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327 - Mit eisernem Willen

327 - Mit eisernem Willen

Titel: 327 - Mit eisernem Willen
Autoren: Michelle Stern
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weg! Ich weiß, Myrial sagt, dass du unser Gast bist und Gastrecht hast. Und du hast uns das Leben gerettet, wofür wir echt dankbar sind. Aber...«
    Huul legte dem schlaksigen Jungen die Hand auf die Schulter. »Lass gut sein, Junge.«
    Aruula kniff die Lippen zusammen. »Du wirst das verstehen, wenn du älter bist, Turner.«
    »Was wird er verstehen?«, fragte Juefaan patzig. »Dass die Wooms von den Dreizehn Inseln lieber an ihren Tränen ersticken und ihre Freunde schikanieren, als mal ein Gefühl rauszulassen? Nur weil Maddrax dich sitzen ließ, musst du’s nicht an uns auslassen!«
    Ehe sie es verhindern konnte, holte Aruulas Hand aus und verpasste Juefaan eine schallende Backpfeife.
    Bleierne Stille legte sich über die kleine Gruppe. In der Ferne grollte der Donner überlaut in Aruulas Ohren, ihre Gedanken rasten wie ihr Herzschlag.
    Das hätte ich nicht tun dürfen. Juefaan kann nichts dafür. Sicher wollte er Turner nur helfen und vor ihm aufschneiden, wie es Kinder eben tun. Außerdem weiß er nicht, wie schwer verletzt ich wirklich bin.
    Sie sah, dass der Junge die Tränen nur mit Mühe zurückhielt. Seine Augen schimmerten feucht. Juefaan hatte sich so großspurig gegeben, um Anerkennung zu bekommen, doch er hatte das Gegenteil erreicht. Der Schlag ins Gesicht ließ ihn sichtlich zittern.
    Aruula trat zurück, tauschte das Übungsschwert gegen ihre Waffe ein und hob mit vor Schmerz zusammengepressten Zähnen ihren Fellumhang auf. »Ich denke, es ist besser, wenn ich allein trainiere. Huul, würdest du bitte die Jungs mitnehmen und ein Stück entfernt mit ihnen üben?«
    Huul nickte bleich. Um seine Mundwinkel lag ein grimmiger Zug. Sicher würde er Aruula später noch ein paar Takte zu diesem Vorfall sagen, aber nicht vor den Kindern. Im Gegensatz zu ihnen kannte er das ganze Ausmaß von Aruulas Dilemma.
    So aufrecht sie konnte, ging Aruula davon. Der Anblick von Juefaans zitterndem Körper und den großen enttäuschten Augen verfolgte sie.
    Was tue ich nur? Werde ich zum Monster? Juefaan hat recht, am liebsten würde ich mich einschließen, mir die Seele aus dem Leib heulen und den Schlüssel zu meinem Herzen wegwerfen ...
    Sie ballte die Hände zu Fäusten. Da ging sie, Aruula, Königin der Dreizehn Inseln, die gerade ein wehrloses Kind geschlagen hatte. Und das nur, weil Juefaan die Wahrheit ausgesprochen hatte. Sie konnte mächtig stolz auf sich sein.
    Ihr linkes Knie begann schon nach wenigen Metern zu pochen, der Kopf schmerzte. Das beständige Stechen im Rücken ließ sich trotz des Stützkorsetts kaum mehr ertragen.
    War es das? , dachte sie unvermittelt. Ist meine beste Zeit vorbei? Was ist eine Kriegerin ohne körperliche Stärke? Und was bin ich ohne Maddrax? Warum hat er sich nur für dieses blonde Gör entschieden?
    Sie stapfte einen schmalen Trampelpfad entlang, der zwischen Tannen tiefer in den Wald führte. Violette Disteln, Silberwurz und erste Schlüsselblumen sprossen am Weg und begleiteten ihre Schritte. Die bunten Farben schienen Aruulas Gefühle verspotten zu wollen.
    Das Pochen im Knie wurde zum Wummern, der Schmerz wuchs an. In Gedanken sah Aruula Xij Hamlet vor sich, die junge Abenteurerin aus Ambuur mit der großen Klappe, mit der Maddrax sie ersetzt hatte. Dabei hatte Wudan ihr doch verheißen, dass sie und Maddrax zusammengehörten. Für immer.
    »Hast du mich belogen, Wudans Auge?«, fragte sie in die Stille des Unterholzes. Doch selbst wenn die Priesterin noch gelebt hätte und hier gewesen wäre, eine Antwort wäre sie ihr sicher schuldig geblieben.
    Aruula blieb stehen und berührte ihr Gesicht. Die Zeichen Wudans, ihre Körperlinien, hatte sie lange nicht nachgezogen. Ob der Gott ihr deshalb zürnte?
    Es knackte in den Büschen. Aruula fuhr mit erhobenem Schwert herum, ihre Arme zitterten. Die Äste vor ihr teilten sich... und heraus trat ein blauschwarzer Hirsch mit gedrungenem Körper und spitzem Geweih. Sein Rist lag auf der Höhe ihres Scheitels.
    Das Tier verhielt sich völlig untypisch, ging ganz dicht an ihr vorbei. Seine Ohren standen ruhig. Es schien in Aruula keine Gefahr zu sehen. Aufseufzend ließ sie die Spitze der Waffe zu Boden sinken, um das Gewicht nicht weiter tragen zu müssen.
    Vielleicht ist das ein Zeichen. Vielleicht sucht der Geist von Wudans Auge nach mir und sendet mir ein Tier des Waldes.
    Die Erinnerung an die verstorbene Göttersprecherin machte Aruulas Herz leichter. Ein Rat von Wudans Auge war oft schmerzhaft gewesen, hatte aber immer
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