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34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

Titel: 34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata
Autoren: Karl May
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viel, viel länger aus, als ich vorher gedacht hatte, und führte auch nicht gerade, sondern in sehr unregelmäßigen Windungen nach dem Fluß. Seine Länge war so bedeutend, daß unsere Feinde völlig Platz darauf hatten. Wenn der letzte von ihnen den gefährlichen Pfad betreten hatte, war der erste noch nicht drüben angekommen. Und das will etwas heißen bei gegen vierhundert Reitern. Übrigens war der Weg nicht etwa hart, sondern ziemlich weich und schlüpfrig. Unsere Pferde versanken stellenweise bis über die Hufe in dem dicken, schwarzen Schlamm. Aber wir kamen drüben ganz glücklich an. Da gab es einen sehr hübschen, von Büschen eingefaßten und von Baumwipfeln überragten Platz, auf welchem die Gefährten lagern und in aller Gemächlichkeit unsere Rückkehr erwarten konnten. Sie wollten absteigen, aber Gomarra, welcher mehr und mehr bewies, daß er ein kluger und außerordentlich umsichtiger Mensch sei, sagte ihnen:
    „Bleiben Sie noch im Sattel, Señores! Sie müssen noch eine kleine Strecke reiten, um dann zu Fuß zurückzukehren.“
    „Warum zu Fuß?“
    „Sagten Sie nicht, Señor, daß Ihre Soldaten keine Pferde hätten?“
    „Ja, allerdings.“
    „Nun, da müssen wir ihnen helfen, schnell fortzukommen. Wir nehmen die sämtlichen Pferde mit, um den Truppentransport zu beschleunigen.“
    „Der Gedanke ist freilich nicht übel.“
    „Nicht wahr? Wir haben weit über dreißig Pferde. Setzen sich je zwei Mann auf eins, so kommen siebzig Soldaten schnell herbei. Und das ist notwendig, da wir nicht wissen, wie lange wir auf die Ankunft der Feinde zu warten haben.“
    „Gibt es denn einen guten Weg von hier fort?“
    „Auch so einen verborgenen wie den bisherigen. Wir gehen über den Fluß, so daß diesseits gar keine Spur zu finden ist. Haben wir wieder festes Land, so bringen wir drei die Pferde leicht fort; bis dahin aber müssen uns die andern Señores begleiten.“
    So geschah es. Wir schwenkten rechts ab, am Ufer aufwärts. Dort gab es wieder tiefen Sumpf, durch welchen wir uns nur auf sehr schmalem Pfad einzeln bewegen konnten. Die Pferde folgten langsam und vorsichtig, und keins von ihnen machte eine übermütige Bewegung, denn der Instinkt sagte ihnen, daß sie sich hier in Gefahr befanden. So erreichten wir eine härtere Stelle und sahen, daß sich am jenseitigen Ufer eine feste Sandbank befand.
    „Hier setzen wir über“, sagte Gomarra. „Drüben gibt es sichere Erde bis hinaus auf den Campo. Nun brauchen wir die anderen Señores nicht mehr. Sie können umkehren, nachdem sie vorher uns geholfen haben, die Pferde in das Wasser zu treiben.“
    Wir drei, der Oberst, Gomarra und ich, ritten in den Fluß. Die andern stiegen ab und trieben die Pferde in das Wasser, nachdem sie ihnen Zügel und Bügel kurz gebunden hatten. Das ging ganz vortrefflich, denn der Fluß war weder breit noch reißend. Drüben angekommen, bildeten wir aus den Pferden eine Tropa, welche uns aus Angst vor den fleißig geschwungenen Lassos willig folgte. Unsere Gefährten kehrten an den Platz zurück, an welchem sie vorhin hatten absteigen wollen. Wir verließen den Fluß im rechten Winkel, erst langsam, da das Terrain doch kein ganz sicheres war. Als wir aber den Campo erreichten, fielen wir in Galopp und fegten nach rechts ab, in östlicher Richtung hin, weil der Oberst dort Soldaten zu finden erwartete.
    Wir waren kaum eine Viertelstunde geritten und hatten uns dabei fleißig nach Spuren umgesehen, so bemerkten wir zwei Reiter, welche am nördlichen Horizont auftauchten und schnell auf uns zukamen. Natürlich hatten sie auch uns gesehen und wollten nun wissen, wer wir seien. Der Oberst blickte ihnen gespannt entgegen und rief erfreut, als sie näher gekommen waren:
    „Rittmeister Manrico! Ihn habe ich vorausgesandt. Der Señor bei ihm ist ein Lieutenant. Welch ein Glück, sie zu treffen!“
    Der Rittmeister erkannte seinen Chef und grüßte ihn bereits von weitem. Nahe herangekommen, konnte er seinem Erstaunen, den Oberst hier so unerwartet zu treffen, gar nicht genug Ausdruck geben.
    „Davon nachher, mein Lieber“, unterbrach ihn der Oberst. „Jetzt vor allen Dingen, was tun Sie hier?“
    „Wir ritten zu einer Grenzdienstübung.“ Er deutete nach Ost. „Dort stehen unsere Truppen.“
    „Wie viele?“
    „Zweihundert Mann mit etwa siebzig Pferden. Es waren trotz aller Mühe nicht mehr Pferde zusammenzubringen. Jordan hat sie alle weggekapert und über die Grenze geschafft.“
    „Weiß schon. Siebzig, und
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