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3. Reich Lebensborn E.V.rtf

3. Reich Lebensborn E.V.rtf

Titel: 3. Reich Lebensborn E.V.rtf
Autoren: Will Berthold
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konnte, lächelnd mit den Fingern gegen das Pult trommelnd, das Endergebnis abwarten. Doris streckte die Rechte noch immer aus. Jetzt zögerte sie eine Sekunde. Sie spürte ein Kribbeln in den Fingerspitzen. Aber die neben ihr sitzende Lotte verfolgte mit hämischen Augen alle, die ihre Meldung zurückzogen.
    »Eine Schande«, zischte sie, »so eine Schande!« Lotte fand es unglaublich, daß ein deutsches Mädchen sich weigern konnte, dem Führer etwas zu schenken, was er forderte. So fing sich Doris wieder. Es blieb bei ihrer Meldung. Was soll schon kommen, dachte sie ernst und schlüssig. Der Führer will nichts Unrechtes! Man wird uns auf Frontlazarette verteilen. Ich werde Klaus näher sein. Ich bin ihm diese Meldung schuldig, dachte sie ...
    Der Werber zählte noch einmal die Hände. Dann stellte er die Geburtstagsliste zusammen. Die Mädchen mußten einzeln vortreten und sich eintragen. Die Falle schnappte zu ... Lautlos zunächst. Es ging wie am Fließband. Während der Offizier seine Rede gehalten hatte, bauten seine bis dahin unsichtbaren Helfer in den drei angrenzenden Barackenräumen Schreibtische und Geräte auf.
    Wenn die Arbeitsmaiden am Podium ihre Namen nannten, wurden sie in den Nebenraum geschleust. Doris sah auf dem Aktendeckel die Aufschrift ›Lebensborn‹. Es sagte ihr nichts. 26
    Dann standen zwei Ärzte im weißen Kittel vor ihr. Unter den Mänteln starrten die Militärstiefel hervor, aus den Kragen die SS-Runen. Es kamen jeweils fünf Mädchen in den ersten Raum.
    »Schöner Gabentisch«, sagte Erika leise zu Doris und deutete auf die ärztlichen Instrumente.
    Die Ärzte hantierten wortlos. Vor den Augen der Mädchen tanzten Meßgeräte. Zirkel wurden an die Hinterköpfe gesetzt. Seltsame Holzleisten gegen die Stirn gepreßt. Die Männer in den weißen Kitteln murmelten Zahlen, die sie von ihren Geräten ablasen, warfen sie ihren Schreibern zu wie ein Kammerbulle den Rekruten zu kurz geratene Uniformstücke. Doris versuchte, den Ärzten in die Augen zu sehen. Aber sie begegnete nur ausdruckslosen Blicken, die wohl ihren Kopf, aber nicht das Gesicht zur Kenntnis nahmen. Nur den Schädel. Er wurde betastet wie eine Ware. Minutenlang.
    »Nordisch«, konstatierte einer der Ärzte befriedigt.
    »Guter Kopf«, erwiderte der andere, »ideale Form.« Er sagte es nicht zu Doris, sondern zu seinem Kollegen, als spräche er nicht über ein Mädchen, sondern über einen Gaul beim Roßmarkt.
    »Da hinaus«, sagte der Schreiber.
    Doris und Erika betraten den nächsten Raum.
    Die kesse Berlinerin flüsterte:
    »Wußte gar nicht, daß bei der SS lauter Spezialisten für Hals-, Nasen-und Ohrenkrankheiten sind.«
    »Schädelmessung haben wir in der Schule auch schon gehabt«, entgegnete Doris tapfer.
    Jetzt waren Ärztinnen da. Die Mädchen mußten sich ausziehen. Die Untersuchung war gründlich und dauerte lange. Schließlich standen sie alle wieder angekleidet auf dem Flur. Dann wurden mehr als die Hälfte abberufen. Sie waren geprüft 27
    und für tauglich erklärt worden. Lotte keuchte:
    »Gott sei Dank, sie haben mich doch genommen!«
    Es blieben noch 14 Mädchen übrig, die die Kommission für würdig befunden hatte, im Namen der deutschen Frau dem Führer ein Opfer zu bringen. Sie sahen einander ratlos an. Sie konnten nicht ahnen, was ihnen bevorstehen sollte.
    »Donnerwetter«, sagte Erika auf einmal. Ihr Blick ging schnell von einer Kameradin zur anderen. »Blondinen bevorzugt, wie?« stieß sie hervor. »Alle blond ... alle blaue Augen ... alle groß?«
    Die Arbeitsmaiden starrten sich an. Sie erschraken auf Kommando wie junge Katzen, die sich erstmals im Spiegel begegnen.
    »So ein Zufall.« Lotte lächelte hohl.
    »Bei mir schon«, grinste Erika, »mein Alter hat ’ne Glatze, meine Mutter ist fuchsrot, und meine Brüder sind pechschwarz
    ... Glück muß der Mensch haben ... und blond muß er sein!«
    Die anderen Maiden schwiegen betreten.
    Der SS-Führer erschien wieder.
    »Sie können sich gratulieren«, trompetete er, »Sie sind angenommen ... wir bleiben in Verbindung.«
    Die Kommission fuhr wieder ab. Die Mädchen gingen zurück auf ihre Stuben. Am ersten Tag nach der Untersuchung rätselten sie noch. Am zweiten gaben sie es auf. Am dritten hatten sie es vergessen. Am vierten schrubbten sie wieder Böden, putzten wieder Bohnen und hackten wieder Kartoffeln. Sie lernten, wie man RAD-Führerin wird, und was es heißt, junge Mädchen bei sinnloser Arbeit sinnvoll zu kommandieren. Acht Tage
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