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33 - Die Werwölfe von Kregen

33 - Die Werwölfe von Kregen

Titel: 33 - Die Werwölfe von Kregen
Autoren: Alan Burt Akers
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Nedfar auf dem hamalischen Thron gesetzt und ihn zum Herrscher gemacht. Und sein Sohn Tyfar und unsere Tochter Lela sind ...«
    »Zair allein weiß, wo die beiden stecken.«
    »Marion dürfte also wissen, was sie tut.«
    Ich warf Delia einen Blick zu, von dem ich hoffte, daß er eine gewisse Überzeugungskraft vermittelte. »Sie ist keine Schwester der Rose.«
    »Aber eine des Schwertes.«
    »Ah.«
    »Und wir können hier nicht ewig so zusammenstehen, während Marion ihrem Künftigen ein Begrüßungsfest gibt. Das gehört sich nicht. Dort sehe ich den alten Nath Twinglor, der mir ein dreihundert Perioden altes Exemplar von den ›Gesängen der Neun Goldenen Himmel‹ versprochen hat. Wenn er mir einen guten Preis macht, lasse ich ihm dafür einige seiner anderen Laster durchgehen. Zieh los und sei ein bißchen freundlich zu Sushi Vannerlan, die dort ganz allein steht.«
    »Um Zairs willen – nein«, ächzte ich.
    Mit vollem Ernst fuhr Delia fort: »Ortyg, Sushis Mann, kam vor kurzem ums Leben. Er fiel bei einem Kampf, den Drak nur knapp gewinnen konnte. Es wäre sicher angemessen.«
    Unser ältester Sohn Drak war nach wie vor im Südwesten Vallias bemüht, die Verluste wettzumachen, die wir hinnehmen mußten, als Vodun Alloran, der ehemalige Kov von Kaldi, auf verräterische und gemeine Weise seinen Eid vergaß und sich zum König von Südwest-Vallie ernannte. Das Lärmen der Gäste umtoste mich, der Geruch von Speisen stieg mir angenehm in die Nase, während ich mich Sushi Vannerlan näherte und darüber nachdachte, daß ich mich ganz und gar nicht schämte, nicht gewußt zu haben, daß Jiktar Ortyg Vannerlan im Kampf gefallen war.
    Ich hatte mich nämlich bis vor kurzem in Pandahem aufgehalten und wußte, daß ich noch einiges von dem nachzuholen hatte, was sich während meiner zwangsweisen Abwesenheit ereignet hatte.
    Sushi war eine schmächtige Frau von lebhafter Art. Sie hatte sich Lippen und Wangen rot angemalt, die zu ihrem dunklen Haar einen lebhaften Kontrast bildeten. Ihre Augen funkelten und ließen erahnen, daß sie feuchter waren als normal. Ihr Kleid war leuchtend rot. Das Haar trug sie ein wenig hochgekämmt, aber durchzogen von Goldfäden und Perlen. Ich glaube, es gelang mir, die notwendigen Worte würdevoll und ernst über die Lippen zu bekommen. Ortyg, ihr Mann, war ein verdammt guter Kavalleriekommandeur gewesen, und es tat mir für uns alle leid, daß er nicht mehr lebte.
    »Sushi!«
    Die Stimme, schwer und männlich, ertönte hinter meiner Schulter. Sushi zuckte zusammen und errötete dermaßen heftig, daß ihr Make-up darüber trocken und aufgesetzt wirkte. Sie blickte an mir vorbei.
    »Ortyg! Psst – dies ist der ...«
    »Egal, wer es ist – es soll ihm nicht gelingen, dich mir wegzunehmen!«
    Als ich den Namen Ortyg hörte, hatte ich im ersten Augenblick das Gefühl, ihr Mann könnte von den Toten auferstanden sein. Dieser Abend mit seinen Nebelschwaden und dem verschwommenen Mondschein weckte ein vages Unbehagen in mir. Die Schnelligkeit und Tödlichkeit, mit der das zottige Ungeheuer zugeschlagen hatte, schienen irgendwie nicht von dieser Welt zu sein. Und nun rief Sushi den Namen ihres toten Mannes ...
    Energisch drehte ich mich um.
    Der Mann war wie seine Stimme – schwer und maskulin. Er trug die Arbeitsuniform eines Kavallerieregiments. Seine Rangabzeichen wiesen ihn als Hikdar aus, der zwei Streifen errungen hatte. Sein Schnurrbart war borstig, die Augen dunkel, die Lippen voll und bestimmt. Sein Lächeln war erstaunlich.
    »Ortyg! Bitte ...«
    »Schon gut, schon gut, Sushi! Ich weiß, ich bin spät dran; aber es gab ein Durcheinander in der Stadt, und ich mußte beinahe mit ausrücken.« Er schaute mich nicht an. »Mein Jiktar hat mir aber freigegeben, möge Vox ihm ewig die Schuhe und Sporen putzen!«
    Während des Sprechens rückte er vor, an mir vorbei, und schaute noch immer Sushi an. Ich machte ihm Platz. Die Szene amüsierte mich. Außerdem tat dieser forsche Kavallerist für Sushi genau die Dinge, die sie brauchte und die ich ihr, obwohl ich Herrscher war, nicht geben konnte.
    Er legte ihr den linken Arm um die Hüfte und drehte sich dann, zusammen mit ihr, zu mir herum. Sein Gesicht war triumphierend gerötet.
    »Sushi gehört mir, mein Junge, daß du das nicht vergißt!«
    Ich trug eine ziemlich blöde Abendrobe von derselben scharlachroten Farbe, wie sie auch meine Delia angelegt hatte – sie hatte sich das ausgedacht. Neben diesem altgedienten Kavalleristen in seiner
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