen. Dies geschah, doch ohne allen Erfolg.
    „Man bemerkt uns nicht“, sagte Wagner. „Hätten sie unser Signal gesehen, so würden sie jedenfalls geantwortet haben, indem sie die Flamme wieder anfachten. Wir werden bis morgen warten müssen.“
    „Wer kann dies aushalten!“ sagte der Graf im Ton der Ungeduld.
    „Wir, Señor“, antwortete der Kapitän.
    „Können wir nicht Dampf geben, um näher zu kommen?“
    „Nein. Señora Emma hat gesagt, daß die Insel von gefährlichen Klippen umgeben ist, vor denen wir uns hüten müssen. Wir haben Windstille, aber einen leichten Seegang West nach Ost. Infolgedessen treiben wir vor Anker langsam aber stetig weiter und werden bei Tagesgrauen sehen, was wir vor uns haben.“
    Der Graf blieb eine Weile ruhig. Es setzte sich in ihm die Überzeugung fest, daß das Ziel endlich erreicht sei, und darum beendete er diese Pause mit der Frage:
    „Wollen wir nicht eine Kanone lösen, Kapitän?“
    „Ich möchte davon abraten“, meinte der Gefragte.
    „Warum?“
    „Aus mehreren Gründen. Ist diese Insel eine andere als die gesuchte, so sind die Menschen, welche da wohnen, wahrscheinlich Wilde, welche sich aus Furcht verstecken würden, wenn sie die Schüsse hörten. Überraschen wir sie aber mit Tagesanbruch, so können wir bei ihnen Erkundigungen einziehen, die uns vielleicht nützlich sein werden.“
    „Ist es aber dennoch die gesuchte – – –?“
    „So erreichen wir durch die Schüsse nichts weiter, als daß wir den Schlaf dieser armen Leute und auch den von Señora stören. Dies ist zwar kein stichhaltiger Grund, da er mehr als zur Genüge aufgewogen würde durch die Freude, endlich die ersehnte Rettung nahe zu wissen; aber ich bin ein Egoist; ich möchte diese Leute überraschen.“
    „Ah, ich verstehe!“ nickte der Graf.
    „Ja, und die Señora auch. Darum werde ich sogar die Laterne auslöschen lassen.“
    Er gab den Befehl dazu und beorderte zugleich einen Mann hinaus in die Sprietwanten, um auf das Geräusch der Wellen zu horchen und vor einer etwaigen Brandung zu warnen.
    So verging eine Viertelstunde nach der andern. Der Kapitän bat den Grafen, sich zur Ruhe zu begeben, dieser aber konnte sich nicht dazu entschließen. Er wanderte unruhig auf dem Verdeck hin und her. Die Minuten wurden ihm zu Stunden und die Stunden zu Tagen, bis endlich kurz vor Anbruch des Morgens der Ausguck warnte:
    „Brandung im Steuer vor uns!“
    „Fall ab nach Backbord!“ kommandierte der Kapitän.
    Das Schiff drehte sich gehorsam nach links und ließ die gefährliche Stelle rechts liegen. Nach einiger Zeit begann es, am östlichen Horizont zu grauen, und wenige Minuten später erkannte man die noch unbestimmten Umrisse einer Insel, welche von einem Ring von Korallenklippen umgeben war, durch den es nur eine einzige Pforte zu geben schien. Die See war so ruhig, daß dieser Eingang, wenigstens heute, nicht schwer zu passieren war. Nach einigen Minuten konnte man die Masse der Insel deutlich erkennen. Man bemerkte eine mit Sträuchern gewachsene Höhe, aber keine Spur von einer menschlichen Wohnung, trotzdem diese Sträucher so regelmäßig in Reihen standen, daß anzunehmen war, sie seien auf künstliche Weise gepflanzt worden. Der Graf kam auf die Kommandobrücke herauf und fragte:
    „Nun, Kapitän, was denken Sie?“
    Seine Stimme
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