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2891 - Das Geschäft heiligt die Mittel

2891 - Das Geschäft heiligt die Mittel

Titel: 2891 - Das Geschäft heiligt die Mittel
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vor der Brust und sah vor sich auf den Tisch, bevor sie sich bequemte, weiterzusprechen. »Er kennt meine derzeitige Adresse nicht«, fügte sie dann noch hinzu.
    Phil und ich wechselten einen kurzen Blick, mein Partner drehte vorsichtig den Kopf hin und her. Rosie, das hatten wir gerade begriffen, wusste nicht, dass ihr Bruder tot war. Und sie hatte ganz offensichtlich vor ein paar Monaten entschieden, ihrem Leben eine Wende zu verpassen. Vermutlich war da kein Platz mehr für einen Bruder, der sich als Kleinkrimineller verdingte.
    Eisig schweigend schüttelte sie auf jede unserer weiteren Fragen den Kopf. Sie hatte Will nicht mehr gesehen, keine Ahnung, wo er sich herumtrieb und was er machte. In stiller Übereinkunft hatten Phil und ich beschlossen, ihr noch nichts vom Tod ihres Bruders zu sagen, unter anderem, weil ihr Arbeitsplatz sicherlich nicht der richtige Ort für ein solches Gespräch war. Als Rosie unmissverständlich unser Gespräch beendete, indem sie auf die Uhr sah und sich umdrehte, beschloss ich, ihr später zu folgen.
    »Ich will wissen, wo sie wohnt. Zum einen, um ihr dort die Wahrheit über ihren Bruder zu erzählen. Zum anderen, um sie nicht aus den Augen zu verlieren«, raunte ich Phil zu. Um nicht aufzufallen, beschloss ich, die junge Frau allein zu beschatten.
    »Dann übernehme ich den Besuch bei den Hallburns auf Long Island«, erbot sich mein Partner.
    Ich schob Phil den Autoschlüssel zu.
    »Du wirst also mal wieder U-Bahn fahren«, grinste er.
    Wir verließen das Café, und während Phil zum Wagen ging, suchte ich mir einen Platz auf der gegenüberliegenden Seite zwischen zwei geparkten Lieferwagen.
    ***
    Rosie kam einige Zeit später aus dem Café. Sie sah sich sorgfältig um, bevor sie sich auf den Weg machte. Aus meinem Versteck heraus beobachtete ich sie. Sie entdeckte mich nicht und ging mit schnellen Schritten die Straße entlang. Zu meinem Erstaunen steuerte sie nicht eine der U-Bahn-Stationen an, sondern ging zu Fuß ungefähr zwei Blocks weiter. Dort verschwand sie in einem mehrstöckigen, grauen Wohnhaus.
    Während ich sie von der gegenüberliegenden Straßenseite aus durch die Eingangstür verschwinden sah, beschloss ich trotz der unangenehm feuchten Kälte, die an diesem Tag die Straßen durchzog, noch einen Moment lang zu warten, bis ich in Erfahrung bringen würde, ob Rosie wirklich dort wohnte und wenn ja, in welchem Apartment.
    Der große, mit einem dunklen Mantel bekleidete Mann, der in diesem Moment hinter einem vor dem Haus geparkten Wagen hervorkam, hatte es da wohl eiliger. Er nahm mehrere Stufen auf einmal, machte sich an der Eingangstür zu schaffen und betrat gleich darauf das Haus. Sämtliche Alarmglocken in meinem Kopf fingen an zu schrillen.
    Mit wenigen Schritten hatte ich die schmale Straße überquert und stieß gegen die Haustür. Sie war hinter dem Unbekannten zugeschnappt und ließ sich nicht aufdrücken. Aber ich hatte Glück, denn im selben Moment kam ein junges Paar heraus. Sie führten einen kleinen, struppigen weißen Hund an der Leine und hatten nur Augen füreinander.
    Im Hausflur herrschte Halbdunkel, irgendwo hörte jemand orientalisch klingende Musik. Über mir knarrte eine der Holzdielen der Treppe. Den Klingelschildern an der Eingangstür hatte ich entnommen, dass R. Thornton im dritten Stock wohnen musste, ein zweiter Name verriet, dass sie sich das Apartment mit jemandem teilte.
    So leise wie möglich eilte ich die Stufen hoch. Niemand begegnete mir, außer der Musik war im ganzen Haus nichts zu hören. Eine für New Yorker Verhältnisse fast schon gespenstische Ruhe, die plötzlich durch einen lauten Schrei durchbrochen wurde. Ich war mir sofort sicher, dass es Rosie war, die schrie. Nun hetzte ich in den dritten Stock hinauf, riss dabei meine Dienstpistole aus dem Halfter und kam oben an, als gerade hinter einer einen Spaltbreit offen stehenden Wohnungstür etwas zu Bruch ging.
    Die jetzige Wohnung von Rosalyn Thornton unterschied sich gewaltig von dem Loch, in dem wir Martin Guthrow gefunden hatte. Sie war klein, dunkel und schmal, aber sauber und mit weiblicher Hand eingerichtet. Das alles nahm ich jedoch nur nebenbei wahr, denn meine Konzentration eilte schon voraus. Durch die Tür zur Küche sah ich Rosie und den unbekannten Mann in einer heftigen Rangelei. Die junge Frau war kaum noch zu sehen, der Fremde drückte sie auf den Küchentisch nieder und hielt ihr mit seiner Pranke Mund und Nase zu.
    Der Typ war mindestens einen Kopf
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