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34 Kurz-Krimis (German Edition)

34 Kurz-Krimis (German Edition)

Titel: 34 Kurz-Krimis (German Edition)
Autoren: Neal Chadwick
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Krawatte des anderen wieder los. Er war Bürgermeister und wollte wiedergewählt werden.
    Als Politiker hatte man sich zu beherrschen, selbst auf Kommunalebene -
    und erst recht auf einer Party, wo es mehrere Dutzend Zeugen für einen Wutausbruch gab.
    "Nur zu, Herr Bürgermeister Müller - oder vielleicht schon bald nur noch einfach Müller? - sagen Sie schon, was Sie mit mir vorhaben, brächte ich meine Enthüllungsstory an den Mann, beziehungsweise an die Zeitung!
    Sollte mir etwas geschehen, so habe ich entsprechende Vorkehrungen getroffen: Die Unterlagen und Photos sind bei einem Notar hinterlegt, der Anweisung hat, die Dinge selbsttätig an die Öffentlichkeit zu bringen, wenn ich unvermutet eines plötzlichen Todes sterben sollte." Ein zynisches Grinsen spielte um Leithausers Lippen.
    Man konnte ihm ansehen, wie sehr er diesen Moment der Überlegenheit genoß. "Aber nur zu!" fuhr er fort. "Posaunen Sie vor all diesen Leuten aus, daß Sie mich am liebsten umbringen würden! Dahinten steht Krause, der Oppositionsführer und wahrscheinlich Ihr Gegenkandidat bei der nächsten Wahl. Er schaut gerade zu uns herüber..."
    "Es war nicht so gemeint!" beeilte sich Müller zu sagen.
    "Oh, doch, Herr Bürgermeister, es war so gemeint. Ich weiß das und Sie wissen es auch! Ich kann Sie sogar ein wenig verstehen, schließlich steht Ihnen das Wasser bis zum Hals.
    Da kann man leicht in Panik geraten. Aber ich hoffe, daß Sie trotz alledem vernünftig bleiben. Ich kann Ihnen nur Bestechlichkeit nachweisen.
    Das wird möglicherweise Ihre politische Karriere zerstören, aber überlegen Sie mal, was mit Ihnen geschieht, wenn Ihnen ein Mord nachgewiesen werden kann..." - "Sie sind ein Teufel, Leithauser. Kein Journalist."
    Leithauser lächelte und sah von oben auf den Bürgermeister herab. "Gegen einen gewissen Betrag würde ich diese Gelegenheit zum journalistischen Durchbruch vielleicht verstreichen lassen..." - "Sie sind ein Mistkerl! Lassen Sie mich zufrieden!" - "Ich denke, Sie werden noch darüber nachdenken und dann werden wir uns mit Sicherheit einigen können..."
    Die Stimmung war gut. Die Party plätscherte so vor sich hin. Müller ging an die Bar und ließ sich ein Glas Wasser geben, um seine Beruhigungstabletten einnehmen zu können.
    Leithauser hatte er unterdessen aus den Augen verloren. Der Puls des Bürgermeisters beruhigte sich etwas, nachdem er die Tabletten hinuntergeschluckt hatte. Es schien keinen anderen Weg zu geben, als sich mit Leithauser zu èinigen`, aber das würde ziemlich teuer werden. Mein Gott, dachte Müller. Ich kann es mir finanziell gar nicht leisten, diesen Schmarotzer auszuzahlen! Müller hatte stets Schwierigkeiten gehabt, mit Geld umzugehen. Daher auch sein Hang zur Bestechlichkeit...
    Der Bürgermeister blieb noch eine Weile und mischte sich mit sparsamem Smalltalk unter die Partygäste - mehr aus Anstand denn aus Neigung. Ganz gegen seine sonstige Gewohnheit hob er auch ein paar Gläschen, vielleicht sogar ein paar zuviel...
    Der Schrecken, den Leitheuser ihm eingejagt hatte, mußte hinweggespült werden. Dann beschloß er schließlich, nach Hause zu fahren.

    *
    Als Müller den Kofferraum seines Wagens öffnete, um seinen Mantel hineinzulegen, machte er eine äußerst unerfreuliche Entdeckung: Er blickte in das blutüberströmte Gesicht Leitheusers, dessen Leiche jemand in seinem Wagen verstaut hatte. Blut war auch am Wagenheber und die Art der Verletzung, die der Journalist davongetragen hatte, deutete darauf hin, daß er mit diesem erschlagen worden war. Zu dumm! durchfuhr es Müller. In diesem Moment verwünschte er seine Nachlässigkeit beim Abschließen des Wagens...
    Dann überkam ihn ein furchtbarer Verdacht: Hatte er den unbequemen Journalisten am Ende gar selbst vom Leben zum Tode befördert? Er war nicht mehr ganz nüchtern - und möglicherweise hatte er sogar zuviel Alkohol im Blut, um eine Polizeikontrolle passieren zu können, aber sein Inneres schien zu Eis zu erstarren. So etwas konnte man doch nicht vergessen! Er konnte sich nicht daran erinnern, Leithauser nach draußen gelockt und mit dem Wagenheber erschlagen zu haben, aber er begriff rasch, daß das eigentlich überhaupt keine Rolle spielte.

    Wenn man die Leiche und den blutverschmierten Wagenheber in seinem Kofferraum fand, dann würde er selbstverständlich zuerst in Verdacht geraten.
    Zusätzlich hatte er ja noch ein plausibles Motiv, das (falls Leithauser die Unterlagen tatsächlich bei einem Notar hinterlegt und
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