Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
3. Die Connor Boys: Diese Nacht kennt kein Tabu

3. Die Connor Boys: Diese Nacht kennt kein Tabu

Titel: 3. Die Connor Boys: Diese Nacht kennt kein Tabu
Autoren: Jennifer Greene
Vom Netzwerk:
einen Schlüsselbund heraus. „Leider habe ich die dumme Angewohnheit, auf alles vorbereitet zu sein."
    „Das nennen Sie dumm? Für mich ist das eine große Erleichterung. Einen Augenblick lang habe ich ehrlich geglaubt, wir müssten jetzt hier verhungern wie in einem viktorianischen Melodrama. Ich meine, wer weiß, wie lange es gedauert hätte, bis jemand nach uns sucht." Aber sie lächelte schon wieder, leicht sinnlich und amüsiert. „Glauben Sie, es war ein Geist, der versucht hat, uns einzuschließen?"
    „Glauben Sie denn an Geister?"
    „Um Himmels willen, nein."
    Michael ebenso wenig. Doch im selben Moment passierte etwas Unerwartetes. Er hatte den Dachbodenschlüssel in der Hand und wollte ihn ins Schloss stecken. Bloß... ihm war bis jetzt noch nicht aufgefallen, wie dicht Simone neben ihm stand. Die Dachbodentreppe war schmal. Das Treppenhaus so zugestellt, dass sie beide kaum Platz nebeneinander hatten.
    Als er Simone aus Versehen leicht anstieß und sie ihn daraufhin anlächelte, ging ihm ungewollt die Frage durch den Sinn, wie sie wohl in dem roten Satinmantel aussehen würde. Michael hatte immer eine klare Vorstellung von Moral gehabt, aber wenn ihre Großmutter nur annähernd so ausgesehen hatte wie Simone jetzt, konnte er plötzlich verstehen, dass sein Großvater der Versuchung nicht hatte widerstehen können.
    Sie war sauber und ordentlich am Morgen angekommen. Jetzt fragte er sich, ob ihre Kleidung nur eine Art Maske gewesen war. Ihr selbst schien nicht bewusst, dass ihr Herumstöbern auf dem warmen, staubigen Dachboden ihr Aussehen vollkommen verändert hatte. Ihr Haar war leicht zerzaust, ihre Haut warm, und sie duftete schwach nach einem blumigen Parfüm. Kamelien. Zart, süßlich. 'Und ihre Gefühle spiegelten sich lebhaft in ihren Augen wider. Nur zu leicht konnte Michael sich vorstellen, mit welchem Blick sie einen Geliebten anschauen würde. Und für einen Geliebten, dem sie sich schenken wollte, was würde sie da tragen? So etwas Ähnliches wie den roten Satinmantel? Wie würde sie sein, wenn sie wusste, dass sie sich gehen lassen durfte?
    Ihr Lächeln war verschwunden. Wie gebannt sah sie zu ihm auf, vermochte den Blick nicht von ihm zu wenden. Als hätte sie seine Gedanken erraten, hielt sie plötzlich den Atem an.
    Er wollte sie nicht küssen, da war er sich sicher. Er kannte sie ja kaum, und sein Scheitern mit Carla war noch zu frisch.
    Doch der Wunsch war fast unwiderstehlich. Sie bewegte sich. Oder er? Hatte sie sich ihm nicht zugeneigt? Jedenfalls war sie ihm auf einmal so nah, dass er den klopfenden Puls an ihrem Hals sehen konnte. Es wäre ihm nie in den Sinn gekommen, dass sie ihn moch te, aber es schien so. In ihrem Blick lag nicht nur Unsicherheit, sondern auch Sehnsucht. Noch immer schaute sie ihn an, atemlos.
    Ein gedämpftes knurrendes Geräusch brach den Bann. Sie blinzelte. Er auch. Farbe stieg ihr in die ohnehin schon geröteten Wangen, und sie fasste sich an den Magen.
    „Ah... Ms. Hartman... war das Dir Magen?"
    „Nicht doch. Mein Magen wäre nie so unverschämt und würde mich in aller Öffentlichkeit blamieren." Sie schluckte betroffen. „Da fällt mir gerade ein, dass ich nicht gefrühstückt habe."
    „Habe ich auch nicht. Ehrlich gesagt ist der Tag heute so viel anders verlaufen, als ich geplant hatte, und ich weiß nicht mal, warum. Aber jetzt wird es Zeit, dass wir eine Pause machen und etwas essen."
    „Einverstanden", sagte sie lächelnd.
    Er steckte den Schlüssel ins Schloss, und schon sprang die Tür auf. Zusammen traten sie in den kühlen, zugigen Flur. In Sicherheit, dachte er. Der seltsam verwirrende Moment war vor bei. Weiß der Himmel, was da geschehen war - oder beinahe ge schehen wäre -, aber auf jeden Fall würde er achtgeben, dass es nicht noch einmal vorkam.
    Simone hatte eigentlich vorgehabt, in ihre Pension nach Bar Harbor zurückzufahren.

Michael hatte zwar vom Essen gesprochen, aber das war sicherlich keine Einladung gewesen. Bloß, als sie unten ankamen, ging er wie selbstverständlich gleich in die Küche. Sie folgte ihm, aber nur, weil sie noch immer darüber redeten, wie sie das Problem mit den Truhen lösen sollten.
    Ehe sie es richtig merkten, hatte er genügend Sandwiches für alle beide fertig gemacht.
    Und dann waren sie auch schon mit einer Picknicktüte und einer Decke auf dem Weg zum Strand. Im Prinzip war ihr der einfache Imbiss recht. Sie hätte sich erst duschen und umziehen müssen, ehe sie irgendwo hätte essen gehen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher