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309 - Die Rache der Hydriten

309 - Die Rache der Hydriten

Titel: 309 - Die Rache der Hydriten
Autoren: Michelle Stern Sascha Vennemann
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gewesen. Der Hydrit hatte einen lästerlichen Fluch zwischen den Zähnen zerbissen und sich in eine Warteposition zurückgezogen.
    Erst im Gegenlicht der aufgehenden Sonne kam der Fischer – offensichtlich stark berauscht – aus dem Wald gewankt und stieß Laute aus, die Ur’gon nur mit viel Fantasie als Lied erkannte. Ganz nah an seinem Versteck in der Uferböschung war der Mann vorbeigekommen, hatte geräuschvoll Gase entweichen lassen und dann in die Brandung uriniert. Dabei grölte und lallte er weiter.
    Der Hydrit verstand die Sprachen der Menschen nicht, von denen es scheinbar unzählige gab. Er musste sie auch nicht verstehen. Sie verstanden ihn ja auch nicht, und wenn sie miteinander zu tun bekamen, dann immer nur sehr kurz und ohne dass groß diskutiert werden musste.
    Ur’gon tötete auf Verlangen. Seine Profession, wenn man es so nennen wollte, war es, unliebsam gewordene Individuen auszuschalten. Und das tat er mit wachsendem Genuss.
    Dass es Hydriten wie ihn gab – Assassinen – ahnten von den Artgenossen nur die Wenigsten. In den HydRäten der größeren Städte saßen meist nur ein oder zwei Volksvertreter, die wussten, an wen man sich in bestimmten Fällen wenden musste.
    Sein derzeitiger Auftrag hatte ihn an die spanische Südküste geführt, wo eine kleinere Forschungskolonie vor der Costa Brava ein Problem zu klären hatte. Einer der ansässigen Fischer – jenes Exemplar, auf das Ur’gon es abgesehen hatte –, war einmal zu oft mit den Hydriten in Kontakt gekommen.
    Angefangen hatte alles vor etwa einem Jahr, als ein Trupp von drei Hydriten bei einem Streifzug von dem Harpunenfischer entdeckt wurde. Die Artgenossen hatten die Gefahr nicht rechtzeitig erkannt, und einer von ihnen war von der Jagdwaffe durchbohrt worden. Glücklicherweise war es gelungen, im Eifer des Gefechts den Toten von der Harpune zu lösen und zu flüchten.
    Dieses zweifellos traumatische Erlebnis hatte den Fischer jedoch auf die fixe Idee gebracht, den gesamten vorgelagerten Küstenstreifen nach den vermeidlichen »Fishmanta’kan« [3] abzusuchen und sie zu jagen. Ob als einträgliche Trophäen oder aus anderen Gründen, das wusste niemand – und es interessierte die Hydriten auch nicht.
    Ein Botschafter der kleinen Kolonie hatte sich an den zuständigen HydRat gewandt und von den wiederholten Angriffen des hartnäckigen Fischers berichtet. Erst war man bei dem allgemeinen Kurs geblieben, sich lieber von den Menschen fernzuhalten und stattdessen die Forschungen einzuschränken, doch als es schließlich einen zweiten Toten zu beklagen gab, war es endgültig genug. Ur’gon wurde informiert und angeheuert, um das Problem zu beseitigen. Und das gedachte er zur vollsten Zufriedenheit seiner Auftraggeber zu erledigen.
    Nach seiner Rückkehr war der betrunkene Fischer auf dem mit geflochtenen Schilfmatten bedeckten Boden vor seiner Hütte eingeschlafen. Er war ein Hüne von Mensch, sicher an die zwei Meter groß, während Ur’gon – wie die meisten Hydriten – nur knapp über einen Meter sechzig maß.
    Er wartete, bis das geräuschvolle Schnarchen des Mannes zu ihm herüberdrang, dann gab er seine Deckung auf. Im geduckten Schleichgang näherte er sich der Fischerhütte von der Rückseite her. Trotz der langen Stunden, die er auf der Lauer gelegen hatte, fühlte er sich frisch und erholt. Das war vor allen Dingen seiner speziellen Bekleidung zu verdanken.
    Ur’gon verfügte über eine Art »Überwasser-Anzug«, ähnlich den Tauchanzügen, wie die Menschen sie trugen, wenn sie in Meerestiefen vorstoßen wollten. Ihn jedoch schützte der Anzug bei längeren Landaufenthalten vor dem Austrocknen.
    Das Kleidungsstück war ein Wunderwerk bionetischer Technik. Es bedeckte beinahe den gesamten Körper des Assassinen, von den Fußflossen bis hinauf zum Kopf, der von einem flachen breiten Helm geschützt wurde. Zwar lag das Gesicht frei, wurde aber von Zeit zu Zeit von einem Sprühnebel befeuchtet, der vom Helmrand abgegeben wurde. Ein geschlossener Helm hätte ihn in seinen Möglichkeiten zu sehr behindert.
    In dem Anzug umgab den Hydriten stets eine dünne Schicht Seewasser, das von verschiedenen mechanischen und biologischen Reinigungssystemen frisch gehalten und über eine externe Speisung mit Sauerstoff aus der Umgebungsluft angereichert wurde. Dies geschah in dem maskenförmigen Aufsatz, der Mund, Nasenschlitze und Kiemen des Hydriten bedeckte.
    Ur’gon duckte sich in den Schatten der kleinen Fischerhütte und
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