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43 Gründe, warum es AUS ist

Titel: 43 Gründe, warum es AUS ist
Autoren: Carl Hanser Verlag
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ich mal war. Nichts bin ich, rein gar nichts. Das Einzige an mir, das einzige winzige Etwas, das mich aufgewertet hat, war die Tatsache, dass ich Ed Slatertons Freundin war, dass ich ungefähr zehn Sekunden lang von dir geliebt wurde, aber was soll’s, wen kümmert das noch, es ist vorbei und nur noch furchtbar peinlich für mich. Wie blöd von mir, mich für etwas anderes zu halten – so als würde man sich einbilden, Grasflecken wären ein hübscher Anblick, als würden Küsse, die man bekommt, einen attraktiver für weitere Küsse machen, als würde Wärme, die man in sich spürt, einen selbst zu wärmendem Kaffee machen, als würde man allein schon durch die Liebe zu Filmen zur Regisseurin. Wie man so danebenliegen kann – dass man einen Haufen Krempel für eine Schatzkiste hält und einen Jungen, der dich anlächelt, ernst nimmt, dass man glaubt, ein schöner Augenblick bedeute automatisch ein besseres Leben. So ist es nicht, absolut nicht, eine Katastrophe, wenn man das denkt, ein pummeliges Kleinkind, das im Wohnzimmer davon träumt, Ballerina zu werden, ein Mädchen, das mit leuchtenden Augen im Bett liegt, weil es Nie bei Kerzenschein gesehen hat, ein Dummchen, das sich geliebt wähnt und einer Fremden durch die Straßen folgt. Es gibt keinen Filmstar in unserer Gegend, so viel weiß ich inzwischen, lauf ihr nicht in dem Glauben hinterher, mach dich nicht lächerlich mit deinem Traum von einer Party zum neunundachtzigsten Geburtstag. Es ist aus. Sie ist tot, schon lange, das ist die Wahrheit, die mich wie ein Schlag vor die Brust, vor den Kopf, auf die Hände traf. In meinem Leben gibt es keine Filmsternchen. Nicht einmal echte Sterne standen am Himmel, als Al mich zu Hause abgesetzt hat und ich, völlig fertig und wund, hinausgeklettert bin aufs Garagendach und wieder geweint habe, ganz allein, weil mir klar wurde, dass es aus ist. Die letzten Streichhölzer waren das einzige Licht, alles, was ich hatte, und dann waren auch die, die du mir gegeben hast, du Mistkerl, tot und zu nichts mehr nutze.

     

     

 
     
    Die hier habe ich gekauft, aber nicht benutzt. Al und Lauren haben mich gekidnappt, damit ich mit ihnen Lasagne mit Wildpilzen machte und beim Essen weinte, anstatt mich, wie ich es vorgehabt und den beiden erzählt hatte, auf einem der freien Plätze zu verstecken und dir beim Spiel zuzusehen.
    »Was ist mit deinem Stolz?«, sagte Lauren, und Al, der gerade den Käse rieb, nickte zustimmend. »Du willst ja wohl nicht die traurige Exfreundin auf der Tribüne geben.«
    »Ich bin die traurige Exfreundin auf der Tribüne«, sagte ich.
    »Nein, du bist hier bei uns«, widersprach Al entschieden.
    »Das ist aber auch das Einzige«, sagte ich. »Bei euch oder muffig am Esstisch mit meiner Mutter oder weinend im Bett oder damit beschäftigt, das Telefon anzustarren …«
    »O Min.«
    »… oder damit, Hawk Davies zu hören und die CD dann wegzuwerfen und wieder aus dem Müll zu fischen und wieder zu hören und noch mal den Karton zu sichten.«
    »Den Karton?«, fragte Al. »Was für einen Karton?«
    Ich biss mir auf die Unterlippe. Lauren sog hörbar die Luft ein. »Ich weiß«, sagte ich, »ich weiß, ich weiß. Ich hätte an Halloween mit ihm Schluss machen sollen.«
    »Was für einen Karton?«, fragte Al wieder.
    Lauren beugte sich zu mir herunter und sah mir in die Augen. »Du willst mir doch nicht«, begann sie, »du willst mir doch nicht etwa weismachen, dass du einen Karton mit irgendwelchem Zeug besitzt, so eine Ed-Slaterton-Schatzkiste, in der du herumkramst? Bitte nicht, Herr im Himmel! Hab ich’s dir nicht gesagt, Al? Hab ich nicht gesagt, wir hätten ihr Zimmer durchkämmen sollen, mit einem feinzahnigen Kamm, und jedes einzelne Slaterton-Teil, das wir finden, abfackeln? Im selben Moment, als wir von diesem superschäbigen Verhalten erfuhren, da hätten wir losgehen, uns Strahlenschutzanzüge mieten und mit dem Fallschirm in ihrem Zimmer landen sollen …«
    Aber als sie sah, dass ich weinte, ließ sie es gut sein, und Al zog die Schürze aus, kam zu uns herüber und umarmte mich. Immerhin, dachte ich, weine ich schon ein kleines bisschen weniger als beim letzten Mal. »Es ist idiotisch, ich weiß«, sagte ich. »Eine idiotische Verzweiflungstat eines Desperado.«
    Al reichte mir eine Serviette. »Bei Frauen sagt man, glaube ich, Desperada .«
    »La Desperada!« Lauren baute sich wie eine Flamencotänzerin vor uns auf. »Auf dem Weg durch die Wüste, wo sie Kisten mit Schätzen
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