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309 - Die Rache der Hydriten

309 - Die Rache der Hydriten

Titel: 309 - Die Rache der Hydriten
Autoren: Michelle Stern Sascha Vennemann
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sich zunächst einmal ein sicheres Versteck und schlief mehrere Stunden, ehe er sich gestärkt weiter durch das Naherholungsgebiet der Stadt vorarbeitete.
    Die Biolumineszenzen beleuchteten das große Gelände mit seinen zahlreichen bunten Korallen und Pflanzen, doch Skorm’ak hatte keinen Blick für die Artenvielfalt. Ihn interessierten nur die Stimmen der Junghydriten, die er aus einem stadtnahen Bereich hörte. Er näherte sich vorsichtig.
    Nur wenige Schwimmlängen von einer Gruppe verwachsener Hydriten entfernt spielte deren Nachwuchs. So weit Skorm’ak wusste, gab es nur wenige Junghydriten in Gilam’esh’gad, da alle Einwohner das Erbe einer schweren Seuche in ihren Genen trugen. Das machte auch ihr verwachsenes Äußeres aus.
    Er lugte zwischen Kelp hindurch und sah drei Junghydritinnen, die noch keine zehn Rotationen zählten. Ungeachtet ihrer körperlichen Beeinträchtigungen spielten sie ausgelassen zwischen den Korallen. Skorm’ak belauschte ihre klackenden und schnalzenden Worte.
    »Du bist dran, Mel’tir! Such dir einen aus.«
    Das Mädchen, das als Mel’tir angesprochen worden war, zog die dicken Wülste über den Augen zusammen. Eine ihrer Schultern saß höher als die andere und wölbte sich.
    »Ich hab einen!«, klackte sie hell. »Ich zeig’s euch!«
    Skorm’ak kam näher. Er streckte seine mentalen Fühler ebenso aus wie die antennenförmigen der Languste. Wenn es ihm gelang, die Kleine damit zu berühren, würde es ein Kinderspiel sein, ihr argloses Wesen zu vereinnahmen. Im Gegensatz zu den Älteren war die instinktive Abwehr bei Junghydriten noch nicht so ausgeprägt.
    Skorm’ak verstand, was die Junghydriten spielten. Einer zeigte eine bekannte Persönlichkeit aus Gilam’esh’gad und die anderen mussten raten, um wen es sich handelte.
    Blitzschnell huschte er vor, berührte Mel’tir am Flossenfuß und warf seine gesamte mentale Kraft in ihr Sein. Sie zuckte zusammen. Ihre Augen traten hervor. Ihr Körper zitterte, krampfte. Instinktiv versuchte sie zu fliehen, doch er befahl ihr zu bleiben. Alles wird gut , versprach er. Wehr dich nicht. Du brauchst keine Angst zu haben.
    Seine Worte übten eine hypnotische Wirkung aus. Mel’tir entspannte sich. Es dauerte nur wenige Wellenschläge, bis Skorm’ak den Körper ganz in seinen Besitz gebracht hatte.
    Er bemerkte die ängstlichen Gesichter der anderen beiden. »Was habt ihr?«, schnalzte er leichthin. »Wisst ihr denn nicht, wer ich bin?«
    Die Spielgefährtinnen verfärben ihre Scheitelkämme ablehnend, doch er spürte, dass die Frage und die damit verbundene Erklärung für den Anfall sie beruhigte.
    »Na, Skorm’ak natürlich«, klackerte er fröhlich. »Als Quart’ol und Gilam’esh ihn mit ihren Bordwaffen erschossen.«
    Sie sahen sich an, dann klackten sie lachend. Kleine Blasen stiegen aus ihren Mündern auf.
    »Skorm’ak«, meinte eine mit einer ablehnenden Geste der Flossenhand. »Der war doch im Körper von einem Saurier. Du kannst keinen Saurier darstellen, Mel’tir. Das ist gegen die Regeln.«
    Skorm’ak schenkte ihnen das Äquivalent eines Lächelns und bemühte sich, die Stimme unbesorgt und kindlich klingen zu lassen. »Ist eh ein doofes Spiel. Machen wir was anderes. Ihr versteckt euch, und ich muss suchen.«
    Sie patschten in ihre Hände vor Vergnügen. Kurz darauf verschwanden sie zwischen den Pflanzen.
    Skorm’ak genoss das Alleinsein in dem neuen Körper und fühlte dem Schlag des jungen Herzens nach. Der zarten Kraft der Junghydritin. Ihr Geist hatte sich in den hintersten Winkel des Bewusstseins zurückgezogen, erstarrt in einem Schock. Er durchsuchte ihr Wissen nach brauchbaren Informationen und erfuhr, dass in einem Futteral am Gürtel ein scharfes Muschelmesser neben einer Alarm-Nar’fire steckte.
    Die Stadt war gefährlich. Gerade Junghydriten hatten Angriffe von größeren Tieren zu befürchten. Er zog das Messer und wog es in der Hand. Es genügte seinen Ansprüchen.
    Zufrieden schwamm er los, ohne den reglosen Körper der Languste noch eines Blickes zu würdigen. Ihm blieb wenig Zeit, doch er hatte einen Vorteil: Durch seine lange Gefangenschaft in der Kammer des Wissens kannte er Pozai’dons Gewohnheiten. Bald würde sich die Finsternis über die Stadt senken und der Oberste Wächter Gilam’esh’gads würde die Zentrale verlassen, um seine allabendliche Runde zu drehen.
    Eilig kraulte Skorm’ak zu einer Stelle am Stadtrand, wo ein Kelpwald gegen bionetische Ruinen brandete. Dort lauerte er in
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