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34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

Titel: 34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata
Autoren: Karl May
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sagte ich zu ihm. „Bedenken Sie das!“
    „Keine Sorge, Señor“, antwortete er. „Sie sollen sich nicht in mir getäuscht haben.“
    „Wenn das der Fall ist, so werde ich Ihnen auf diese Weise dankbar sein, welche Sie nicht für möglich halten.“
    „Darf ich schon etwas davon erfahren?“
    „Sie werden den Mörder Ihres Bruders sehen.“
    „Wie? Was? Sagen Sie die Wahrheit? Sie müssen also doch wohl eine Ahnung haben, wer er ist?“
    „Ich ahne es allerdings.“
    „Señor, ich bitte Sie, sagen Sie mir seinen Namen!“
    „Sie haben ihn mir selbst genannt, als Sie mir von dem Mord erzählten.“
    „Daß ich nicht wüßte. Ich habe da keinen Namen genannt.“
    „Besinnen Sie sich!“
    „Ja, da fällt es mir ein: Den alten Gambusino habe ich erwähnt, den Sie sterben sahen. Aber seinen Namen nannte ich nicht, da ich denselben überhaupt nicht kenne.“
    „Sie sprachen ja auch noch von einem anderen, welcher da oben am Salzsee bekannt sein muß, da Sie von ihm behaupten, daß er die ganzen Anden besser kenne als jeder andere.“
    „Meinen Sie etwa Gerónimo Sabuco? Den Sendador? – Unmöglich!“
    „Warum unmöglich?“
    „Señor, da täuschen Sie sich. Der Sendador ein Mörder! Er, der sein Leben unzähligemale gewagt hat, um Reisende, welche sich ihm anvertraut hatten, glücklich an das Reiseziel zu bringen!“
    „Das ändert meine Ansicht nicht im geringsten. Er ist gar mancher äußerlich ein Ehrenmann, im stillen aber ein Schelm. Sie kennen ihn nicht; Sie haben ihn weder gesehen, noch gesprochen und verteidigen ihn doch in dieser Weise!“
    „Weil ich genau weiß, welchen Rufes er sich erfreut und welch ein Vertrauen er genießt. Haben Sie denn Grund, so Schlimmes von ihm zu denken?“
    „Lassen wir das einstweilen.“
    „Nein. Sie können sich doch denken, daß ich vor Begierde brenne, ihn kennenzulernen.“
    „Später, später! Ich habe Ihnen jetzt nur zeigen wollen, daß ich Sie zu belohnen vermag, falls ich mit Ihnen zufrieden bin.“
    „Aber ich sterbe vor Ungeduld, Señor!“
    „So beeilen Sie sich, uns noch vor Ihrem Tod die Jordanisten in die Hände zu bringen, so wird es noch Zeit sein, Sie zu retten!“
    „Wissen auch andere davon?“
    „Nein. Nur der Frater ist eingeweiht, daß der Sendador ein Mörder ist. Mit ihm allein dürfen Sie darüber sprechen. Die andern und ganz besonders die Yerbateros dürfen keine Ahnung haben; sie müssen Gerónimo Sabuco nach wie vor für einen Ehrenmann halten.“
    „Es wird auch mir schwer, wenn nicht gar unmöglich, ihn für etwas anderes zu halten. Ich bin fast überzeugt, daß Sie sich irren.“
    „Ich irre mich nicht und will Sie nur eins fragen: Sie haben mir von dem alten Gambusino erzählt. Halten Sie ihn für einen Lügner?“
    „Den? Alle andern Menschen viel eher als ihn. Er sprach wenig, und was er sagte, das war sicherlich die Wahrheit.“
    „Nun, so will ich Ihnen sagen, daß er mir kurz vor seinem Tod erklärt hat, der Sendador sei ein Mörder.“
    „Señor! Sollte man das für möglich halten?“
    „Es ist wahr. Der Sendador hat einen Pater ermordet, einen geistlichen Herrn. Denken Sie!“
    „Das wäre eine Sünde, welche gar nicht vergeben werden kann. Woher aber wußte es denn der Gambusino?“
    „Er hat es gesehen.“
    „Hat ihn denn der Gambusino nicht an der Mordtat gehindert?“
    „Er konnte nicht, denn er befand sich auf einem Felsen hoch über dem Ort, an welchem die Tat geschah. Er rief ihm erschrocken und entsetzt zu, doch vergebens.“
    „So mußte der Sendador ihn als Zeugen der Bluttat fürchten und also danach trachten, ihn beiseite zu schaffen!“
    „Wenigstens ihn unschädlich zu machen, ja; das tat er denn auch. Sie waren Freunde; darum tötete er ihn nicht; aber er zwang ihm einen Eid ab, niemals etwas davon zu erzählen.“
    „Schrecklich, entsetzlich! Und der Gambusino hat es Ihnen doch erzählt und also seinen Eid gebrochen?“
    „Erzählt nicht, denn ich hatte schon vorher einiges gehört und setzte mir das Fehlende hinzu. Als ich ihm die Sache dann genau so erzählte, wie sie geschehen war, konnte er mir nicht widersprechen.“
    „Also wirklich ein Mörder, wirklich! Señor, ich erschrecke. Sollte sich nicht auch der Gambusino geirrt haben?“
    „Nein, das ist ganz unmöglich. Übrigens stimmt alles sehr genau. Die beiden Mordtaten haben kurze Zeit, ganz kurze Zeit nacheinander stattgefunden. Die Flasche, von welcher Sie sprechen, enthielt die Kipus, welche der Sendador dem Padre
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