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43 Gruende, warum es AUS ist

Titel: 43 Gruende, warum es AUS ist
Autoren: Daniel Handler , Maira Kalman
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hier. Wie viele Male warst du bei Willows gewesen, hast es an der Wand hängen sehen neben einem Bild mit Kätzchen auf einem Baum, alle mit großen traurigen Augen, unter einer albernen Überschrift, die jeder schon eine Million Mal gesehen hat?
    Â»Hast du davon gewusst?«, fuhr ich dich an.
    Du hast wieder bloß mit den Schultern gezuckt, was mich nur noch wütender machte. »Min, ich hab nicht kapiert, dass …«
    Ich versuchte, die Fassung zu bewahren. » Ich kapiere nicht … Bist du … ich meine, du hast mich wegen einer anderen abserviert, und ich hatte keine Ahnung?«
    Du blinzeltest, so als wäre ich der Wahrheit sehr nahe gekommen.
    Â»Und dann noch das hier? Das hier? Und nie hast du …«
    Â»Min, du warst es doch, du hast doch immer gesagt, selbst wenn nicht. Selbst wenn nicht, das hast du gesagt …«
    Â»Du hast es gewusst und mir kein Wort gesagt?«
    Stille.
    Â»Sag’s mir!«
    Â»Ich weiß nicht«, sagtest du. So schön sahst du aus in der Nachmittagssonne. Ich hätte dich berühren können, wollte es, hätte es nicht gekonnt. Wer warst du, Ed? Was sollte ich nur mit dir machen?
    Â»Was ist die Alternative?«, fragte ich, und nun liefen mir Tränen übers Gesicht. »Was denn sonst?«
    Â»Min, es ist anders«, sagtest du, aber ich schüttelte heftig den Kopf. » Du bist es! Du bist …«
    Â»Sag jetzt verflucht noch mal nicht der künstlerisch angehauchte Typ! Das bin ich nicht!«
    Â»â€¦ anders.« Das war das Wort, das mir endgültig den Rest gab. Ich floh die Straße hinunter, weil es einfach nicht wahr war. Absolut nicht. Nicht war und nicht ist . Du als gottverdammter Sportler hättest mich einholen können, ohne in Schweiß zu geraten, aber du bist mir nicht hinterhergekommen; als ich an einer entlegenen Ecke stehen blieb und nach Luft schnappte, kamst du nicht, und alles, was mir geblieben war, war das, was ich noch immer in den Händen hielt. Es stimmt einfach nicht, wollte ich dir ins Gesicht brüllen, als du meinen Namen gerufen hast, aber du warst es gar nicht, du warst nicht da. Es war Jillian Beach, ausgerechnet, in dem Auto, das ihr Dad ihr gekauft hat, stand sie an einer roten Ampel, mit blitzenden Stoßstangen und schlechter Musik. Meine beste Freundin – so tief bin ich durch dich gesunken, Ed. Sie hat einfach die Beifahrertür aufgehalten, und ich schluchzte und schluchzte und schluchzte. Sie hat das Radio ausgemacht – ausgerechnet Jillian! – und keine Fragen gestellt. Erst später ist mir klar geworden, dass sie schon länger meinem Blick ausgewichen war, wenn wir uns bei den Schließfächern getroffen hatten, also hat sie wohl sofort gewusst, was es bedeutete, als sie mich heulend und allein auf der Straße sah: dass ich endlich dahintergekommen war. Doch in dem Moment schien es mir einfach magisch und dankenswert außergewöhnlich, dass sie nichts sagte, mich einfach mit hässlich verzogener Miene weinen ließ und mich ganz ruhig an den Ort fuhr, von dem sie wusste, dass ich genau dorthin musste, und davor anhielt. Sie langte an mir vorbei und öffnete die Beifahrertür. Sie gab mir meinen Rucksack, obwohl ich beide Hände voll hatte, und – jetzt pass auf, Ed – sogar einen Kuss, einen Kuss auf meine tränennasse Wange. Dann gab sie mir einen kleinen Schubs. Inzwischen hatte ich angefangen zu hicksen, peinlicher konnte es wirklich nicht mehr kommen, aber ich verstand, was sie meinte, und stolperte zur Tür hinein. Die wenigen Leute blickten auf, als sie ein heulendes Mädchen hereinkommen sahen, und Al, ernst und bleich, stand auf von dem Tisch bei Federico, an dem wir möglichst immer sitzen, während ich heulte und heulte und mit der ganzen Wahrheit herausrückte.
    Und die Wahrheit ist. Ich bin es nicht, Ed. Das war’s, was ich dir sagen wollte. Ich bin nicht anders. Ich bin nicht intellektuell, auch wenn alle, die mich nicht kennen, das behaupten, und auch nicht musisch begabt, ich male nicht, ich kann nicht zeichnen, ich spiele kein Instrument, ich kann nicht singen, ich spiele nicht Theater, das wollte ich sagen. Und ich schreibe auch keine Gedichte. Ich kann nicht tanzen, höchstens auf irgendeinem Fest, wenn ich beschwipst bin.
    Ich bin nicht sportlich. Ich bin weder Goth noch Cheerleader. Ich bin kein Schatzmeister und auch kein Co-Kapitän. Ich bin nicht schwul und oute mich stolz,
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