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322 - Götterdämmerung

322 - Götterdämmerung

Titel: 322 - Götterdämmerung
Autoren: Mia Zorn
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Schwerthieb hinweg und warf sich gegen den Harnisch des Anführers. Während der um sein Gleichgewicht rang, entriss Matt ihm das Magtron. Doch dabei geriet er selbst ins Straucheln und ging rücklings zu Boden.
    »Packt ihn!«, hörte er den Dorfhäuptling rufen und sah, wie der Einäugige sein Schwert hob. Weitere Krieger mit Streitäxten und Spießen eilten ihm zur Seite.
    Matt wusste: Er würde ihnen nicht entkommen. Grao war zu weit entfernt. Was also tun?
    Das Magtron! Oder besser nicht? Würde die jetzt eingesetzte Magnetkraft später beim Flächenräumer fehlen?
    Wenn ich tot bin, nutzt das Magtron keinem mehr, schoss es ihm durch den Kopf.
    Während Matt den Schlüssel von der Kette riss und in die Unterseite des Geräts schob, traf ihn bereits der erste Schwerthieb. Zwar prallte er von dem glänzenden Chromgehäuse des Superior Magtron ab, doch gleichzeitig holte schon der nächste Angreifer zum tödlichen Schlag aus.
     
    Grao’sil’aana wehrte sich gegen ein Dutzend Krieger. Je länger er mit den Wikingern kämpfte, desto mehr erinnerten sie ihn an die Nordmänner, die seine einstige Geliebte Bahafaa getötet hatten. [5] Das schürte seinen Zorn.
    Kurzerhand verwandelte er sich in einen Izeekepir. Während er sich brüllend auf den Hinterläufen aufrichtete, zeigte er den Gegnern seine dolchlangen Reißzähne. Das schlug sie erst einmal in die Flucht und verschaffte ihm Zeit, nach Mefju’drex zu sehen: Der lag am Boden, das Magtron vor seiner Brust. Funken sprühten, als das Schwert des Wikingeranführers auf das Gerät prallte. Dann hob ein anderer Krieger die Axt.
    Mit einem Blick maß der Daa’mure die Strecke zwischen sich und dem Kampfgefährten – zu weit, zu spät!
    Doch dann warf Mefju’drex das Magtron plötzlich von sich – und alle Metalle folgten ihm, inklusive fast aller Waffen. Von einem Moment zum nächsten waren die Wikinger entwaffnet, standen wie erstarrt – bis auf jene, deren metallene Rüstungsteile sie selbst zum Magtron gezerrt hatten, wo sie nun festhingen wie Fleggen am Leim.
    Keiner sonst wagte es, sich der Götterwaffe zu nähern. Selbst der Primärrassenvertreter auf den Palisaden regte sich nicht. Mit ehrfurchtsvollem Staunen beobachteten sie, wie Mefju’drex sich erhob und zu der Götterwaffe hinüberging.
    »Der Kampf ist vorüber!«, rief Mefju’drex über den Platz, und wenn auch niemand die Sprache verstand, so begriffen sie alle deren Bedeutung.
    Der Mann aus der Vergangenheit bückte sich und deaktivierte das Magtron. Die von der Magnetkraft gefangenen Krieger beeilten sich, aus seiner Reichweite zu gelangen.
    Mefju’drex zog das Magtron unter dem Eisenhaufen hervor, hob es über seinen Kopf und drehte sich einmal im Kreis – und die Wikinger neigten die Köpfe vor Odins Macht.
    Dann ließen sie die Gefährten unbehelligt ziehen.
    ***
    Jotunheimen, vor dem Morgengrauen
    Ungefähr zur gleichen Zeit, da der Schlitten mit Matthew Drax, Grao’sil’aana und Xij Hamlet beim Dorf Lom anlangte, tigerte der Zwerg Glymjandi in seiner Kammer auf und ab. Schließlich hielt er es nicht länger aus. Er schnürte sich die Stiefel und zog seine Felljacke über. Werde nur nach ihr schauen , nahm er sich vor. Nur schauen, nichts tun. Ihm war bewusst, dass er nicht verhindern konnte, was geschehen musste.
    Glymjandi verließ seine karge Hütte. Die Wächter beim Käfig schliefen. Wenn Hamskarpur sie dabei erwischte, würde er ihnen den Arsch aufreißen. Aber das sollte ihn nicht interessieren.
    Mit eiligen Tippelschritten ging der Zwerg weiter. Leichte Flocken rieselten vom Himmel. Noch schienen alle im Dorf zu ruhen; keine Menschenseele begegnete ihm auf dem Weg zum Tor. Glymjandi durchschritt die Pforte und lief linker Hand an den Befestigungen vorbei, bis in der Ferne vor ihm das Zelt aus dem Schnee ragte.
    Der Zwerg blieb stehen. Das Herz schlug ihm plötzlich bis hinauf zur Kehle, die wie zugeschnürt war vor Trauer.
    Die Trauer um Dimmbrá, die er insgeheim liebte, es ihr aber nie gesagt hatte aus Angst, verlacht zu werden. Wer würde schon einen Gnom lieben?
    Die Vernunft warnte ihn, auch nur einen Schritt weiter zu gehen, doch der Sog der Sehnsucht war stärker. War die Geliebte bereits tot? Er wagte sich weiter vor. Beim Zelt standen keine Wächter. Warum auch – niemand würde sich der Ritualstätte nähern. Niemand außer ihm.
    Im Inneren waren Stimmen zu hören. Eine schrill und laut: die der Seherin Widda. Und eine schmerzerfüllt und schwach: Dimmbrá! Hastig
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