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44 - Die Intrige von Antares

44 - Die Intrige von Antares

Titel: 44 - Die Intrige von Antares
Autoren: Alan Burt Akers
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gewonnen, und nun waren sie die absoluten Beherrscher der Straßen.
    Ich stieß bald auf ein Viertel, in dem es nur Lagerhäuser gab. Hier wurden zweifellos die Handelsgüter gelagert, die über die Karawanenstraßen weiterverschickt wurden. Andere, viel interessantere Gerüche wetteiferten mit dem Fisch- und Flußgestank.
    Natürlich würde so ein Stadtteil voll kostbarer Beutestücke von gewissenhaften Plünderern garantiert nicht übersehen werden. Auf gar keinen Fall!
    Ich schlich vorsichtig an einer weißgetünchten Häuserwand vorbei und schaute mich um. Dabei entdeckte ich kleine Gruppen, die bereits fleißig damit beschäftigt waren, Amintins Reichtümer abzutransportieren. Direkt hinter diesem Lagerhaus, aus dessen geöffnetem Tor gelbes Laternenlicht strömte, erstreckte sich ein leerer Platz, der an einem Stadttor endete. Zweifellos hatte dieses Tor einen Namen. Natürlich kannte ich den nicht; außerdem war er mir auch egal. Ich wußte nur, daß dieses Tor keinesfalls der Weg aus der geplünderten Stadt sein konnte. Nein, der würde sich ein Stück entfernt befinden, und zwar an der Stelle, wo Stufen zur Brustwehr führten.
    Ich stürmte nicht planlos los. Der Erfolg meiner Idee beruhte auf der Geschwindigkeit, mit der die Plünderer in die Stadt eingedrungen waren und sie erobert hatten.
    Ich bewegte mich schnell und vorsichtig zugleich über den offenen Platz, auf dem an einem normalen Arbeitstag die Packtiere und Wagen entladen wurden, und lief dann zwischen den beiden letzten Lagerhäusern entlang. Die Mauer befand sich noch etwa fünfzehn Schritt entfernt.
    Dieser Weg, der mir durch die Notwendigkeit aufgezwungen wurde, den Piraten zu entgehen und die Ostmauer zu erreichen, führte auch andere Flüchtlinge zusammen. Rosafarbenes Mondlicht beleuchtete flinke Gestalten, die die Stufen zu der Brustwehr mit ihren seltsam geschnittenen Zinnen hinaufhasteten. Ich blieb stehen. Zweifellos würde jeden Augenblick ein Pfeilhagel auf die Flüchtlinge niederregnen.
    Doch es passierte nichts, und sie liefen aufgeregt über die Brustwehr und verschwanden in einem der kleinen Türme, die sich dort in regelmäßigen Abständen befanden. Ich runzelte die Stirn. Das sah nicht gerade vielversprechend aus.
    »Verdammt!« fauchte ich. »Zur Hölle mit der Vorsicht!«
    Ich sammelte meine Kräfte und lief auf die Schatten am Fuß der Treppe zu. Bevor ich die Mauer erreichte, erschien eine Gruppe von Leuten von der Seite, die alle mit gesenkten Köpfen daherstürmten. Obwohl sie anscheinend von blinder Panik erfaßt waren, hielten sie doch Waffen in den Fäusten.
    Wir kamen gleichzeitig an der Stadtmauer an.
    »Kommt schon, ihr Hulus. Bratch!« rief Dagert von Paylen.
    Wir liefen dicht aneinandergedrängt und keuchend die Stufen hoch. Dagerts schmales, männliches Gesicht mit dem sauber gestutzten Schnurrbart und den dunklen Augen verriet keine Regung. »Wir müssen schnell sein, Drajak«, sagte er. »Beeil dich, Palfrey, verdammt noch mal«, fauchte er dann.
    Sie liefen im Schatten der Brustwehr auf den nächststehenden kleinen Wehrturm zu. Ich blieb stehen und sah über die Zinnen und dankte Zair!
    Ich hatte recht behalten! Von der Mauer baumelten die Strickleitern herab, die die Piraten benutzt hatten, um Amintin zu plündern. Dagert und seine drei Leute liefen auf den Turm zu. »Dagert!« rief ich. »Dieser Weg ist sicherer!«
    Er blieb stehen und wirbelte herum, eine geschmeidige, angespannte Gestalt im mondbeschienenen Chaos.
    Ich schwang mich auf den Sims zwischen zwei Zinnen und nahm das Seil in beide Hände. Ich hatte nicht vor, mich mit Pfeilen spicken zu lassen, während ich auf andere wartete. »Die Strickleitern, Dagert!« rief ich und hangelte mich abwärts.
    Seine Stimme peitschte durch die Nacht, und es hörte sich an, als würde man zwei dieser flachen Holzbretter eines Shenshi-Spiels aneinanderschlagen, wo es nur um Possenreißer und marionettenhafte Bewegungen ging. »Hier entlang!«
    Ich hatte die Mitte der Strickleiter noch nicht ganz erreicht, da spürte ich sein Gewicht über mir. Er kletterte behende die Sprossen herunter. Als ich in den Graben vor der Mauer sprang – der zwar kein Wasser führte, dafür aber voll stinkendem Schlamm war –, hatte er die Mitte erreicht, und seine Gefolgsleute folgten ihm dicht auf.
    Sogar in diesem hektischen Augenblick nahm ich mir die Zeit, über die vielsagende Tatsache nachzudenken, daß seine Leute zum Abstieg dieselbe Leiter wie er und ich gewählt hatten.
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