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322 - Götterdämmerung

322 - Götterdämmerung

Titel: 322 - Götterdämmerung
Autoren: Mia Zorn
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Doch Hamskarpur, der neue Anführer, hielt sie zurück. Er erinnerte daran, dass Efstur einst Ofótans Sklavin Dimmbrá geraubt hatte. Nach den Gesetzen der Wikinger stand es dem Riesen zu, Rache zu nehmen. Hamskarpur wollte erst die Götter befragen, wie in dieser Sache vorzugehen sei. Außerdem mussten die Toten bestattet werden. Also ließ er nach der Seherin schicken und forderte die Jotunheimener auf, die Zeremonie vorzubereiten.
    Kurze Zeit später erfuhren Xij und Matt die schockierenden Nachrichten von Gauti. Danach saßen sie lange schweigend vor dem Kamin im Haus des Gelehrten. Während der Götländer mit dem Schmerz über den Verlust seines alten Freundes Efstur zu kämpfen hatte, versuchten Matt und Xij sich darüber klar zu werden, was diese Tragödie für sie bedeutete: Das Superior Magtron war bei den Feinden der Jotunheimener und Hamskarpur der neue Wikingerführer. Wahrscheinlich würde er verhindern wollen, dass die Gefährten sich die vermeintliche Götterwaffe wieder beschafften.
    Schließlich sprach Gauti aus, was sie dachten: »Das Blatt hat sich gewendet, meine Freunde«, seufzte er. »Hamskarpur hat nichts Gutes im Sinn. Er hat mich beauftragt, den Wolf wieder zu betäuben. So lange, bis die alte Widda die Götter befragt hat. Ihr müsst nach Lom, euch das Magtron holen und dann sofort aus dieser Gegend verschwinden. Ich werde euch dabei helfen.« Er beugte sich vor und zeichnete in die Ascheschicht vor dem Kamin eine Karte, die zeigte, wo Lom sich befand.
    Er beantwortete Matts Fragen nach dem Riesen, dem Häuptling von Lom, der Befestigung des Dorfes und der Anzahl der Krieger dort. Er berichtete auch von dem Göttersprecher Urg, der wegen der Trunksucht des Häuptlings Wulfried, der eigentlich Anführer der Lomer war.
    »Snorri wird für euch einen Schlitten mit schnellen Hunden organisieren«, sagte Gauti. »Er war ein Freund Efsturs und wird keine Fragen stellen. Wenn ihr heute nach Mitternacht aufbrecht, erreicht ihr bis zum Morgengrauen Lom. Wenn alles gut läuft, könnt ihr bis Mittag hier am Wald sein.« Er deutet auf eine Stelle in der Asche. »Das ist unser Treffpunkt. Bis dahin versuche ich eure Abwesenheit geheim zu halten und sorge dafür, dass sich Grao im Käfig bewusstlos stellt, wenn ich die Blasrohrpfeile auf ihn abschieße. Natürlich ohne Gift.«
    Matt Drax schüttelte den Kopf. »Keiner von uns darf hier zurückbleiben, das wäre zu riskant. Wir müssen eine Lösung finden, Grao mitzunehmen.«
    Gauti nickte nachdenklich und rieb sich die Nase. »Ich glaube«, sagte er nach einer Weile, »ich habe eine Idee...«
    ***
    Bis zum Nachmittag waren alle Vorbereitungen getroffen. Matt und Xij begleiteten den Götländer, als der Hamskarpurs Befehl scheinbar nachkam, Fenrir erneut zu betäuben. Grao gab theaterreif den sterbenden Schwan und sackte in den Schnee. Der neue Häuptling war zufrieden.
    Die Drei setzten ihren Gang durch das Dorf fort. Sie erfuhren, dass inzwischen die Seherin beim Zelt eingetroffen war. Entsprechend hatte sich auch die Stimmung im Dorf geändert: Viele der Leute bekundeten nun ihre Freude darüber, dass Efstur schon bald an Odins Tafel sitzen und Hamskarpur siegreich die Götterwaffe zurückerobern würde.
    Außerdem freuten sich alle über die Entscheidung Dimmbrás, ihren Häuptling ins Jenseits zu begleiten. Diese Nachricht erschütterte Xij Hamlet bis ins Mark. Von schrecklichen Visionen geplagt, konnte sie sich auf dem Weg zurück in Gautis Haus kaum auf den Beinen halten.
    Nun, da sie das Schicksal ihrer früheren Inkarnation kannte, hätte sie es verhindern können – und damit die Abfolge ihrer weiteren Leben unterbrochen. Wenn dies eine Parallelwelt war, würde es zwar keine direkten Auswirkungen auf sie selbst haben, doch den hiesigen Zeitablauf konnte es empfindlich stören.
    Dieses Risiko erkannte auch Matt, und noch bevor Xij am Abend in seinen Armen einschlief, hatte er ihr das Versprechen abgerungen, sich unter gar keinen Umständen in die Angelegenheiten der Sklavin einzumischen. Dimmbrá würde sterben – und ihr Geist würde auf einen Fötus irgendwo auf der Welt überwechseln. Xij durfte das nicht verhindern!
    Kurz vor Mitternacht fielen die Wachen vor Graos Käfig in einen ohnmachtsähnlichen Schlaf, nachdem sie ihr Nachtmahl eingenommen hatten, das ihnen wie üblich von einer Bediensteten gebracht wurde – nur dass diesmal Gauti für einen geheimen Zusatz aus seinem Kräutervorrat gesorgt hatte. Matt wollte gar nicht wissen,
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