Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
3 - Wächter des Zwielichts

3 - Wächter des Zwielichts

Titel: 3 - Wächter des Zwielichts
Autoren: Sergej Lukianenko
Vom Netzwerk:
Inquisitor den Großen Vertrag verletzt hätte...«
    »Vermutlich kennen sie die Folgen einer Vertragsverletzung nur allzu genau. Ein Inquisitor in Prag hat mir mal gesagt: >Uns leitet das Entsetzen.«
    »Viteszlav...« Geser runzelte die Stirn. »Er liebt eloquente Formulierungen ... Gut, zerbrich dir darüber nicht weiter den Kopf. Die Situation ist einfach. Es gibt einen Anderen, der entweder den Großen Vertrag verletzt oder die Wachen und die Inquisition zum Besten hält. Die Inquisition wird eine Fahndung einleiten, dito die Dunklen. Von uns verlangt man ebenfalls einen Mitarbeiter.« »Darf ich eine Frage stellen? Warum ausgerechnet ich?«
    »Aus mehreren Gründen.« Geser breitete die Arme aus. »Erstens wird es im Zuge der Fahndung wohl zu einer Konfrontation mit Vampiren kommen. Und du bist unser Spezialist für die niederen Dunklen.« Nein, ich hatte nicht den Eindruck, dass er lachte ...
    »Zweitens«, fuhr Geser fort, wobei er wie ein Deutscher die Finger der geschlossenen Faust nacheinander ausstreckte. »Seitens der Inquisition wurden mit der Untersuchung offiziell deine beiden Bekannten betraut. Viteszlav und Edgar.«
    »Edgar ist in Moskau?«, fragte ich erstaunt. Ich konnte nicht gerade behaupten, dass ich den Dunklen Magier, der vor drei Jahren der Inquisition beigetreten war, sonderlich mochte. Aber ... aber ich konnte immerhin sagen, dass er mir nicht unsympathisch war.
    »Ja. Vor vier Monaten hat er seine Ausbildung abgeschlossen und ist zu uns gekommen. Da du dich während der Arbeit mit den Inquisitoren in Verbindung setzen musst, ist jede persönliche Beziehung von Vorteil.«
    »Unsere persönlichen Begegnungen zählen aber nicht zu meinen angenehmsten Erinnerungen«, gab ich zu bedenken.
    »Habe ich dir vielleicht eine Thai-Massage während der Arbeitszeit versprochen?«, fragte Geser hämisch. »Der dritte Grund, weshalb ich ausgerechnet dich auf diese Sache ansetzen möchte ...« Er verstummte. Ich wartete.
    »Auf Seiten der Dunklen leitet die Untersuchung ebenfalls ein alter Bekannter von dir.«
    Den Namen brauchte Geser gar nicht erst zu nennen. Trotzdem fuhr er fort: »Konstantin. Der junge Vampir ... dein ehemaliger Nachbar. Ich meine mich zu erinnern, dass ihr recht gut miteinander ausgekommen seid.«
    »Ja, stimmt«, räumte ich bitter ein. »Solange er noch ein Kind war, nur Schweineblut getrunken und davon geträumt hat, seinem >Fluch< zu entgehen ... Solange er noch nicht verstanden hatte, dass sein Bekannter, der Lichte Magier, solche wie ihn mit Haut und Haar verbrennt.« »So ist das Leben«, konstatierte Geser.
    »Er hat ja schon Menschenblut getrunken«, sagte ich. »Bestimmt! Wenn er sich in der Tagwache hochgedient hat.«
    »Er ist ein Hoher Vampir geworden«, informierte mich Geser. »Der jüngste Hohe Vampir in ganz Europa. Wenn du das auf uns überträgst, ist er...«
    »Zweite oder dritte Kraftstufe«, flüsterte ich. »Fünf oder sechs zerstörte Leben.«
    Kostja, Kostja ... Damals war ich ein junger und unerfahrener Magier. In der Nachtwache konnte ich keine Freunde finden, die Beziehungen zu meinen alten Bekannten gingen alle ziemlich schnell den Berg runter ... Andere und Menschen können nicht miteinander befreundet sein ... Und dann fand ich heraus, dass meine Nachbarn Dunkle waren. Eine Vampirfamilie. Mutter und Vater waren Vampire und hatten ihr Kind initiiert. Was wirklich nicht schlimm war. Sie gingen nachts nicht auf Jagd, beantragten keine Lizenzen. Gesetzestreu tranken sie nur Schweine- und Spenderblut. Mich Idioten hat das beruhigt. Ich habe mich mit ihnen angefreundet. Sie sogar besucht. Sie sogar eingeladen! Sie aßen das Essen, das ich für sie gekocht hatte, und lobten es ... Und ich Hohlkopf begriff nicht, dass das Essen der Menschen für sie nach nichts schmeckt, dass sie ein alter, ewiger Hunger quält. Der kleine Vampir wollte sogar Biologe werden und herausfinden, wie man Vampirismus heilt... Dann tötete ich meinen ersten Vampir.
    Danach trat Kostja in die Tagwache ein. Ich weiß nicht, ob er sein Biologiestudium abgeschlossen hat, aber von seinen Kinderträumen ist er mit Sicherheit kuriert...
    Und er hat Lizenzen zum Töten bekommen. Wie sonst hätte er es geschafft, in nur drei Jahren zum Hohen Vampir aufzusteigen? Jemand muss ihm geholfen haben. Muss alle Möglichkeiten der Tagwache genutzt haben, damit Kostja, einst ein prima Kerl, wieder und wieder das Recht bekam, seine Eckzähne in den Hals eines Menschen zu schlagen...
    Ich zog das Handy
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher