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335 - Der verlorene Sohn

335 - Der verlorene Sohn

Titel: 335 - Der verlorene Sohn
Autoren: Andreas Suchanek
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befriedigen konnte«, sagte Miki freundlich, obgleich er den Unbekannten für wahnsinnig hielt. Es hatte eine Weile gedauert, die Sprachmuster zu entzerren und mit alten Aufnahmen zu vergleichen, aber nun glaubte er die Identität des Anderen zu kennen. »Und nun sollten Sie mich wieder zusammensetzen.«
    »Warum sollte ich das tun?«
    »Sie erreichen nichts, wenn Sie mich in meine Bestandteile zerlegt hier liegen lassen. Voll funktionsfähig bin ich Ihnen eine größere Hilfe.«
    »Sie beleidigen meine Intelligenz«, widersprach der Unbekannte. »Ich werde doch keinen Feind reaktivieren!«
    »Feind?«, echote Miki. »Als wir uns das letzte Mal sahen, standen wir auf derselben Seite... General.«
    Für einige Augenblicke schwieg sein Gegenüber, dann erklang ein schwerer Seufzer. »Sie sind verdammt gut.« Bedächtig hob er die Hand und nahm die Maske ab. Dahinter wurden weder eine Nase noch Ohren und Lippen sichtbar. Die Zähne wurden nur dürftig von ausgefransten Hautlappen bedeckt und tiefe Narben kreuzen sich über den Wangen.
    »Willkommen in Amarillo, Mr. Takeo«, begrüßte ihn General Fudoh mit einem süffisanten Lächeln.
    ***
    Waashton, 2524 (vor vier Jahren)
    » Sag mir die Wahrheit!«, fauchte Meg. »Bist du dafür verantwortlich?« Sie deutete auf die Überreste der Werkstatt.
    Keran unterdrückte ein gereiztes Knurren. »Sie haben Teknikk repariert!«, gab er wütend zurück. »Du solltest stolz auf mich sein!«
    »Dein Hass gegen jede Art von Teknikk trübt deinen Blick.« Sie schüttelte müde den Kopf. »Glaubst du, das hätten Mum und Dad gewollt? Dass du deine Zeit damit verbringst, Häuser abzufackeln? Und das nur, weil die Menschen darin mit Teknikk arbeiten?«
    »Mum und Dad könnten noch leben, wenn wir das bereits in Amarillo getan hätten!«
    »Die Bewohner von Waashton leben anders«, erwiderte seine Schwester. »Hier gibt es weder Androiden noch Cyborgs. Hast du in all den Jahren nichts dazugelernt? Du klingst schon wie einer dieser fanatischen Rev’rends. Wach endlich auf! Diese Werkstatt hat Schäden aller Art repariert, nicht nur Teknikk. Du hast den Leuten die Lebensgrundlage genommen – und darauf soll ich jetzt auch noch stolz sein?«
    »Sie haben auch Maschinen für die Bunkertypen repariert!«, rechtfertigte sich Keran.
    »Der Weltrat ist nicht unser Feind!«
    Keran starrte auf die Häuserruine. Das Feuer war längst erloschen. Er hatte gewartet, bis Mr. Ramson seine Werkstatt verlassen hatte, und dann erst Feuer gelegt. Kein Mensch war zu Schaden gekommen. Aber die verdammte Teknikk lag nun zwischen Trümmern aus verkohltem Holz und Asche.
    Die Nachbarn hatten vergeblich versucht, das Feuer zu löschen. Als der Morgen graute, war Mr. Ramson mit hängendem Kopf nach Hause geschlurft. Kerans Mitleid hielt sich in Grenzen. Niemand hatte ihn dazu gezwungen, sein Einkommen durch die Zusammenarbeit mit Technos zu bestreiten. »Teknikk bleibt Teknikk«, beharrte er. »Wer weiß denn, was einmal daraus geworden wäre.«
    »Du musst deinen Hass endlich aufgeben«, beschwor ihn Meg. »Wir leben hier in Frieden. Mein Job in der Bar macht mir Spaß, wir haben Freunde – was willst du mehr?«
    »Ich will, dass es so bleibt.«
    Es fiel ihm schwer, mit Meg zu streiten. Sie schuftete sich den Buckel krumm, damit sie beide über die Runden kamen. Sein Aushilfsjob als Bauhelfer brachte kaum etwas ein. Und für einen Zweitjob hatte er keine Zeit, da er sich um die Beseitigung von Teknikk in Waashton kümmern musste.
    »Ich sage es noch einmal: Vergiss die Androiden.« Meg trat neben ihn und legte ihre Hand auf seine Schulter. Traurig sah sie ihn an. Sie hatte die gleichen dunkelgrünen Augen, dieselben seidig schwarzen Haare wie Mum.
    Seine Schwester genoss das Leben in Waashton. Seit einem Jahr traf sie sich jetzt mit Powl, den Keran gut leiden mochte. Der Hüne arbeitete im Hafen, wo er Schiffe be- und entlud. Er und Meg sprachen immer öfter vom Heiraten, und Keran gönnte seiner Schwester ihr Glück.
    Er schluckte. »Für dich werde ich mir Mühe geben«, presste er hervor. Die Lüge fiel ihm schwer. Das Lächeln, das auf dem Gesicht seiner Schwester erschien, versetzte ihm einen Stich.
    »Danke.« Meg umarmte ihn freudig. »Lass uns das hier vergessen. Ich muss in die Bar. Und du wirst Mr. Ramson natürlich beim Wiederaufbau des Hauses helfen.«
    Keran setzte zu einer Erwiderung an, nickte dann jedoch nur ergeben. Es machte keinen Sinn, darüber noch eine Diskussion zu beginnen.
    Er warf
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