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34 Kurz-Krimis (German Edition)

34 Kurz-Krimis (German Edition)

Titel: 34 Kurz-Krimis (German Edition)
Autoren: Neal Chadwick
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der Chef, ich sollte ihn mir mal ansehen!"
    "Der Chef? Sie meinen Dr. Miller!"
    "Ja, genau den!" Der Wachmann trat zur Seite. "Gehen Sie hinein!"
    meinte er. Und Martinez dachte: Jetzt ist es so gut wie geschafft!
    Er würde eintreten, die Tür hinter sich schließen, dann die Schalldämpferpistole unter dem Kittel hervorziehen und abdrücken. Eine Sekundensache.

    *
    Mit einem schnellen Schritt war Martinez im Krankenzimmer und seine Rechte hatte bereits nach der Waffe unter dem Kittel gegriffen, da erstarrte er mitten in der Bewegung. Er blickte direkt in die Mündungen einiger Revolver. Jemand hielt ihm eine Polizeimarke unter die Nase. "Wir wußten, daß es ein Profi sein mußte, der es auf Smith abgesehen hatte", erklärte einer der Kriminalbeamten, während Martinez ein anderer die Waffe abnahm und ihm Handschellen anlegte.
    Martinez fluchte.
    "Ich begreife nicht...", murmelte er.
    "Wir brauchten nur warten", fuhr der Beamte fort. "Ein Profi gibt schließlich nicht auf, stimmt's?" Er grinste. "Ich schätze, wir haben irgendwo ein schönes Foto von Ihnen in unseren Karteien..."
    "Und wo ist Smith?" knurrte Martinez.
    "An einem sicheren Ort, wo er sich vermutlich besser von seiner Schußverletzung erholen wird als hier!" war die trockene Antwort.
    DAS LINKE BEIN
    Ralph Jakobs bemerkte nicht, wie drei Augenpaare ihn beobachteten, während er sein Glas austrank, bezahlte und gemessenen Schrittes das Lokal verließ. "Seht mal, wen haben wir denn da: Unseren hochverehrten Herrn Bankdirektor!" murmelte Larbach, einer der Beobachter mit deutlich ironischem Unterton. Sein Mund verzog sich spöttisch, als er noch hinzusetzte: "Ist er nicht ein feiner Herr, unser Herr Jakobs?"
    "Er ist schlicht und einfach ein Schwein!" brummte Bronner, der neben ihm saß, den Blick ins Glas gerichtet. "Allerdings habe ich eine ganze Weile gebraucht, um das zu merken!" setzte er noch naserümpfend hinzu.
    "Jahrzehntelang war er mein bester Freund. Und dann hat er mich ruiniert.
    Einfach so, ohne mit der Wimper zu zucken. Er zertrat meine Karriere -
    mein ganzes Leben - mit einer Gleichgültigkeit, mit der man für gewöhnlich ein störendes Insekt erschlägt." Tief empfundene Bitterkeit lag in Bronners Tonfall.
    "Wie kam das?" fragte Neubauer, der dritte am Tisch.

    "Die Geschichte ist schon Jahre her", berichtete Bronner zögernd.
    "Jakobs und ich waren beide in der hiesigen Bankfiliale beschäftigt." "...
    deren Direktor Jakobs jetzt ist", vervollständigte Larbach, der Bronners Geschichte kannte. "Genau! Nun, um es kurz zu machen: Ich hatte mich damals finanziell etwas übernommen - Familie gegründet, ein Haus gekauft und so weiter und so fort. Andererseits war ich nicht bereit, Abstriche an meinem Lebensstandard zu machen. Wofür legt man sich schließlich krumm, frage ich Sie! Jedenfalls nicht, damit alles von Raten, Tilgung und Zinsen aufgefressen wird und einem nichts bleibt, um sch zu amüsieren!"
    "Das kann ich verstehen!" meinte Neubauer.
    "Nun, ich ließ mich dazu hinreißen, meine Probleme auf illegalem Weg -
    zumindest vorrübergehend - zu lösen. Ich sah damals keinen anderen Ausweg, als mir bei der Bank, bei der ich beschäftigt war, Geld zu beschaffen. Hier eine kleine Manipulation am Computer, dort eine weitere...
    Die Wahrscheinlichkeit, daß das Ganze auffliegen würde, war eins zu tausend, und ich beabsichtigte ja auch, zum Schluß alles wieder in Ordnung zu bringen. Ein zinsloses Darlehen, so könnte man es ausdrücken, das war alles. Mehr wollte ich gar nicht und wahrscheinlich wäre die Sache auch längst vergessen, wenn Jakobs mir nicht auf die Schliche gekommen wäre."
    "Wie hat Jakobs reagiert?" fragte Neubauer und nahm einen Schluck aus seinem Glas. "Lassen Sie mich raten: Er hat Sie verpfiffen!"
    Bronner nickte mit versteinertem Gesicht. "Ja, das hat er. Wir waren Freunde - seit der Schulzeit, verstehen Sie? Er hätte nur so zu tun brauchen, als hätte er nichts gesehen und vielleicht eine Woche abwarten müssen.
    Aber nein, das konnte er für seinen alten Schulfreund nicht tun! Er mußte zum Direktor laufen und mich anschwärzen... Seiner Karriere hat es jedenfalls nicht geschadet: Er sitzt heute selbst auf dem Direktionssessel, während ich rausgeworfen wurde. Natürlich sprach sich die Sache im Bankgewerbe herum und so gelang es mir nicht, dort je wieder Fuß zu fassen. Heute verdiene ich meine Brötchen mit dem Verkauf von Lebensversicherungen..." Er atmete schwer, seine Augenbrauen zogen sich zusammen.
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