Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
309 - Die Rache der Hydriten

309 - Die Rache der Hydriten

Titel: 309 - Die Rache der Hydriten
Autoren: Michelle Stern Sascha Vennemann
Vom Netzwerk:
überprüfte seine Waffen. Der Mensch, berauscht und schlafend, würde einfach zu erledigen sein. Der Assassine zog zwei kurze spitze Dolche aus den Seitentaschen des Anzugs auf Höhe der Oberschenkel. Den Schockstab oder gar die Mini-Armbrust, die in seine rechte Armverkleidung eingearbeitet war, würde er heute nicht benötigen.
    Mit einem leisen Plätschern wie von einem Rinnsal strömte das mit Sauerstoff angereicherte Wasser an Ur’gons Kiemen vorbei. Er schloss für einen Moment die Augen und fokussierte sich. Er hatte sich die Position des Schlafenden genau gemerkt. Es würde nur ein kurzer orientierender Blick um die Ecke der Hütte nötig sein, um sich gleich darauf mit einem weiten Satz auf den Wehrlosen zu stürzen und zuzustechen.
    Während er sich aufrichtete und dann an der Seitenwand der nur etwa drei mal drei Meter großen Hütte entlang schlich, achtete er aufmerksam auf jedes Detail seiner Umgebung. Sie waren allein. Er brauchte also keine Entdeckung zu befürchten.
    Ein letztes Durchatmen, dann lugte Ur’gon vorsichtig, dicht an die Wand gepresst, um die Ecke zur Vorderseite der Hütte.
    Und blickte direkt in das verdutzte, stoppelbärtige Gesicht des Fischers, der nicht mehr auf den Schilfmatten lag, sondern aufrecht dasaß und verschlafen in die Welt schaute.
    Aber nur für einen Moment, dann riss der Mann die Augen weit auf und begann panisch zu schreien.
    Bei allen Göttern des Meeres, muss das denn sein?
    Ur’gon war zwar nicht begeistert von der Planänderung, aber er reagierte blitzschnell, stellte sich auf die neue Situation ein. Er ließ die beiden Dolche zu Boden fallen und zog in einer fließenden Bewegung seinen Schockstab.
    Der Mann schrie immer noch, als Ur’gon auf ihn zielte und abdrückte. Der Schockstab war wie gewöhnlich auf »Betäuben« eingestellt; man wusste ja nie, ob das Opfer zwecks Verschleppung oder späterer Folterung am Leben bleiben sollte, wenn man die Waffe unvermittelt einsetzen musste.
    Der Treffer saß. In seiner sitzenden Haltung wurde der Fischer von der Entladung erfasst und kippte, im wahrsten Wortsinn, wie vom Blitz getroffen nach hinten. Seine zur Abwehr erhobenen Hände reckten mit den Handflächen nach oben steif in den Morgenhimmel.
    Langsam trat Ur’gon an den Wehrlosen heran und blickte auf ihn hinab.
    Die Augen des Fischers rollten unfokussiert in ihren Höhlen, sein Atem ging stoßweise. Ur’gon bezweifelte, dass der Mann erkannte, wer ihn da attackierte. In seinem Aufzug unterschied er sich doch sehr von den normalen Hydriten, auf die er es bei seinen Jagdzügen abgesehen hatte.
    Der Assassine versicherte sich, dass sein Opfer sich nicht mehr bewegen konnte. Ohne eine sichtbare Gefühlsregung stellte er den Schockstab auf »Töten«, setzte ihn an der Brust des Menschen an und drückte ab.
    Mit zuckenden Krämpfen wich das Leben aus dem Lungenatmer. Ur’gon wartete noch eine Minute, bis auch die letzten schwachen Bewegungen des Mannes aufgehört hatten, und überprüfte dessen Vitalfunktionen. Er konnte keine mehr feststellen.
    Zufrieden sammelte er seine Dolche wieder ein und verließ den Ort. Vielleicht würden andere Menschen die Leiche finden, bevor die Tiere des Waldes über sie herfielen. Es sah nach einem natürlichen Tod aus, bei dem der übermäßige Genuss von Alkohol eine wesentliche Rolle gespielt haben könnte. Und selbst wenn man einen Angriff vermutete, konnte der auch von seinesgleichen ausgeführt worden sein.
    Missgunst, Rache, Hass – das waren Dinge, die seit Jahrtausenden in den Barbaren auf der Oberfläche wüteten. Welcher Hydrit mochte sich da ein moralisches Urteil erlauben, wenn Ur’gon Feuer mit Feuer bekämpfte...
    ***
    Gilam’esh’gad, wenige Wochen zuvor
    Skorm’ak nutzte jede sich bietende Deckung, um von der Parkanlage aus in Richtung der Stadtgebäude zu gelangen. Noch immer befand er sich im Körper der Languste, die viele Fressfeinde besaß. Er brauchte einen besseren Wirt, mit dem er Pozai’don angreifen und aus der Stadt fliehen konnte. Und er musste darauf achten, nicht leichtsinnig zu werden.
    Er fühlte sich mental angeschlagen. Die Anstrengung, im kleinen Gehirn des Krustentieres zu überleben, und die mühsame Flucht durch die Wasseraustauschröhre hatten ihn ausgelaugt und beeinträchtigten seine geistwandlerischen Fähigkeiten. Wenn jetzt ein größeres Tier einen Zwischensnack in ihm sah, besaß er vielleicht nicht einmal die Möglichkeit, in dessen Körper überzuwechseln.
    Also suchte er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher