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3. Reich Lebensborn E.V.rtf

3. Reich Lebensborn E.V.rtf

Titel: 3. Reich Lebensborn E.V.rtf
Autoren: Will Berthold
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Oder zu gleichgültig. Erst nach Dienstschluß organisierten sie für sich das, wofür sie ihre Mitbürger befehlsgemäß zu jagen hatten.
    »So«, sagte ein Inspektor, »Sie heißen Bauer ... stammen aus Berlin ... Beruf?«
    »Kaufmann.«
    »Und was hatten Sie im Bahnhof zu suchen?«
    »Gar nichts.«
    »Sehen Sie ...«
    »Was heißt das?« braust Westroff-Meyer auf.
    »Sie wissen genau, daß das eine Schwarzmarktzone ist.«
    »Ich weiß gar nichts.«
    Gerade als der Inspektor den Mann mit den falschen Papieren entließ, betrat ein Sergeant der MP das Vernehmungszimmer. Entweder wollte sich der junge GI die Zeit vertreiben, oder er war schlecht gelaunt, oder er spürte instinktiv Abneigung gegen den entlaufenen
    Obersturmbannführer.
    »Stop«, sagte er.
    Dann rollte der Jeep in das Headquarters der Militärpolizei, Westroff-Meyer mußte sich ausziehen. Der Sergeant sah am Oberarm das Blutgruppenabzeichen der SS und rief den CIC an. Bis er eintraf, mußte Westroff-Meyer in die Zelle. Der Leutnant des CIC hatte ein Gesicht mit einer fahlen, grünlichen Haut. Er kannte Dachau und Buchenwald. Er hielt beim Sprechen den Kopf schief und bewegte kaum die Lippen. Er wirkte träge und gleichgültig. Sein Gesicht hatte etwas 303
    seltsam Totes. Er sprach fließend deutsch.
    »Also, Sie waren bei der SS?« begann er.
    »Ja«, erwiderte Westroff-Meyer kleinlaut, »aber nur Reserve.«
    »Dienstgrad?«
    »Untersturmführer.«
    »Dienststelle?«
    Westroff-Meyer zögerte.
    »Denken Sie sich Ihre Lügen rascher aus ...«, fuhr der Leutnant fort, während er seine Fingernägel betrachtete. Sie waren in Ordnung.
    »Lebensborn«, erwiderte der Verhaftete. Er biß sich gleich darauf auf die Lippe.
    Er wollte zu einer längeren, verlogenen Erklärung über Ziele und Methoden dieser staatlichen Aufzucht ansetzen, aber der Leutnant schnitt ihm das Wort ab. Er wußte Bescheid.
    »Sie waren nicht in Deutschland ...«, zeterte WestroffMeyer, »Sie können sich das nicht vorstellen ... natürlich war das alles ein Wahnsinn ... Aber wer etwas dagegen sagte, der riskierte ja seinen Kopf.«
    Der Leutnant nickte.
    »Sie werden verstehen, daß ich als früherer Corpsstudent mit diesen Leuten gar nichts zu tun haben konnte ...«
    »Sie waren Ihnen nicht fein genug?«
    »Das auch ... Sehen Sie, meine Verbindung war immer national ... aber niemals nationalistisch ...«
    »Hm«, erwiderte der Leutnant, so gut wie interesselos, »und Ihre SS war immer nationalistisch, aber niemals national ...«
    Der spinnt, dachte der ehemalige Obersturmbannführer. Aber er ist nicht so übel. Vielleicht ein Jude. Vorsichtig sein. Der Führer war ein Arschloch, warum hat er sie bloß nicht alle 304
    umgelegt?
    »Sie hatten also«, begann der CIC-Mann mit brutal unterdrücktem Spott, »außer der Tatsache, daß Sie SS-Offizier waren, nichts mit der SS zu tun?«
    »Genau.«
    »Wenn ich Sie recht verstehe«, fuhr der Amerikaner mit einem abschließenden Blick auf seine Fingernägel fort, »dann haßten Sie sogar diese Leute?«
    »Auch das.«
    »Dann verstehen Sie auch, warum wir sie einsperren?«
    »Sicher.«
    »Dann müßte Ihnen sogar daran liegen, daß wir sie einsperren?«
    Westroff-Meyer nickte. Sein feister Stiernacken tat ihm den Gefallen.
    »Dann könnten Sie uns auch dabei helfen?«
    »Wie meinen Sie das?« fragte der Verhaftete lauernd.
    »Es würde Ihre Lage nur verbessern ...« Um die Lippen des CIC-Offiziers sprühte der Ekel.
    »Verbessern?«
    »Sie wissen genau, daß fast der ganze Stab des Reichssicherheitshauptamts zum Beispiel untergetaucht ist ... mit falschen Papieren ... irgendwo ... in Oberbayern oder im Ausland ... diese Leute interessieren mich«, fuhr der Leutnant träge fort. »Nun fragt es sich erstens, ob Sie wissen, wo sie sind ... und dann zweitens ...«, der CIC-Mann sah zum Fenster hinaus, »ob Sie uns den Weg zu ihnen zeigen ...«
    »Und dann?« fragte der ehemalige SS-Obersturmbannführer mit trockenen Stimmbändern.
    »Das wird sich finden«, entgegnete der Offizier unverbindlich.
    305
    Und so wurde nach einem Zehnminutengespräch aus einem Mörder ein Verräter. Diesmal ging es gegen die eigenen Leute. Warum nicht? Keiner streckt seinen dicken Kopf gerne durch die Schlinge. Galgen sind unschön. Was fällt, soll man noch stoßen! Peinlich, sicher ... aber nichts ist peinlicher, als die eigene Hinrichtung.
    Westroff-Meyer streckte fahrig dem Leutnant die Hand hin. Der Offizier übersah sie. Er ging in den Nebenraum und spülte sich mit
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