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331 - Verschollen in der Zeit

331 - Verschollen in der Zeit

Titel: 331 - Verschollen in der Zeit
Autoren: Manfred Weinland
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Blitz.
    Ich muss mich in einer der Parallelwelten befinden, in denen der angebliche Komet »Christopher-Floyd« im Februar des Jahres 2012 nach Christus die Erde traf. Später entpuppte er sich dann als Raumarche – mit außerirdischen Intelligenzen an Bord, die in den nächsten Jahrhunderten die Flora und Fauna des Planeten für ihre gentechnischen Experimente missbrauchten.
    Gern hätte ich mehr darüber gewusst, aber vieles aus den betroffenen Parallelwelten ist noch unerforscht.
    Eine mutierte Schlangenart! In welcher Epoche befinde ich mich also? Die postapokalyptische Eiszeit dauerte meiner Erinnerung nach zwischen drei- und vierhundert Jahre. Die Bäume des Dschungels, die mich umgeben, müssen teils schon über hundert Jahre alt sein. Es könnte somit die Zeit nach 2500 sein.
    Die Jahreszeit kann ich genauer bestimmen: Es muss Frühling sein, denn die Pflanzen entwickeln erste Triebe und die Luft ist noch kühl.
    Aber was hilft mir dieses Wissen jetzt? Ich starre hinauf, unfähig, mich zu wehren. Mein Hals ist das Ziel der Bestie. Ihre Kiefer klaffen so weit auseinander, als wollte sie ihre Beute mit Haut und Haar verschlingen. Was aufgrund meiner Größe natürlich unmöglich ist.
    Reptilien hat es schon immer gegeben. Viele davon – so wie Schlangen oder Krokodile – haben den Verlauf der Evolution fast unverändert überstanden. In ihnen lebt das Archaische weiter, sogar noch in meiner fernen Zeit.
    Der aufgerissene Rachen zuckt mir entgegen. Die Zähne senken sich brennend in meinen Hals. Sie zielen nicht auf die Ader, durch die mein Blut pumpt; sie wollen nur töten. Als spürten sie, dass ich fremd bin in dieser Umwelt, und somit latent gefährlich.
    Wieder verströmen die Hohlzähne ihr Gift in mich, aber diesmal gelingt es mir, wach und bei Bewusstsein zu bleiben. Trotzdem gebe ich vor, dass all meine Muskeln erschlaffen, und halte den Atem an.
    Als das Reptil sich in dem Bewusstsein, seine Beute nun endgültig getötet zu haben, zurückziehen will, löst sich ein kaltes Lachen aus meiner Kehle. Meine Hand, die all ihre Kraft für diesen Moment aufgespart hat, schnellt nach oben und bekommt die Schlange unmittelbar hinter ihrem Kopf zu fassen. Sie krampft sich um den Schuppenleib, als wäre sie selbst ein Gebiss aus Stahl – eine Falle, die zuschnappt und das sich windende Ding fast mühelos zur Räson bringt!
    Niemand ist verblüffter als ich selbst über die Kraft, die mich plötzlich durchpulst. Neue, unerwartete Energie flutet jeden Winkel meines Körpers.
    Und nun begreife ich endlich, woher sie kommt, diese Kraft!
    Ich halte das Biest nicht nur, sondern führe es nach Belieben, drücke seine Giftzähne zurück in mein Fleisch. Denn ich habe begriffen, dass das Reptil ein Geschenk der Vorsehung ist. Sein Gift ist es, das mir die neue Stärke verleiht! Ich halte es und drücke zu und lasse nicht nach, bis sich auch der letzte Tropfen des Giftes in mich verströmt hat.
    Als ich die Zähne der Schlange wieder aus meinem Hals löse, töte ich sie nicht und schleudere sie auch nicht davon. Sie wird neues Gift produzieren – und ich werde es benutzen.
    Ich erhebe mich und blicke mich nach etwas um, aus dem ich einen primitiven Käfig fertigen kann. Gibt es noch weitere dieser Schlangen da draußen? Anzunehmen. Und damit steigen meine Chancen, in dieser Zeit und Welt zu überleben, beträchtlich. Ich werde mehr davon einfangen. Solange ich mir ihr Gift injizieren kann, bin ich gerettet...
    ***
    Herbst 2527, bei Campeche
    Sein Puls ging immer schnell, aber heute raste er geradezu. Was nicht an dem Serum lag, das er sich über eine eigens gebaute Pumpe permanent injizierte, um so die Qualen dieser Welt auszuhalten, die ihn auch nach all den Jahren immer noch abstoßen wollte wie der Körper ein fremdes Organ.
    Permanenter Abstoßungseffekt , nannte er es.
    Sollte ihn die Welt ruhig hassen; inzwischen hasste auch er die Welt.
    Als AV-01 und drei der Schwärmer auf dem großen Platz zwischen der Pyramide und dem monolithförmig aufragenden Tower auftauchte, aktivierte der Große Herr die Kraftverstärker seines Exoskeletts und trat damit in den Lift, der ihn binnen Sekunden vier Stockwerke tiefer ins Erdgeschoss brachte. Die Kabinentür glitt auf und er trat ins Freie, stakste den Robotern entgegen.
    Wie so oft kam er sich vor, als sei er selbst zur Hälfte Ding und zur Hälfte Wesen. AV-01 war die Krönung seines bisherigen Bemühens, sich einen Verbündeten zu schaffen, der seine Pläne und Ideen
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