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34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

Titel: 34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata
Autoren: Karl May
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Hochwohlgeboren können in Zeit von einer Woche über tausend Mann beisammen haben!“
    „Zu welchem Zweck?“
    Er trat um zwei Schritte zurück, kniff das eine Auge zu, lächelte listig, als ob er sagen wolle: Na, spiele doch mit mir nicht Komödie; ich weiß ja genau, woran ich mit dir bin! und fragte:
    „Soll ich das Euer Gnaden wirklich erst sagen? Ich habe gehört, daß Sie nach Montevideo kommen würden, und nun, da Sie sich hier befinden, kenne ich ganz genau den Zweck Ihrer Anwesenheit. Es gibt ja nur diesen einen Zweck.“
    „Sie irren sich, Señor. Mir scheint, Sie halten mich für einen ganz andern Mann, als ich bin.“
    „Unmöglich! Sie hüllen sich in diesen Schleier, weil meine Forderung bezüglich der Gewehre Ihnen vielleicht nicht genehm ist. So bin ich gern bereit, Ihnen andere Vorschläge zu machen.“
    „Auch diese würden nicht zu ihrem Ziel führen, denn sie verwechseln mich wirklich mit einer Person, mit welcher ich einige Ähnlichkeit zu besitzen scheine.“
    Das machte ihn aber nicht irre. Er behielt seine zuversichtliche Miene, zu welcher sich noch ein beinahe überlegenes Lächeln gesellte, bei und sagte:
    „Wie ich aus Ihren Worten schließe, befinden Sie sich jetzt überhaupt nicht in der Stimmung, über diese oder eine ähnliche Angelegenheit zu sprechen. Warten wir also eine geeignete Stunde ab, Señor. Ich werde mir erlauben, wieder vorzusprechen.“
    „Ihr Besuch würde das gegenwärtige Resultat haben. Ich bin nicht derjenige, für den Sie mich halten.“
    Er wurde ernster und fragte:
    „So wünschen Sie also nicht, daß ich meinen Besuch wiederhole?“
    „Es wird mir jederzeit angenehm sein, vorausgesetzt, daß Sie nicht länger in dem erwähnten Irrtum verharren. Können Sie mir sagen, wer der Herr ist, mit welchem Sie mich verwechseln?“
    Jetzt musterte er mich scharf von Kopf bis zu den Füßen herab. Dann meinte er kopfschüttelnd:
    „Ich kenne Euer Gnaden bisher als einen tapfern, hochverdienten Offizier und hoffnungsvollen Staatsmann. Die Eigenschaften, welche ich jetzt an Ihnen entdecke, geben mir die Überzeugung, daß Sie in letzterer Beziehung schnell Karriere machen werden.“
    „Sie meinen, ich verstelle mich? Hier, nehmen Sie Einsicht in meinen Paß.“
    Ich gab ihm den Paß aus der Brieftasche, welche ich auf dem Tisch liegen hatte. Er las ihn durch und verglich das Signalement Wort für Wort mit meinem Äußern. Sein Gesicht wurde dabei länger und immer länger. Er befand sich in einer Verlegenheit, welche von Augenblick zu Augenblick wuchs.
    „Teufel!“ rief er, indem er den Paß auf den Tisch warf. „Jetzt weiß ich nicht, woran ich bin! Ich sowohl als auch zwei meiner Freunde haben Sie ganz genau als denjenigen erkannt, den ich in Ihnen zu finden gedachte!“
    „Wann sahen Sie mich?“
    „Als Sie unter der Tür des Hotels standen. Und nun ist dieser Paß ganz geeignet, mich vollständig irre zu machen. Sie kommen wirklich aus New York?“
    „Allerdings. Mit der ‚Sea-gall‘, welche noch jetzt vor Anker liegt. Sie können sich bei dem Kapitän erkundigen.“
    Da rief er zornig:
    „So hole Sie der Teufel! Warum sagten Sie das nicht sogleicht?“
    „Weil Sie nicht fragten. Ihr Auftreten ließ mit Sicherheit schließen, daß Sie mich kennen. Erst als Sie von den Gewehren sprachen, erkannte ich, wie die Sache stand. Dann habe ich Sie sofort auf Ihren Irrtum aufmerksam gemacht, was Sie mir hoffentlich bestätigen werden.“
    „Nichts bestätige ich, gar nichts! Sie hatten mir nach meinem Eintritt bei Ihnen sofort und augenblicklich zu sagen, wer Sie sind!“
    Er wurde grob. Darum antwortete ich in sehr gemessenen Ton:
    „Ich ersuche Sie um diejenige Höflichkeit, welche jedermann von jedermann verlangen kann! Ich bin nicht gewöhnt, mir in das Gesicht sagen zu lassen, daß mich der Teufel holen solle. Auch bin ich nicht allwissend genug, um sofort beim Eintritt eines Menschen mir sagen zu können, was er von mir will. Übrigens müssen Sie doch bei dem Wirt oder den Bediensteten des Hotels gefragt haben, bevor Sie zu mir kamen, und da muß man Sie unbedingt berichtigt haben, daß ich ein Fremder bin.“
    „Das hat man mir allerdings gesagt; aber ich glaubte es nicht, da ich den Verhältnissen nach mir sagen mußte, daß der Señor, für welchen ich Sie hielt, sich incognito hier aufhalten werde. Dazu kam dann Ihre Aussprache des Spanischen, welcher man es nicht anhört, daß Sie ein Fremder, ein Alemano sind.“
    Dieses letztere war sehr
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