Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
301 - Libretto des Todes

301 - Libretto des Todes

Titel: 301 - Libretto des Todes
Autoren: Christian Schwarz
Vom Netzwerk:
Gefallen, keine Nachfragen zu stellen. Das würde die ganze Überraschung verderben.«
    Wahnfried nickte. »Also gut. Dann tauschen wir die Aufführungen, das ist ja kein Problem. Ich stehe immerhin noch mit einem Gefallen in deiner Schuld – der damit abgegolten ist.«
    »Sehr schön. Danke, alter Freund.«
    Die Tür ging auf und eine junge, äußerst hübsche Frau kam herein. Sie trug eine körperbetonte weiße Toga und ließ die langen blonden Haare neckisch über die linke Schulter bis in Schritthöhe fallen.
    Wahnfried schaffte es kaum, den Kopf zu drehen. »Ah, meine geliebte Göttin. Schau, wir haben Besuch. Darf ich vorstellen? Maddrax aus Meeraka. Noora, meine Muuse und angetraute Gattin.«
    Gunnter schien Nooras Gegenwart nichts abgewinnen zu können, denn er machte sich schnell wieder vom Acker. Matt wollte dagegen noch eine Weile in Barreut bleiben, um sich nach dem Heiler von Swaanstein zu erkundigen.
    »Du könntest vorher noch mit uns frühstücken, Maddrax«, schlug Noora vor. »Du hättest doch sicher nichts dagegen, mein Kuschelkawiezer [5] , oder?« Sie trat hinter Wahnfried und kraulte ihm den Stiernacken.
    »Aber natürlich nicht, ich würde mich freuen. Willst du uns die Ehre geben, Maddrax? Es gibt Eierringe vom Eluu [6] , eine absolute Spezialität, die du mögen wirst, das garantiere ich dir. Zudem habe ich Leeberkaas in Biersud mit Bellitbeilage bestellt, dazu leckeres Weiß-Maaisl. Na, wie hört sich das an?«
    »Ich habe zwar schon gefrühstückt – aber gut, ich nehme Ihre Einladung gern an.«
    Wahnfried schüttelte den Kopf, und sein Kinn folgte der Bewegung noch lange nach. »Aber doch nicht so förmlich!«, rief er. »Gunnters Freund sind auch meine Freunde!«
    Kurze Zeit später saßen sie am reich gedeckten Frühstückstisch in einem Erker, von dem aus sie auf den Marktplatz hinunter blicken konnten. Wahnfried schob und soff derartige Mengen in sich hinein, dass es Matt schon vom Zuschauen schlecht wurde. Er selbst hielt sich zurück. Irritiert bemerkte er, dass Noora ihn immer wieder verheißungsvoll lächelnd ansah und sich dabei die Lippen leckte.
    Wahnfried schien davon nichts zu bemerken. Er erzählte lieber von sich. Matt war erleichtert, dass er das weitgehend mit leerem Mund tat. »In Meeraka ist Meister Wagner also auch ein Begriff? Nun, das freut mich sehr, denn ich stamme in direkter Linie vom Meister ab, wie meine Familienstudien zweifelsfrei ergeben haben. Abstammung ist zwar kein Verdienst; was man daraus macht, aber schon.« Er lachte dröhnend. »Und ich denke, ich habe das Allerbeste daraus gemacht. Ich habe es bis zum Festspielmeister geschafft, und mehr geht nicht, wenn man sein ganzes Leben Meister Wagner geweiht hat.«
    »Nun übertreib mal nicht«, wies ihn Noora zurecht, während sie durch geschicktes Vorbeugen dafür sorgte, dass Matt den Inhalt ihres Ausschnitts zu sehen bekam. »Ein paar andere Interessen hast du in deinem Leben schon noch gehabt, mein Kuschelkawiezer.«
    Wieder lachte Wahnfried los und versetzte dabei den kompletten Fleischberg in bedenkliche Schwingungen. »Da hast du allerdings recht. Gunnter hat es in seiner ausgezeichneten Opera ja leicht übertrieben, aber schmeichelhaft dargestellt.«
    Matt zog schnell den Fuß zurück, als er Nooras Zehen daran spürte. Die ließ sich nichts anmerken. »Du scheinst ja ein rechter Lebemann gewesen zu sein«, sagte er, um überhaupt etwas zu sagen. »Ist dir die Opera nicht peinlich?«
    »Ganz sicher nicht!«, dröhnte Wahnfried. »Wenn ich durch Gunnters Werk endgültig einen Ruf wie Donnerhall bekomme, kann mir das nur recht sein. Doch dies nur nebenbei. Denn mein hauptsächliches Streben galt doch immer dem Ziel, Festspielmeister zu Barreut werden.«
    »Gunnter sagte mir, dass er nie diese Ambitionen hatte.«
    Wahnfried sah seinen Gast verblüfft an. Dann grinste er. »Hat er das? Der alte Schlawiner! Er hat dir also nicht erzählt, dass er sich ebenfalls um das Amt bemüht hat?«
    »Das hat er wohl... vergessen.«
    »Sagen wir lieber: Die süßen Trauben hängen dem Fuchs zu hoch, aber ich bin nicht der Kolk, der sie fallen lässt. Er hat eben nicht annähernd das Format dafür – ich hingegen schon! Und da ich fünfmal hintereinander die jährlichen Festspiele inszenieren durfte und es jedes Mal überragend gemacht habe, war klar, wer Haagen nach dessen Tod im vergangenen Jahr nachfolgen würde. Zumal ich auch ein ganz guter Freund Haagens war.«
    »Hm. Gunnter hat den Namen auch schon
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher