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303 - Tod einer Königin

303 - Tod einer Königin

Titel: 303 - Tod einer Königin
Autoren: Jo Zybell
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Zeitlang verharrte er so. Schließlich wandte er sich dem Eingang zu. Aruula sah, wie die Wunde in seiner Schulter sich schloss. Jeder Muskel ihres Körpers spannte sich an.
    Sie hatte es geahnt: Der Daa’mure machte einen Schritt auf den Eingang zu, knickte aber plötzlich in den Knien ein, warf sich auf den Boden, griff nach dem Kurzschwert und rollte sich ab.
    Aruula stieß mit einem Schrei die Luft aus den Lungen, als sie zuschlug. Ihre Klinge ging fehl, fuhr tief in den Boden. Und schon griff Grao’sil’aana an. Sein Schwert sirrte durch die Luft, und weil Aruula Mühe hatte, ihre Waffe wieder hochzubringen, entging sie dem tödlichen Hieb nur dadurch, dass sie sich im letzten Augenblick fallen ließ. Das Schwert riss sie mit sich.
    Mit beiden Händen musste sie das Schwert über den Kopf stemmen, um Graos nächsten Hieb abzublocken. Mit solcher Wucht knallte das Kurzschwert des Daa’muren gegen ihre Klinge, dass die Funken sprühten. Sie bereute, ihn nicht sofort getötet zu haben, denn er selbst hatte nichts anderes im Sinn. Die Wucht seiner Hiebe sprach für sich.
    Die Stimme der Göttersprecherin schoss ihr durch den Kopf und quälte sie: Der Tod durch das Schwert wird dich treffen...
    Vor dem nächsten Angriff konnte Aruula sich nur retten, indem sie auf ihren Gegner zurollte und sich gegen seine Schienbeine warf. Der Daa’mure geriet ins Stolpern, strauchelte und schlug lang hin.
    Sofort war die Kriegerin von den Dreizehn Inseln wieder auf den Beinen, holte aus, schlug zu, traf Graos zur Abwehr angewinkeltes Bein am Schenkel. Wieder schoss Dampf aus einer tiefen Wunde. Kein Zweifel: Der mächtige Daa’mure war verwundbar geworden!
    Sie stieß einen Triumphschrei aus, doch viel zu früh – die Spitze seiner Klinge durchbohrte ihr Kleid und ritzte die Haut ihrer Taille, und gleich sein nächster Hieb traf ihr Knie. Sie knickte ein, und Grao’sil’aana sprang auf.
    Sie brauchte ihre gesamte Geistesgegenwart, um seinen nächsten Angriff abzuwehren, und weil sie das geschickt und kraftvoll tat, geriet er ins Wanken, und nun konnte sie einen Vorstoß wagen. Schon schwer atmend drang sie auf ihn ein.
    So ging es hin und her, und Aruula begann zu ahnen, dass der Kampf noch lange andauern konnte, wenn Grao’sil’aana nicht einen entscheidenden Fehler begehen würde – oder sie selbst.
    ***
    Juneeda fand keinen Schlaf in dieser Nacht. Sie saß am Strand, blickte ins Gefunkel der Sterne, sah der Mondsichel zu, wie sie im Meer versank, und wartete.
    Sie wartete auf Aruula.
    Sie hatte kaum noch Zweifel daran, dass Aruula als Königin aus der Ruinenstadt zurückkehren würde. Sie wäre kein Kind der Dreizehn Inseln gewesen, wenn am Ende nicht doch ihr Verantwortungsbewusstsein siegen würde.
    Bald verblassten die Sterne, das Nachtblau des Himmels ging in ein milchiges Indigo über, dann in ein Graublau, das von Minute zu Minute heller wurde. Die Flut setzte ein. Über dem Horizont im Osten färbte sich der Himmel rötlich.
    Es war richtig gewesen, die Schwestern von der Beschattung abzurufen und Aruula genügend Zeit für eine Entscheidung zu geben. Juneeda war erleichtert. Ihr Zaudern und die bedingungslose Bitte um Bedenkzeit hatten ihr zwar manche Kritiker unter den Kriegerinnen eingebracht, doch die würde sie durch eine kluge Führung der Dreizehn Inseln schnell wieder für sich gewinnen; davon war die Priesterin überzeugt.
    Als sich der obere Rand der Sonnenscheibe endlich aus dem Meer in den Himmel schob, erkannte Juneeda einen dunklen Fleck draußen auf dem Meer. Von der Königsinsel her näherte sich im zunehmenden Morgenlicht ein Ruderboot, und als die Priesterin die Gestalten darin zu zählen vermochte – zwei Kriegerinnen und zwei Männer ruderten das Boot – stand sie auf und watete in die Brandung.
    Ihr Sohn Juefaan saß im Boot. Sie stellte das mit verwundertem Stirnrunzeln fest. Normalerweise schlief er um diese Zeit noch tief und fest. Auch Dykestraa war unter den Ruderern.
    »Ein Boot von der Königsinsel?« Eine Stimme hinter ihr. Vom Strand her näherte sich Tumaara. »So früh? Was hat das zu bedeuten?«
    Nichts Gutes, fürchtete Juneeda, behielt es aber für sich. Juefaan und ein Mann sprangen aus dem Boot und zogen es in die Brandung. Juneeda und Tumaara packten mit an. Dykestraa und eine zweite Kriegerin stiegen aus. Gemeinsam schoben sie das Boot, bis es im Sand festsaß.
    »Schlechte Nachrichten«, sagte Dykestraa. »Hermon und Evaluuna sind zurückgekehrt. Sie haben die Leichen
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