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312 - Die dunkelste Stunde

312 - Die dunkelste Stunde

Titel: 312 - Die dunkelste Stunde
Autoren: Oliver Fröhlich
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schützen würde.
    Auch als er Eis und Schnee unter sich hatte, lief er weiter, wollte noch mehr Abstand zwischen Grao und die Station bringen. Dann blieb er endlich stehen. Er warf den Leib des Daa’muren in den Schnee. Ein lautes Zischen erklang, Dampfwolken stiegen auf.
    Mit sich verändernden Armen schlug Grao um sich. Unkontrolliert und ohne Ziel. Aber allmählich wurden seine Bewegungen langsamer. Auch das Flackern durch die verschiedenen Erscheinungsformen ließ nach und endete schließlich ganz.
    Miki schaufelte Eis auf den Körper. So lange, bis es endlich nicht mehr schmolz.
    Ein letztes Mal änderte Grao die Form und blieb in seiner ursprünglichen Gestalt still liegen. Ein beinahe friedlicher Ausdruck überzog sein Echsengesicht.
    Miki Takeo ahnte, dass der Stoffwechsel des Daa’muren in diesen Sekunden zum Stillstand kam, sozusagen auf Not-Aus schaltete. Und damit würde auch der Streiter seine Macht über ihn verlieren.
    Noch einmal schlug Grao die Augen auf, und Miki glaubte in dem Hauch, der über seine Lippen kam, ein Wort zu hören, das ein Daa’mure wohl äußerst selten von sich gab; wenn überhaupt.
    »Danke...«
    ***
    Ein mannshohes Ding, das nur aus kräftigen, borstigen Armen zu bestehen schien, fiel aus dem Schacht. Wie ein zu groß geratener, kugeliger Seestern. Die Stacheln an seinen verkrümmten Armen erinnerten an gebogene Dolchklingen.
    Mit einer Klarheit, die er selbst nicht begreifen konnte, wusste Matt mit einem Mal, was sie da vor sich sahen: den Mörder von Mariann Braxton. Und das Vieh, vor dem sogar die Barschbeißer geflohen waren.
    Er zerrte den Blitzstab aus dem Gürtel und feuerte ihn ab. Doch das Ding schüttelte sich nicht einmal.
    »Lauft!«, schrie Matt.
    Xij Hamlet gab mit ihrem Nadler drei, vier Schüsse ab, doch auch von ihnen zeigte sich das Monstrum unbeeindruckt.
    Sie hetzten die äußere Röhre entlang, rempelten sich gegenseitig an und stürzten beinahe übereinander. Immer wieder blickte Matt über die Schulter zurück.
    Das Wesen hielt den Abstand. Er vermochte aber nicht zu sagen, ob es nicht schneller konnte oder nur nicht schneller wollte. Vielleicht genoss es auch die Jagd. Die Dolchborsten seiner zahlreichen Arme rissen tiefe Furchen in den bionetischen Fußboden.
    Immer wieder feuerte Matt den Blitzstab ab. Der Erfolg blieb der gleiche wie beim ersten Versuch.
    »Zur Schleuse«, rief Matt. »Vielleicht können wir...«
    In diesem Augenblick bog Sinosi Gonzales nach links in Richtung des inneren Ringes ab. Und ohne nachzudenken, folgten alle dem Marsianer nach. Am Ende des Verbindungsganges wählte er wieder die linke Abzweigung. Weg von der Schleuse, hin zur Zieloptik.
    »Das ist die falsche Richtung!«, rief Matt ihnen nach. Gonzales drehte sich im Laufen nach ihm um – und geriet ins Straucheln.
    »Mein Fuß!«, jammerte er.
    Die Hydriten blieben stehen und wollten ihm aufhelfen.
    Matt blickte zurück und sah das Seesternmonster um die Ecke biegen. »Weiter!«, befahl er. »Lauft, bis ihr bei der Schleuse seid!«
    »Und du?«, fragte Vogler.
    »Lauft schon!« Er beugte sich zu Sinosi Gonzales hinab und half ihm hoch. Als der Marsianer auftreten wollte, schrie er auf und sank wieder zu Boden. Da tauchte Xij auf seiner anderen Seite auf. Gemeinsam hievten sie ihn in die Höhe.
    »Warum bist du noch nicht weg?«, fuhr Matt sie an.
    »Wann hab ich jemals auf dich gehört?«, flachste Xij. »Und jetzt lass uns verschwinden.«
    Von den anderen war schon nichts mehr zu sehen. Hoffentlich schafften sie es bis zur Schleuse.
    Bereits beim ersten Schritt wurde Matt klar, dass sie dem Seesternding nicht entkommen konnten. Sie schleppten Sinosi zwischen sich mit, aber der Marsianer bremste sie zu sehr aus. Dennoch war Matt nicht bereit, den Shuttle-Piloten zurückzulassen.
    Sie legten Meter um Meter zurück, aber ihr Vorsprung schmolz wie das Eis über dem Flächenräumer.
    Als sie an der Zieloptik vorbeikamen, ging plötzlich alles rasend schnell. Ein fleischiger Strang wickelte sich um die Hüfte des Marsianers und riss ihn davon. Matt und Xij fuhren herum und sahen gerade noch, wie das Wesen Sinosi gegen die Wand schleuderte. Im nächsten Augenblick lag er auf dem Boden und rührte sich nicht mehr. Er hatte sich das Genick gebrochen.
    Voller Wut richtete Matt erneut den Blitzstab aus. Er wusste, dass es sinnlos war, aber er konnte nicht anders. Mit jedem Schuss, den er abgab, schrie er sich die Verzweiflung aus dem Leib.
    Das vielarmige Wesen verharrte in
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