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327 - Mit eisernem Willen

327 - Mit eisernem Willen

Titel: 327 - Mit eisernem Willen
Autoren: Michelle Stern
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Röhren erklang. Aus dem Dickicht schoss der Vogel hervor – über den Zaun hinweg! Matt zielte gedankenschnell und drückte ab. Ein weißblauer Strahl löste sich aus der Lasermündung, ein Kreischen sägte sich in seine Ohren – und dann rieselte ein Federregen auf ihn herab. Flüssigkeit nässte sein Gesicht. Unter sattem Klatschen knallte ein totes, fedriges Bündel Fleisch vor ihm auf den Boden.
    Matt stellte sich breitbeinig hin und versuchte den Schwindel loszuwerden, der ihn erfasst hatte. Schweiß rann ihm in Bächen von der Stirn, sein Herz jagte. Aus den Augenwinkeln sah er Leschoneers aus der Halle kommen. Zum Zeichen, das alles okay war, hob er den Arm und winkte.
    Mit der anderen Hand fuhr er sich übers Gesicht. Blut klebte an seinen Fingern. Am fahlblauen Himmel zogen die schwarzen Vögel ihre Kreise dichter, als würden sie sich zum Angriff sammelten.
    Ein kalter Schauer lief über Matts Rücken.
    ***
      Scootland, bei Canduly Castle
    Schwere Wolken zogen über den Himmel und tauchten das grüne Land in dunkle Schatten. Nur auf Canduly Castle fiel ein breiter Streifen Licht, der die wehrhaften grauen Mauern schimmern ließ und die Spitzen der Türme zum Leuchten brachte.
    Für Anfang März war es ungewöhnlich warm, sodass Aruula in ihrem dicken Pelzmantel trotz des kühlen Windes schwitzte. Sie legte den Mantel ab.
    »Noch mal«, forderte die Kriegerin von den Dreizehn Inseln entschlossen und hob ihr Schwert mit beiden Händen an. Die unterste Kleidungsschicht klebte unangenehm auf der Haut, ihre Arme und Beine zitterten. Sie konnte die Waffe kaum halten. Ihr Herz schlug so schnell, dass es schmerzte. Am schlimmsten aber waren die Stiche, die sich trotz des stabilisierenden Stützkorsetts von der Wirbelsäule aus in ihren Rücken fraßen, in Arme und Beine ausstrahlten.
    Besser, es schmerzt, als dass ich gar nichts fühle , dachte Aruula grimmig. Nichts fühlen bedeutet Lähmung. Schmerz lässt sich überwinden.
    Huul legte den Kopf schief. In seinem Gesicht lag ein Ausdruck, der Aruula mehr und mehr verhasst wurde: Mitleid. Auch Rulfan sah sie so an und seine Frau, Lady Myrial. Jeder auf der Burg musterte sie mit diesem verdammten Blick.
    »Woom«, sagte der Celtic-Führer gutmütig. »Lass gut sein. Wir ackern uns schon seit ’ner halben Stunde ab. Du brauchst ’ne Pause und was zu trinken. In der Burg gibt’s sicher ’n gutes Wakuda-Gulasch auf dem Mittagstisch. Das wird dich stärken.«
    In der Ferne donnerte es. Vielleicht würde es bald regnen. Der Weg hinauf auf den Hügel würde anstrengend sein. Es stimmte, sie war erschöpft. Doch Aruula wollte nicht zur Burg zurück. Nur harte Arbeit konnte sie vor einem Leben als Krüppel bewahren.
    »Ich weiß selbst, was ich brauche und was nicht«, entgegnete sie eisig. »Greif endlich an.«
    Der breitschultrige Celtic schloss die Augen, öffnete sie wieder. Seine Mundwinkel zuckten, doch was immer er hatte sagen wollen, er behielt es für sich. Einzig der verfluchte mitleidige Ausdruck blieb in seinen Zügen.
    Huul griff an. Sein mächtiges Schwert pfiff auf die Kriegerin der Dreizehn Inseln zu. Aruula wich aus und blockte. Dabei brauchte sie ihr ganzes Gewicht und exakte Winkel, um die Schwäche in den Muskeln auszugleichen. Sie spürte, wie das Zittern ihrer Arme zunahm. Obwohl Huul einen simplen Schlag geführt hatte, hätte ein einfaches Ausweichen in diesem Fall nicht genügt. Sie hatte blocken müssen.
    Er gilt nicht umsonst als einer der besten Kämpfer Scootlands , dachte Aruula anerkennend, zugleich wurde sie ärgerlich, weil Huul nicht weiter angriff. Er bewegte sich langsam, wollte ihr Zeit lassen, auf die nächste Attacke zu reagieren. Beleidigt machte Aruula zwei Schritte zurück. Explosionsartige Schmerzen in der unteren Wirbelsäule waren die Folge, doch sie ignorierte sie ebenso wie die hervorschießenden Tränen.
    »Ich brauche deine Almosen nicht«, zischte sie mit zusammengekniffenen Augen. »Hör auf, mich zu schonen, oder soll ich meinen Kriegerinnen erzählen, dass der beste Kämpfer der Highlands eine Witzfigur ist?«
    In Huuls Körper kam neue Spannung, er presste die Zähne hart aufeinander. »Wie du willst, Woom«, gab er zurück und explodierte förmlich. Huul schlug erneut zu, Aruulas Versatz kam viel zu spät, brachte sie in eine schlechte Position. Zwei weitere Schläge krachten auf sie ein, die sie nur mit größter Mühe und dank Huuls raschem Abbremsen abhalten konnte. Ihre Augen weiteten sich entsetzt, als sie
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