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321 - In 80 Welten durch den Tag

321 - In 80 Welten durch den Tag

Titel: 321 - In 80 Welten durch den Tag
Autoren: Oliver Fröhlich
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Augen leuchteten. »Zuerst einmal sollten wir uns natürlich um die Erforschung der Trilithium-Technik kümmern. Der Reaktor hat die Überladung der Weltuntergangsmaschine ja glücklicherweise fast unbeschadet überstanden. Ich sehe hier eine Chance für die Erde, den Klimawandel zu stoppen. Saubere Energie, Tom! Verstehst du? Das will ich nicht alleine einer Firma in Kanada überlassen.«
    Dass Chalid den stellvertretenden Chefentwickler eben jener kanadischen Firma bestochen hatte, um überhaupt an den TriCore zu gelangen, verschwieg er wohlweislich.
    »Außerdem«, fuhr der Scheich fort und kam damit zu dem Punkt, den Tom erwartet hatte, »solltest du im zeitlosen Raum die archivierte Technik erforschen.«
    »Mit du meinst du wir. Richtig?«
    Hariri zuckte mit den Schultern. Eine Geste der Unschuld, die Tom ihm nicht für eine Sekunde abnahm. »Ich bin nun mal der mit dem Geld. Denk doch nur, welche außerordentlichen Stücke dort lagern. Kannst du es verantworten, sie nicht zum Nutzen der Menschheit einzusetzen?«
    »Und wenn nebenher die eine oder andere Million Profit abfällt, wirst du dich auch nicht dagegen wehren.«
    Chalids Lächeln verbreiterte sich zu einem Grinsen. »Natürlich nicht. Auch wenn es mir in erster Linie nicht darum geht.«
    »Das weiß ich doch. Dennoch hätte ich ein schlechtes Gefühl dabei.«
    »Warum?«
    »Aus den gleichen Gründen, die ich dir schon etliche Male erklärt habe. Wir kennen das Geheimnis des zeitlosen Raums nicht. Wir wissen nichts über die Folgen. Stell dir vor, wir finden etwas, für das die Menschheit noch nicht bereit ist und das in die falschen Hände gerät. Was geschieht, wenn wir ein Instrument, das erst in der Zukunft erfunden wird, in der Gegenwart benutzen und so zu dessen verfrühter Erfindung beitragen? Kreieren wir dadurch ein Zeitparadoxon? Davon abgesehen will ich nicht im Archiv der Wesen plündern, die mir geholfen haben, die Erde zu retten.«
    Er spürte Maria Luisas warmen Körper und war froh, sich an ihr festhalten zu können. Denn diese Diskussion verschaffte ihm jedes Mal weiche Knie, weil er einen Standpunkt vertrat, dessen er sich selbst nicht sicher war. Da legte Chalid Hariri auch schon den Finger in die Wunde.
    »Ich dachte, du wärst Wissenschaftler. Bist du nicht neugierig, was es mit dem zeitlosen Raum auf sich hat? Welche Geheimnisse darauf warten, entdeckt zu werden? Wer sagt dir, dass es sich um zukünftige menschliche Technik handelt? Könnte sie nicht genauso von Außerirdischen stammen? Wäre es dann nicht unsere Verpflichtung, sie für die Menschen nutzbringend einzusetzen?«
    Maria Luisa fasste Tom fester. Sie fühlte, dass Tom ihren Halt brauchte. Und sie wusste, welche Wirkung Hariris Worte auf ihn hatten.
    Neugier.
    Genau das war es, was Menschen wie ihn trieb. Wie schwer war es ihm bisher gefallen, den zeitlosen Raum nicht erneut aufzusuchen! Wie lange konnte er noch widerstehen?
    Was sollte er also tun? Dem Instinkt und somit dem Araber gehorchen? Oder doch lieber der Vernunft?
    »Triff keine übereilte Entscheidung«, sagte Maria Luisa. Sie wandte sich an Hariri. »Du kannst deinen Freund sicher auch dazu bewegen, das Trilithium-Projekt zu fördern, ohne ihm die Hintergründe zu verraten.«
    Der Scheich gab ein Grunzen von sich, das Tom als widerwillige Zustimmung wertete.
    »Und du«, sagte sie zu Tom, »überlegst dir genau, was du tust! Ich spüre dein innerliches Wanken. Wie wäre es, wenn du mit dem Armreif erst einmal herausfindest, wo überall auf der Welt es Zugänge zum zeitlosen Raum gibt, bevor du entscheidest, ob du ihn erneut betrittst?«
    Tom nickte. Die Idee klang gut. Dafür liebte er die Spanierin. Dafür und für tausend andere Kleinigkeiten.
    Er stimmte zu. Hätte er jedoch geahnt, was auf ihn zukommen sollte...
     
    ...hätte er sich vermutlich bereits damals, vor über fünfhundert Jahren, vom Burj Khalifa gestürzt.
    Ein Blick nach unten verriet ihm, dass vor dem Turm noch immer Ruhe herrschte. Vielleicht hielt sie diesmal länger an als sonst.
    Tom fragte sich, wie es weitergehen sollte. Damals hatte er sich Gedanken über die Folgen möglicher Zeitparadoxa gemacht, falls er Geräte benutzte, die man noch nicht erfunden hatte. Heute wusste er, dass diese Sorgen aller Ehren wert, aber müßig waren. Dass das Problem ein ganz anderes war. Eines, dessen Auswirkungen seine gesamte Welt in den Abgrund reißen könnten. Und früher oder später auch würden.
    Er, den die Archivare als Ein-Mann-Feuerwehr
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