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3 - Wächter des Zwielichts

3 - Wächter des Zwielichts

Titel: 3 - Wächter des Zwielichts
Autoren: Sergej Lukianenko
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Vampir. Zuverlässig, einwandfrei, 100 Jahre Garantie. Preis nach Vereinbarung.«
    »Ein kluger Gedanke.« Geser nickte. »Ich werde jemanden beauftragen, die Zeitungen und Websites auf entsprechende Anzeigen durchzukämmen.«
    Ich starrte Geser an, verstand aber nicht, ob er sich einen Scherz erlaubte oder das völlig ernst meinte.
    »Ich glaube nicht, dass wir es mit einer realen Gefahr zu tun haben«, sagte ich. »Vermutlich hat nur ein kreuzdämlicher Vampir beschlossen, sich etwas dazuzuverdienen. Er führt einem reichen Menschen ein paar Tricks vor und bietet ihm ... äh... einen Biss an.« »Beißen lassen, Glück abfassen«, stieß Geser ins gleiche Horn.
    »Irgendjemand ...«, fuhr ich munter fort, »... zum Beispiel die Frau des Mannes, hat dann von diesem wahnsinnigen Vorschlag erfahren! Während der holde Gatte noch zögert, beschließt sie, uns zu schreiben. In der Hoffnung, dass wir den Vampir ausschalten und ihr Mann ein Mensch bleibt. Daher auch diese Kombination: die aus der Zeitung ausgeschnittenen Buchstaben und der Briefkasten im Assol. Das ist ein Hilfeschrei! Sie kann sich nicht direkt mit uns in Verbindung setzen, fleht aber förmlich: Rettet meinen Mann!«
    »Du Romantiker«, höhnte Geser missbilligend. »Wenn Ihnen Leben und Verstand teuer sind, so halten Sie sich vom Moor fern... Und dann, ritsch, ratsch, werden mit der Nagelschere aus der neuesten Prawda die Buchstaben ausgeschnitten ... Hat sie die Adresse eigentlich auch aus der Zeitung?«
    »Die Adresse der Inquisition!«, fiel es mir wie Schuppen von den Augen.
    »Diesmal liegst du richtig. Könntest du der Inquisition einen Brief schicken?«
    Ich schwieg. Vorgeführt. Dabei hatte Geser nicht mal ein Geheimnis aus dem Brief an die Inquisition gemacht!
    »Bei uns in der Wache kenne nur ich die Postadresse. In der Tagwache dürfte es nur Sebulon sein. Was folgt daraus, Gorodezki?« »Den Brief haben Sie abgeschickt. Oder Sebulon.« Geser schnaubte bloß. »Nimmt die Inquisition die Sache ernst?«, wollte ich wissen.
    »Das ist noch gelinde ausgedrückt. Der Versuch, mit Initiierungen zu handeln, beunruhigt sie im Grunde nicht weiter. Ein normaler Fall für die Wachen, die denjenigen finden müssen, der den Großen Vertrag verletzt hat, ihn bestrafen und das Informationsleck stopfen sollen. Und da wir und die Dunklen gleichermaßen über diese Angelegenheit empört sind ... Aber ein Brief an die Inquisition ... das ist eine andre Frage. Bei ihnen arbeiten nicht viele, das weißt du selbst. Wenn eine Seite den Vertrag verletzt, ergreift die Inquisition Partei für die andre Seite, um das Gleichgewicht wiederherzustellen. Das ... diszipliniert uns alle. Aber gehen wir einmal davon aus, in einer der Wachen hätte eine kleine Gruppe einen Plan entwickelt, mit dem sie den endgültigen Sieg erlangen wollten. Ein paar Kampfmagier, die sich zusammenschließen, wären in der Lage, in einer Nacht alle Inquisitoren zu erschlagen - natürlich nur, falls sie alles über die Inquisition wüssten. Wer für sie arbeitet, wo die Inquisitoren wohnen, wo die Unterlagen aufbewahrt werden...« »Ist der Brief ans Hauptbüro gegangen?«, hakte ich nach.
    »Ja. Und wenn man bedenkt, dass sechs Stunden später das Büro leer war und im Gebäude ein Feuer ausgebrochen ist ... und zwar genau in dem Teil, wo die Archive der Inquisition liegen ... Wo das ist, weiß selbst ich nicht genau. Indem der Mensch ... oder der Andere ... der Inquisition einen Brief geschickt hat, hat er ihr förmlich den Fehdehandschuh hingeworfen. Jetzt wird die Inquisition ihn jagen. Die offizielle Version wird lauten, weil er die Vertraulichkeit verletzt und versucht hat, einen Menschen zu initiieren. Aber im Grunde, weil sie ihre eigene Haut retten wollen.«
    »Ich hätte nie gedacht, dass es ihrer Natur entspricht, um sich selbst Angst zu haben«, meinte ich.
    »Und wie, Anton«, meinte Geser mit einem Nicken. »Denk doch mal über folgende Frage nach: Warum gibt es in der Inquisition eigentlich keine Verräter? Ihr gehören Dunkle und Lichte an. Sie durchlaufen ihre Ausbildung. Danach verfolgen die Dunklen unerbittlich die Dunklen und die Lichten die Lichten, sobald einer von ihnen den Vertrag verletzt.«
    »Man braucht dafür eine besondere charakterliche Veranlagung«, vermutete ich. »Entsprechend werden die Anderen dann ausgewählt.«
    »Und da macht man nie einen Fehler?«, fragte Geser skeptisch. »Das gibt es nicht. Trotzdem ist in unserer Geschichte kein Fall bekannt, wo ein
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