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312 - Die dunkelste Stunde

312 - Die dunkelste Stunde

Titel: 312 - Die dunkelste Stunde
Autoren: Oliver Fröhlich
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immer noch zu keiner Bewegung fähig. Selbst als der grünblau geschuppte Körper der Echse auf ihn zustapfte, verweigerten ihm seine Glieder den Dienst.
    Doch dann blieb das Ding stehen. Zwei Meter entfernt, höchstens drei. Inmitten von zertrümmerten Tischen, Scherben und verdrehten Menschenleibern verharrte es, als müsse es überlegen, wie es hierher gekommen sei.
    »Nein! Ich weiß es doch nicht!«, brüllte es. Und verwandelte sich zurück in Seliin; diesmal aber nur teilweise! Der Gesichtsausdruck des schönen Frauenkopfes auf dem schuppigen Echsenkörper zeigte Verwirrung. Und Schmerz.
    Krallenbewehrte Pranken legten sich auf die Schläfen, während die Augen hervorzuquellen schienen. »Neiiiin!«, ließ ein Schrei die Luft erzittern. »Lass mich! Verschwinde aus meinem...«
    Und damit explodierte der bizarre Körper und ließ vom SEESAWS PALLAS nichts übrig als einen tiefen Krater.
    ***
    Antarktis, Flächenräumer
    »So, Leute, der Sensor funktioniert wieder!« Meinhart Steintrieb wuchtete seinen massigen Körper unter der Konsole des Mars-Shuttles hervor und stemmte sich hoch. »Jetzt kommt kein Arschbeißer...«
    »Barschbeißer«, korrigierte Matthew Drax.
    Xij grinste.
    »Jetzt kommt keins von den dämlichen Viechern mehr unbemerkt an uns ran«, beendete Steintrieb den Satz. Er hüllte sich in eine dicke Winterjacke und schlug die Kapuze hoch. Glücklicherweise hatte er sie von Canduly Castle mitgebracht, denn die Thermokleidung an Bord des Shuttles war für den Körperbau der Marsianer ausgerichtet. »Dann will ich mal unten nachem Rechten seh’n. Der Miki braucht sicher meine Hilfe!«
    Ein Schwall kalter Luft schwappte in das Shuttle, als Meinhart aus dem Schott sprang. Sie beobachteten, wie er zu der Röhre aus bionetischem Material ging, die in die Eisspalte führte, an deren Grund sich der Eingang zum Flächenräumer befand. Er winkte ihnen noch einmal zu, dann trat er in die Öffnung und ließ sich mittels Kontraktion des Röhrengewebes nach unten transportieren. Quart’ol und Gilam’esh hatten diese bizarre Abart eines Fahrstuhls installiert. Einmal mehr hoffte Matt, dass der massige Retrologe darin nicht stecken blieb.
    Natürlich war das Ding gemütlicher, als an einer Strickleiter rauf und runter klettern zu müssen. Dennoch kam sich Matt jedes Mal so vor, als würde er verschluckt und durch eine Speiseröhre transportiert, wenn er es benutzte.
    »Armer Miki Takeo«, sagte Xij, als Steintrieb verschwunden war.
    Matthew Drax nickte nur mitfühlend. Steintrieb hatte an dem Androiden einen Narren gefressen. Ständig suchte er dessen Nähe und bombardierte ihn mit Fragen. Hätte Takeo nicht aus äußerst robustem Material bestanden, hätte Meinhart ihm sicher längst einige Löcher in den Bauch gefragt: Ob er fähig wäre, Hunger, Durst, Liebe, Schmerzen oder Kälte zu empfinden. Ob er sich eher als Mensch oder als Roboter fühlte. Ob er über eine Verdauung verfügte. Und so weiter, und so fort...
    »Miki ist hart im Nehmen«, antwortete Matt. »Und das, obwohl er ihm nicht entkommen kann.«
    Sie hatten den Androiden gemeinsam mit Steintrieb und den Hydriten zum Flächenräumer gebracht, um diesen wieder funktionsfähig zu machen und gegen den Streiter einsetzen zu können.
    Obwohl inzwischen einige Wochen vergangen waren, seit Vogler, Clarice, Sinosi Gonzales und Mariann Braxton bei Canduly Castle aufgetaucht waren und ihm die schreckliche Nachricht überbracht hatten, saß der Schock noch immer tief in Matts Knochen.
    Der Streiter kommt!
    Drei Wörter nur. Doch sie konnten das Ende der Welt bedeuten.
    Jahrelang hatte die Angst vor diesem Augenblick den Mann aus der Vergangenheit belastet, doch im Hinterkopf hatte ihm stets ein kleines Stimmchen namens Optimismus zugeflüstert, dass bis dahin genauso gut Jahrhunderte oder Jahrtausende vergehen konnten.
    Nun war das Stimmchen verstummt.
    Matt ließ den Blick über die Eiswüste gleiten. Kaum etwas deutete darauf hin, dass sich an diesem trostlosen Ort ihre größte – ihre einzige! – Hoffnung befand, den nahenden kosmischen Feind zu besiegen. Nur das Shuttle und der kuppelförmige Magnetfeldkonverter ließen erahnen, dass unter dem Eis eine gewaltige hydritische Waffe ruhte. Jahrtausende alt und leider nicht in dem erhofften Zustand, in dem sie dem Streiter gefährlich werden könnte.
    Das größte Problem war, dass Matt vor gut drei Jahren unter Zwang einen Schuss ausgelöst und die Waffe damit entladen hatte.
    Es war in der Geschichte
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