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312 - Die dunkelste Stunde

312 - Die dunkelste Stunde

Titel: 312 - Die dunkelste Stunde
Autoren: Oliver Fröhlich
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hatte ihn eiskalt abblitzen lassen. Und nicht nur das: Sie hatte ihm unmissverständlich klargemacht, dass sie ihn töten würde, wenn er sich nicht von ihr fernhielt. Das hatte ihn am allermeisten getroffen.
    Wenigstens konnte er ihr Schwert an sich bringen, in dessen Knauf sie Aikos Speicherkristall hatten einfassen lassen. Er hatte den Kristall herausgelöst und das Schwert in einem Lagerbehälter hinten im Shuttle deponiert. Nun diente es nur noch als Erinnerungsstück; er würde wohl keine Chance mehr erhalten, es Aruula persönlich zurückzugeben.
    Auch Matt beugte sich im Pilotensessel vor und betrachtete die Sensoranzeigen. »Was Neues?«
    Xij Hamlet schüttelte den Kopf. »Die Barschbeißer halten sich heute zurück. Vielleicht haben sie auch keine Lust mehr, von Blitzstäben vertrieben zu werden. Oder sie haben eingesehen, dass sie an ihren Imbiss nicht herankommen.«
    »Wie auch immer – ich bin dankbar, nicht wieder bei...«, er warf einen Blick auf die Außentemperatur-Anzeige, »...minus 15,7 Grad raus zu müssen, um sie vom Konverter fernzuhalten.«
    »Du willst dich doch nicht etwa beschweren? Wir haben einen wolkenlosen Himmel, von dem die Sonne herabstrahlt...«
    »Du meinst wohl herüber , so tief, wie sie fast zwanzig Stunden am Tag steht. Und von strahlen kann auch keine Rede sein.«
    »Lieb von dir, wie du versuchst, mich aufzumuntern«, sagte Xij ironisch.
    Matt seufzte. »Entschuldige. Ich bin nicht besonders gut drauf.«
    »Woran liegt’s?«, fragte sie.
    »Ich fühle mich irgendwie nutzlos. Ich würde gerne etwas tun. Stattdessen sitze ich hier rum und halte Wache.«
    »Immerhin darfst du meine Gegenwart genießen. Ist das etwa nichts?« Xij verschränkte die Arme unter der Brust. Matt war sich nicht sicher, aber war ihr Busen nicht etwas größer geworden, nachdem sie ihren Klonkörper umgezogen war? Oder bildete er sich das nur ein? Und warum zum Teufel dachte er überhaupt darüber nach?
    Matt beschloss, die Gefühle für sie, die sich immer wieder in den Vordergrund seines Denkens schieben wollten, zu ignorieren. Okay, sie hatte sich in Gilam’esh’gad für ihn und ein Leben als Mensch entschieden, als es darum ging, dem Klonkörper die endgültige Form zu geben. Das bedeutete wohl, dass sie etwas für ihn empfand. Aber... mein Gott, sie war noch ein halbes Kind!
    Unsinn!, schalt er sich selbst einen Narren. Xij Hamlet war alles andere als ein Kind; im Gegenteil. Ihr Geist wandelte schon seit Jahrzehntausenden auf der Erde! Nur ihr Körper war jung.
    »Entschuldige«, sagte er noch einmal. »Ich glaube, meine Untätigkeit lässt meinem Gehirn zu viel Zeit zum Grübeln.«
    »Zum Beispiel?«
    »Zum Beispiel darüber, ob wir nicht nur blinden Aktionismus betreiben.«
    Sie wirkte aufrichtig erschrocken. »Wie kommst du denn darauf?«
    »Wir versuchen allen Ernstes, ein... ein Ding zu töten, das ganze Planeten auffressen kann. Glaubst du, der Streiter merkt es überhaupt, wenn wir ihm ein fünf Kilometer durchmessendes Loch in den Leib stanzen?«
    »Kommt ganz drauf an, ob wir lebenswichtige Teile treffen«, sagte Xij. »Womöglich ist er auch gar nicht so groß, wie du denkst.«
    »Er hat den Neptun zerstört!«
    »Vielleicht war er nur schlecht drauf. Das passiert mir auch hin und wieder.«
    »Jetzt bleib doch mal ernst! Das ist nicht witzig!«
    »Ich bin ernst und meine es nicht die Spur witzig! Was nützt es denn, sich Gedanken darüber zu machen, was alles schiefgehen kann? Warum sind wir denn hier und setzen Himmel und Hölle in Bewegung, wenn du sowieso denkst, das hätte alles keinen Sinn?«
    »Ich weiß doch auch nicht, verdammt! Wahrscheinlich bin ich es nur nicht gewohnt, untätig herumzusitzen, während um mich herum hektisches Treiben herrscht. Das macht mich wahnsinnig! Ich will mit anpacken, verstehst du?«
    »Klar. Andererseits: Du hast von uns allen bislang am meisten für die Sache getan. Ohne dich hätten die Marsianer keinen Konverter gebaut, ohne dich könnten wir nicht über den Flächenräumer verfügen, ohne dich wären wir hier nicht versammelt... ja, ohne dich wüssten wir nicht einmal vom Streiter! Wenn du jetzt mal für ein paar Tage Leerlauf hast, ist das nur gerecht. Akzeptiere einfach, dass das Schicksal dir eine kurze Atempause gönnt, bevor der Sturm losbricht. Vielleicht bist du in ein paar Tagen heilfroh, dass du dich etwas erholen konntest. Also, verdammt noch mal, sei froh darüber und heul nicht rum!«
    Nun musste selbst Matt schmunzeln. Xij hörte
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